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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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heißt es wohl — nein, so heißt es natürlich nicht, aber immerhin. Ein Kerl mit Weste und Hornbrille und gescheiteltem Haar! Mich kann doch höchstens die Komik so erhitzt haben.
    Dann wieder dachte ich, wie er es wohl anstellen mochte, mit einem solchen Ständer, der schon fast die Hosen sprengte, ins Zimmer hinunterzukommen. Was für eine Selbstbeherrschung! Typisch bourgeois! Fantastisch! Garantiert bringt er es zustande, daß er sich wieder legt, während er die Treppe hinuntergeht.
    Ingela hatte, als ich heruntergeschwankt kam, ihre Brille aufgesetzt und zielte mit der Kaffeekanne auf die Tassen. Ich kann mir nichts Blödsinnigeres vorstellen als kleine Kaffeetassen. Große Kübel müssen es sein. Ich tat ein winziges Stück Zucker in meine Tasse und rührte um. Ziemlich lange. Trank dabei einen kräftigen Schluck Kognak.
    »Es ist doch wunderschön«, sagte ich und schaute dabei Ingela in ihre Brille. »Ich meine, ihr seid so viel älter als ich...ich meine, ich bin so viel jünger als ihr...das ist schön, nicht? Fast wie in einem schlechten Roman...«
    »Möchtest du noch Kaffee?« fragte mich Bengt.
    »Weshalb fragst du nie mich?« sagte Ingela.
    »Weil er mich zuerst fragte«, sagte ich.
    »Bengt, ich bin sauwütend auf dich, du bist ungezogen, unmöglich, pißlangweilig. Gib mir etwas Kaffee!«
    »Nimm dir doch selbst deinen verdammten Kaffee«, schrie ich.
    Ich war verblüfft. Nie war ich sonst aggressiv, und blau war ich auch nicht.
    »Bengt«, sagte Ingela.
    »Eine halbe oder eine ganze Tasse?« sagte er und hielt ihr die Kanne hin. Sein Haar fiel ihm in die Stirn.
    »Eine halbe. Du müßtest nach einem Jahr Ehe wissen, daß ich beim zweitenmal nur eine halbe Tasse nehme.«
    »Ist denn das zum Teufel so interessant, daß er es den ganzen Tag im Kopf haben sollte?« fauchte ich.
    Sie würdigte mich keines Blickes.
    »Zucker«, sagte sie zu Bengt.
    Er reichte ihr die Zuckerdose.
    »Tu mir welchen rein«, sagte sie.
    Er nahm ein Stück Zucker und tat es in ihre Tasse.
    »Nur ein halbes Stück, das weißt du doch...«
    »Jetzt halt endlich den Mund«, sagte ich. »Wenn du noch ein Wort sagst, schütte ich meinen ganzen Kaffee über dem Teppich aus!«
    »Mehr Kognak, Bengt«, sagte Ingela; sie hörte mich einfach nicht. Er schenkte ein, großzügig — braver Junge. Danach hob er schnell sein Glas, und ich das meine, und Ingela folgte eifrig mit dem ihren. Da sie uns unterkriegen wollte, mußte sie ihr Glas in einem Zug austrinken. Zufrieden stellten wir unsere Gläser hin — wir hatten an ihnen nur genippt.
    »Müde Gesellschaft«, sagte Ingela entrüstet und starrte auf unsere Gläser. »Ich tanze euch jetzt einen Sorbas vor. Damit ihr meine hübschen Beine richtig bewundern könnt...«
    Sie sprang auf — wir blieben, jeder in seiner Ecke, sitzen. Ingela wirbelte auf den Fersen umher. Ich hatte den Sorbas schon vor mindestens einem Jahr satt bekommen.
    »Ingela ist wirklich schön«, flüsterte ich Bengt über den Tisch zu. »Ich meine es im Ernst.«
    »Ich habe die schönen Frauen über«, flüsterte Bengt zurück.
    »Sprecht laut, damit ich hören kann, was ihr sagt«, rief Ingela.
    »Ich sagte nur, daß du heute abend fantastisch gut aussiehst«, rief ich.
    »Das weiß ich.« Ingela tanzte vorüber und hielt Bengt ihr leeres Kognakglas hin. »Schenk ein, Bengt!«
    Ich erwischte die Flasche und füllte nach. Bis an den Rand. Was war bloß in mich gefahren? Besser wäre es, jetzt ein Taxi zu bestellen, dann könnte Bengt Ingela ins Bett legen, und das Ganze wäre überstanden. Statt dessen blieb ich sitzen — und schenkte ihr sogar nach. Ingela tanzte und trank, und wir beide schenkten ihr abwechselnd ein. Schließlich fiel sie über einen Ryateppich und blieb liegen.
    »Laßt mich liegen«, wimmerte sie und grinste dümmlich. »Hier auf dem Fußboden ist’s so schön. Menschenskinder, wie ich mich wohl fühle. Und voll bin ich, verdammt noch mal! Himmlisch voll. Kannst du für Anna nicht einen Wagen besorgen, Bengt? Dann bist du lieb...ein großes, schickes Taxi, das sie schnell nach Hause bringt...in...ihre kleine Mansarde...«
    Sie wühlte mit den Händen in der Wolle des Teppichs, und plötzlich war sie eingeschlafen.
    Wir blieben auf unseren Plätzen sitzen.
    »Kannst du mir bitte ein Taxi rufen? Das wäre nett von dir«, sagte ich schließlich.
    »Nein«, antwortete er. »Du bist zu einem Fest eingeladen worden, und das Fest soll, denk’ ich mir, weitergehen.«
    »Nein«, meinte ich. »Ich

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