Das Doppelbett
nehmen und darauf blasen?
Ich höre die Klingel an der Tür. Es ist fünf Uhr!
Hej!
Lars (Ardelius)
BRITT ARENANDER
Fest in Kapernaum
D as Essen ist noch nicht ganz fertig. Ich schlage vor, wir setzen uns drinnen aufs Sofa und trinken inzwischen noch ein Glas Wein, nicht wahr? Das Filet schiebe ich jetzt in die Röhre, und dann ziehen wir uns zurück. Komm, Liebes! Oh, hast du keine Schuhe an?«
»Nein. Aber ich habe ein Paar Skisocken in den Stiefeln draußen!«
Mich fror tatsächlich auf ihrem Küchenboden, der kalt war wie in einer Kirche, und ich sah gewiß recht unglücklich aus, als ich so mit einwärtsgedrehten Zehen und eng an die Brust gepreßten Armen dastand. Ingela war einen halben Kopf größer als ich, aber nur, weil sie hochhackige Schuhe trug. Sie hatte ein entzückendes Kleid an. Ihr dunkles, frischgewaschenes Haar hing weich über die Schultern herab. Dazu hatte sie das Glück, kurzsichtig zu sein, so daß sie immer die Leute anblinzelte, mit denen sie sprach, und sich ihnen leicht entgegenneigte, was ihr den Anschein von Interesse und Anteilnahme gab.
»Bengt wird hoffentlich gleich kommen«, sagte sie, als wir uns, jeder mit einem Glas eiskalten Weißweins in der Hand, auf ihr großes, weißes Sofa gesetzt hatten und Zigaretten rauchten.
»Was hast du da?« fragte Ingela. »Irgend etwas klebt an deiner Wange. Ach, es ist eine Wimper. Darf ich sie fortnehmen? Ich blase sie von meinem Zeigefinger weg...ffff, kann mir was wünschen, und es geht in Erfüllung!«
»So?« sagte ich. »Wirklich?«
»Natürlich. Wußtest du das nicht?«
»Ich dachte, das gilt nur dann, wenn die Wimper auf die
Seite eines aufgeschlagenen Buches fällt«, sagte ich nicht gerade freundlich.
»Unsinn!« sagte sie. »Das spielt keine Rolle. Man darf nur nicht verraten, was man sich gewünscht hat...das ist wichtig. So, und jetzt lege ich eine Platte auf. Ich hoffe, du hast nichts gegen The Supremes.«
»Ich glaube nicht, daß ich sie schon mal gehört habe, aber vermutlich sind sie entsetzlich.«
»Weshalb?« fragte sie, kniete sich neben dem Plattenspieler nieder, und diese Haltung zeigte ihren reizenden Weiberhintern. Und ihr hinten sehr tief ausgeschnittenes Kleid ließ einen schönen Rücken mit seidiger, sonnenbrauner Haut frei. Sie wirkte fast das ganze Jahr hindurch sonnengebräunt. Jetzt war es November.
»Die singen für die Yankees in Vietnam«, sagte ich.
»Ach, Liebste, nun mach doch mal ‘nen Punkt hinter dieses Thema. Heute abend wollen wir gemütlich plaudern. Ich habe einfach nicht die Kraft, um über die Weltpolitik oder ähnlich brenzlige Dinge zu diskutieren...Da kommt Bengt.«
Sie lief in den Korridor. Ich blieb sitzen und überlegte, weshalb ich eigentlich gekommen war. Ich hatte Bengt nur ein paarmal bei schrecklichen Familienessen gesehen. Ingela ist meine Kusine. Er hatte keinen besonderen Eindruck auf mich gemacht. Ich wußte, daß er Nationalökonom und Erbe der Villa seines Vaters auf Djurholmen war, und schon das genügte, um in mir keinen besonderen Wunsch aufkommen zu lassen, mehr von ihm zu erfahren. Ingela ist über dreißig. Sie hatte genug vom süßen Leben und nahm ihre Chance wahr. Und jetzt ist sie Hausfrau, und das langweilt sie entsetzlich. Das weiß ich. Sie verbringt ihre Tage damit, einen Pudel an der Leine spazierenzuführen und der Reinmachefrau zu erklären, wie man Parkettböden pflegt. Manchmal fährt sie in die Stadt und kauft sinnlos eine Menge Plunder ein. Hinterher kommt sie dann, beladen mit Paketen, Päckchen und Tüten, zu mir herauf, da ich ja meistens in meinen Büchern vergraben zu Hause sitze. Immer bringt sie mir etwas mit, eine Flasche Weißwein, eine Schachtel Katzenaugen oder sonst etwas, was ich mag, irgendeine ausgesuchte Überflüssigkeit.
»Da kommt ja meine gute Fee«, sage ich dann, gebe ihr eine Tasse Tee zu trinken und werfe einen Kloben ins Feuer.
»Na, wie geht’s?« fragt sie. »Was Neues aufgetaucht?«
»Ach, nichts Besonderes.«
»Bring ihn mal einen Abend mit, dann geben wir ein kleines Fest.«
»Gewiß. Ich fühle mich ja wie zu Hause in deiner Djurholmensvilla, ganz zu schweigen davon, wie meine Bekannten sich dort erst Vorkommen würden!«
»Weißt du, langsam wird’s Zeit, daß du deine Grillen loswirst. Ich fühle mich ganz wohl dort, zwischen meinen leeren Flaschen...und...und...nun ja, dem ganzen anderen Kram dort.«
Wie sah es denn aus bei ihnen? Das läßt sich nicht so leicht beschreiben. Ich kann mich nie an
Weitere Kostenlose Bücher