Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nicht?«
    »Nicht auf so einsamen Straßen in der Nacht.«
    »Das kann man sofort ändern, Norma.«
    »Dann setzen Sie Ihren Wagen zurück und lassen mich weiterfahren.«
    »Ich habe ein Plattenalbum bei mir. Beethoven, dritte Sinfonie. Dirigiert von Bernstein. Reizt Sie das nicht?«
    »Heute nicht. Hendrik, Seien Sie vernünftig und fahren Sie weiter! Ihre dritte Sinfonie kenne ich bereits …«
    »Sie kennen aber mich nicht, Norma«, sagte Gulbrannson heiser. »Weder meine erste, noch die zweite, noch meine neunte Sinfonie. Mit Ihnen geige, trommle und blase ich alle Konzerte der Welt herunter, und ich wette, Sie hören mir zu und spielen sogar mit! Sie sind gar nicht so, wie Sie sich geben. Sie sind ein Vulkan mit einem Deckel, und diesen Deckel hebe ich jetzt hoch!«
    Es geschah so plötzlich, trotz der Ankündigung, daß Norma keine Zeit mehr fand, einen ihrer Karateschläge anzubringen. Gulbrannson riß sie an den Armen um das Moped herum, stieß ihren Kopf gegen seine Brust, was sie halb betäubte, und schleifte sie dann zu seinem Wagen. Sie versuchte noch, um sich zu treten, wollte schreien und mit dem Kopf stoßen, aber Gulbrannson hatte durch seinen überraschenden Angriff die bessere Position, stieß ihren Kopf gegen die Dachstrebe des Autos und schob sie dann auf den Hintersitz. Mit griffbereit vorbereitetem Heftpflaster fesselte er ihre Hände und Fußknöchel aneinander, verklebte ihr den Mund und küßte ihr die Nase und die Augen, riß ihre Bluse auf und umfaßte ihre Brüste.
    »Davon habe ich geträumt.« Sein Atem flog, die Stimme vibrierte und zerfiel fast vor Erregung. »Norma, mir ist völlig gleichgültig, was morgen ist. Du kannst mich anzeigen – ich werde alles leugnen. Aber es kann sein, daß wir uns heute nacht doch noch verstehen und du wirklich Spaß dabei hast. Ich bin ein fabelhafter Liebhaber.«
    Er warf die Tür zu, sprang hinter das Lenkrad und fuhr an. Er war so erregt, daß er im Rückspiegel nicht den kleinen Lastwagen sah, der ebenfalls ohne Licht vorsichtig durch die Nacht fuhr und angehalten hatte, als auch Gulbrannson stoppte. Jetzt folgte er ihm und bog in den Steinbruch ab, den Gulbrannson ansteuerte. Am Rande der herausgesprengten Felsen blieb der Lastwagen stehen, ein Mann in weißem Overall stieg aus und rannte im Schatten der Felswand in den Bruch hinein, direkt auf den Wagen zu, der neben einem Steinhaufen gebremst hatte.
    Gulbrannson zerrte Norma vom Hintersitz, stellte sie auf die Beine und streichelte über ihre Brüste. »Ich hatte mir das anders vorgestellt«, sagte er rauh. »Ich wollte dir wirklich die Sinfonie vorspielen, eine Flasche Champagner mit dir trinken, und dann wäre alles von allein gekommen. Jetzt ist der Zug abgefahren und hat uns in den Dreck geschleudert. Aber ich habe dich, das ist die Hauptsache. Du wirst von der Nadel, die deine Platte bespielt, begeistert sein!«
    »Bist du da so sicher?« sagte eine Stimme hinter ihm.
    Gulbrannson wirbelte herum. Sein Blick war fürchterlich, wie bei einem Stier, der eine rote Mauer vor sich sieht und dauernd mit dem Schädel dagegen rennt. Er erkannte John Barryl an seinem Overall mit der Reklameaufschrift und ballte die Fäuste.
    »Hau ab, du Kakao-Clown!« schrie er. Dann schien ihm bewußt zu werden, daß er jetzt einen gefährlichen Zeugen hatte und damit seine Position aussichtslos war. Er wollte mit einem schnellen Griff an seinen Revolver, aber John Barryl kam ihm zuvor.
    Mit ungeheurer Wucht sauste ein Hammer auf Gulbrannsons Schädel und zertrümmerte ihm die Hirnschale. Ohne einen Laut sank er in sich zusammen, fiel neben Norma gegen seinen Wagen, rutschte an ihm herunter, und erst, als er lag, drückte der Blutstrom durch die fürchterliche Wunde und überschwemmte sein Gesicht.
    John Barryl entfernte vorsichtig das Pflaster von Normas Mund, um ihre Lippen nicht aufzureißen und trug sie dann wie eine große Puppe schnell durch den Steinbruch zu seinem Lastwagen. Erst dort entfernte er die Fesseln um Beine und Hände.
    »Du siehst, man kann dich nicht allein lassen«, sagte er und drückte Norma auf die Wolldecke, die er auf der Ladefläche ausgebreitet hatte. »Ich muß doch immer um dich sein …«
    Sie hatte bisher geschwiegen. Der Anblick des Mannes, aus dessen aufgeschlagenem Schädel das Blut spritzte, hatte sie gelähmt. Mit einem Seufzer ließ sie sich zurückfallen und raffte die Bluse über ihren Brüsten zusammen.
    »Ich hätte es auch allein geschafft. Ohne Mord«, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher