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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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westlichen Geheimdienste gelungen, in dieses gesperrte Gebiet einzudringen. Einem französischen Capitain gelang es 1962, bis zum dritten Kontrollpunkt zu kommen. Da hatte man ihn. Über sein Schicksal ist nichts bekannt geworden. Seitdem nur Fehlanzeige. Aber es muß etwas geschehen, Bob! Wir vermuten, daß Hunderte amerikanisierte Russen dort gedrillt werden, und es ist abzusehen, daß einmal die wichtigsten Posten bei uns von solchen Leuten besetzt werden. Das wäre eine nationale Katastrophe! Wir können sie nicht verhindern, weil diese Russen zu perfekt sind. Das Beispiel ist Major Morgan. Ohne den Unfall wäre er heute sicherlich Oberst! Natürlich ohne eine Personalakte im Pentagon. Aber wer fragt danach? Denken Sie an den deutschen Hauptmann von Köpenick! Eine Uniform genügt, um alle Türen aufzureißen! Das ist in den USA nicht anders als in Old Europa! Morgan hatte bereits seinen Ring aufgebaut. Da gab es eine ›Braut‹ von ihm, im US-Stützpunkt Passau in Deutschland. Sie arbeitete in der Verwaltung, hieß Betty Morton und war in Wirklichkeit der sowjetische Leutnant Alexandra Khorunj. Ist das eine Sauerei, Bob?!«
    »Wozu erzählen Sie mir das alles, Sir?« fragte Miller ahnungsvoll. Jetzt trank er doch seinen Whisky aus.
    »Wie geht es Ihrer russischen Mutter, der schönen Galina Fjodorowna Miller?«
    »Sie lebt in Frieden … bis jetzt …«
    »Und Ihr Vater Johannes?«
    »Er kümmert sich um seinen Drugstore und sein Motel.«
    »Stammt er nicht aus Düsseldorf?«
    »Aus Essen, Sir. Aber als er in die USA einwanderte, war er erst vier Jahre alt. Heute ist er Sechsundsechzig –« Bob Miller straffte sich im Sitzen. »Meine Eltern wissen nicht, daß ich in Smolenska war. Für sie studiere ich im Auftrage der Army Sprachen.«
    »Bob!« General Orwell faltete die Hände über dem Bauch. »Wir sind extra nach Fort Thompson geflogen, sicher vor allen Abhörwanzen, die sogar in Alaska möglich sind, um Sie zu fragen: Wollen Sie nach Rußland?«
    »Um es zu präzisieren: nach Winniza?«
    »Ja.«
    »In die verbotene Stadt, die Nowotschok heißt.«
    »Das steht am Zaun. Die Stadt heißt sicher anders. Ein amerikanischer Name. Sie haben alle Unterstützung, die Sie brauchen … nur wenn man Sie schnappt, kennt Sie keiner. Trauen Sie sich das zu?«
    »Ja, Sir!« sagte Miller ohne Zögern.
    »Ich wußte es, Bob. Wenn nicht Sie, wer sonst! Sie sind mein bester Mann. Begreifen Sie jetzt, was ich vorhin sagte: Sie müssen ein komplettes Doppelleben führen, und das perfekt. Einmal Russe, einmal Amerikaner, so, wie's gerade gebraucht wird. Überlegen Sie sich das, Bob! Sie müssen in die geheimnisvolle Stadt hinein und uns alle Namen der ›perfekten Amerikaner‹ durchgeben, die dort gezüchtet werden, damit wir sie, wenn sie bei uns auftauchen, beschatten können. Das ist kein Spaziergang, das ist ein tödlicher Job! Winniza ist kein Platz für Nichtschwimmer!«
    »Dann bin ich richtig, Sir.« Bob Miller sah General Orwell mit seinen romantischen großen blauen Augen an. »Ich war Army-Meister im Tausend-Meter-Brustschwimmen …«
    »Ihren kaltblütigen Witz werden Sie gebrauchen können.« Orwell erhob sich, und auch Bob Miller sprang aus seinem Korbsessel auf. »In zwei Wochen starten Sie, Bob. Von der Türkei aus, in einem Fischerboot über das Schwarze Meer. Per Fallschirm geht nicht … die Luftüberwachung ist bei den Sowjets perfekt. Sie müssen nachts an die russische Küste klettern. Die Einzelheiten sprechen wir noch durch. In Winniza erwartet Sie dann ein Kontaktmann, der Traktorist Awdej Konstantinowitsch Dewjatow. Er wohnt in der Ulinskaja elf.« Orwell nahm Miller die Karte der Ukraine ab und warf sie wieder in die offene Kiste. »Haben Sie einen besonderen Wunsch, Bob?«
    »Ja, Sir.« Bob Miller starrte gegen die Wand. »Ich möchte vorher noch einmal meine Mutter sehen –«
    »Genehmigt, Bob.« General Orwell spürte ein Kratzen im Hals. Er denkt wie ich: Von dieser Fahrt wird es kein Wiederkommen geben, es sei denn, es geschehen doch noch ab und zu Wunder. »Wir sehen uns in zehn Tagen in Boston auf dem Flugplatz wieder. Genießen Sie diese zehn Tage, Bob.«
    »Ich will mir Mühe geben, Sir.« Miller stand stramm, als Orwell an ihm vorbeiging. »Sie werden es nicht glauben: Aber ich freue mich auf Winniza!«
    Amasra ist ein türkischer Fischerort am Schwarzen Meer, an den Ausläufern des Pontischen Gebirges. Flache, weißgetünchte Häuser, ein sandiger Strand, auf den man die Boote zieht und wo

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