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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Einzelheiten solcher Bourgeoisie-Heime erinnern...mir schwebt nur etwas von großgeblümten Sofas und symmetrisch arrangierten Teppichen vor und von Regalen, die vom Fußboden bis zur Decke reichen, angefüllt mit drei verschieden eingebundenen Lexika und einer Menge Strindberg und Lagerlöf in Leder, gewürzt mit einem Band Gyllensten und vielleicht sogar einem kleinen roten Pornobuch.
    »Tag, Anna«, sagte Bengt. Sein Gesicht war von der Novemberkälte blau angelaufen und seine Ohren knallrot. Das rührte mich fast. »Nett, daß du gekommen bist.«
    »Natürlich ist sie gekommen, denkst du vielleicht, nur weil so ein Provo in ihr steckt, käme sie nicht?...« sagte Ingela und tätschelte uns beiden den Kopf.
    »Weshalb hast du dir die Haare abschneiden lassen?« fragte Bengt. Er setzte sich neben mich aufs Sofa, nahm sich ein Glas Wein und steckte sich eine Zigarette an. Es fiel mir plötzlich auf, wie wenig Möglichkeiten es eigentlich gibt, wenn man so aufgereiht auf einem Sofa sitzt — man raucht, süffelt und konversiert, wie sich’s gehört.
    »Weil es praktischer ist«, sagte ich.
    »Bengt findet dich damit unweiblich«, rief Ingela lustig.
    »Nnnein...«, sagte Bengt.
    »Doch!«
    »Neinnein...«
    »Du hast aber doch gesagt, daß du Frauen mit kurzen Haaren abscheulich findest.«
    »Ingela!«
    »Aber das hast du doch gesagt!«
    Bengt drehte sich lächelnd zu mir.
    »Ja, das stimmt. Aber ich wollte gerade eben sagen, daß du mit den kurzen Haaren ungewöhnlich gut aussiehst. Nur wurde ich dabei unterbrochen.«
    »Entschuldige«, sagte Ingela leicht eingeschnappt und schaukelte in der einen Hand so lange demonstrativ eine neue Zigarette hin und her, bis Bengt es merkte und ihr Feuer gab.
    Unterdessen gelang es auch mir, meine Zigarette mit Hilfe eines Streichholzes anzuzünden, das ich durch einen fantastisch glücklichen Zufall gleich zu fassen bekam, als ich mit der Hand in den Beutel langte, der meine Handtasche ist.
    »Ich glaube, ich muß eben mal pinkeln«, sagte ich. Ich hatte ja den größten Teil der ersten Flasche allein getrunken. Die beiden andern hatten sich nicht ein einziges Mal ihre Gläser nachgefüllt.
    Die Villa war alt, und in der oberen Etage gab es eine Unmenge von Türen, als habe der Architekt im Jahre 1912 so viele Besenräume, Fremdenzimmer, Abstellkammern, Badezimmer, Toiletten, Arbeitszimmer und Mansarden wie überhaupt nur möglich zusammenpressen wollen, und ich öffnete fünf Türen, ehe ich das Klo fand. Die erste Tür führte in ihr Schlafzimmer. Eine Leselampe brannte auf dem einen Nachttisch, und das Bett war ungewöhnlich zerwühlt. Es sah fast so aus, als erhole es sich von einer größeren Orgie. Möglicherweise stand ich zu lange in der Tür und sah hinein. So hielten es also Bengt und Ingela. Vielleicht heute früh?
    Verheiratet zu sein und vögeln zu können, wann immer man Lust dazu hatte und solange man Lust hatte...und dann das Bett einfach zu verlassen, so unordentlich...ich bin nie mit einem verheirateten Mann im Bett gewesen. Diese Laken waren voll »verheiratetem Mann<. Die sind sicher bessere Liebhaber als die ungebundenen. Ja, ja, Vorurteile und dumme Ideen...aber versucht hatte ich’s ja noch nie.
    Als ich wieder hinunterkam, war Ingela dabei, das Essen aufzutragen. »Bengt soll nicht mithelfen, wenn er zu Hause ist«, sagte sie stolz und schüttete dabei Sauce auf das handgestickte Tischtuch.
    »Warum denn nicht?« fragte ich und nahm mir eine mächtige Scheibe Ochsenfilet und eine Masse Soufflé. Ich hatte die ganze Woche nichts anderes als Knäckebrot und Sardinen bekommen.
    »Weil das zu meinen Aufgaben gehört, wie es so schön heißt«, sagte Ingela ironisch. »Dafür braucht man sich angeblich nicht zu schämen, habe ich gelesen.«
    »Ich verlange doch nicht, daß du zu Hause bleibst«, sagte Bengt und rückte an seiner Brille, während er mir einen Verschwörerblick zuwarf.
    »Nein, das weiß ich wohl. Ich bin nur absolut unbegabt und so dumm wie ein Stück Holz, daran liegt es eben«, sagte Ingela leichthin. »Wie geht es übrigens mit deinen Studien, Anna? «
    »Sehr gut...«
    »Was studierst du denn?« fragte Bengt, und sein Bein kam dicht an das meine. Zuerst wollte ich meins zurückziehen, doch das würde sicher recht dämlich wirken. Sein Bein war warm.
    »Sie studiert Jura, das weißt du doch«, sagte Ingela kurz.
    »Sehr interessant«, murmelte ich.
    »Wie?« meinte Bengt.
    »Nun, das wolltest du doch eben sagen, nicht wahr? Aber ich nehme es

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