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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leise.
    »Das wäre fast ein Wunder.«
    »Er hätte mir die Beinfesseln abnehmen müssen. Mit zusammengekniffenen Beinen könnt ihr Männer nichts anfangen. Und da hätte ich zugetreten, mitten hinein in den Unterleib!«
    »Und dann?«
    »Was dann?«
    »Er hätte dich mit seinem Haß verfolgt bis ans Ende der Welt. Auf jeden Fall hätte er dafür gesorgt, daß du aus der Kantine hinausfliegst. Und dann, fragst du noch? Unsere ganze Arbeit wäre umsonst gewesen. Norma … überleg es dir! Wir sollten wirklich heiraten … dann hört das alles auf. Wenn es dich beruhigt, große Patriotin, dann sage dir immer vor: Rußland will es so!«
    Er warf die Ladeluke zu, fuhr vorsichtig auf die Straße zurück und erreichte, ohne daß ihnen jemand um diese Zeit begegnete, die Stadt Los Alamos. Im Hof des Hauses, das Barryl für ›Bio-Jet‹ gemietet und wo er eine Lagerhalle eingerichtet hatte, holte er Norma wieder aus dem Lastwagen.
    »Mein Moped!« sagte sie plötzlich. »John, mein Moped wird alles verraten. Es liegt noch an der Straße.«
    »Bin ich ein Idiot?« Barryl nickte zu dem Lastwagen. »Ich habe es aufgeladen, bevor ich euch in den Steinbruch nachfuhr.«
    »Du machst nie einen Fehler?« sagte sie heiser. »Nie?«
    »Fast nie.« John Barryl schloß die Tür des Hauses auf. »Kommst du zu mir hinauf, oder hast du Angst, ich könnte Gulbrannson ablösen?«
    »Das tätest du nie, John.«
    »Vielleicht ist das ein Fehler –«
    »Du hättest es auch nie nötig, John.« Sie lehnte sich an ihn, von einer plötzlichen Schwäche befallen. Er legte den Arm um sie, preßte sie an sich und spürte den Druck ihrer festen Brüste. Es war wie damals in Frazertown, als sie zum erstenmal zusammen tanzten. Ein betäubendes Gefühl. »Laß mir noch ein wenig Zeit, dann heiraten wir.«
    »Norma!« Er wollte sie küssen, aber sie schob die Hand zwischen ihre Lippen. »Ich will vor deiner Tür liegen wie ein Hund und warten.«
    Sie streichelte über seine Augen, er seufzte unter dieser Zärtlichkeit und küßte mit trockenen Lippen ihre Handflächen.
    Wir müssen Abschied nehmen, Bob, dachte sie dabei. Es ist sinnlos, aufeinander zu warten. Wir werden uns nie mehr begegnen. Mit dir war ich im Himmel, aber auf der Erde muß ich weiterleben. Ich werde dich nie vergessen, Bob … doch das Leben geht weiter, und immer mehr entfernen wir uns voneinander. Ich werde Andrej Nikolajewitsch heiraten und ihm eine gute Frau sein. Ich werde ihn sogar ehrlich lieben können. Das ist kein Verrat, Bob. An dich werde ich denken wie an ein wundersames Märchen …
    »Koch mir eine Kanne ganz starken Tee, John«, sagte sie und ging vor ihm in das Haus. »Ich muß mir bei dir die Bluse zunähen. So kann ich doch nicht durch die Stadt fahren.«
    Hendrik Gulbrannsons Leiche wurde am Morgen von den Steinbrucharbeitern gefunden.
    Es gab einen großen Wirbel, Polizei und Militärpolizei sperrten alles ab, suchten nach Spuren, was auf dem Felsuntergrund aber ohne Ergebnis blieb, und ein Arzt des Militärlazaretts stellte nüchtern fest: »Hendrik ist mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden. Der Mörder muß über ungeheure Kräfte verfügen … eine Schädeldecke so einzuschlagen, ist fast schon anormal.«
    Um die gleiche Zeit, als man im Steinbruch Gulbrannsons Körper in den Sarg legte, landete Bob Miller auf dem Militärflugplatz von Los Alamos.
    Er hatte es vorgezogen, die Strecke von Albuquerque zur Atomstadt nicht über die staubige Straße zu fahren, sondern wollte sich die unwirtliche Gegend aus der Luft ansehen. Er überflog auch das Gelände der Atomforschungsanstalt, nachdem man ihm von der Bodenüberwachung dazu die Erlaubnis gegeben hatte. Man hätte ihn sonst unweigerlich abgeschossen.
    Von oben sah alles schrecklich langweilig und dreckig aus. Die Wiege des Atomzeitalters war nicht attraktiv.
    Gleich nach der Landung erfuhr Bob, daß man Gulbrannson in der vergangenen Nacht umgebracht hatte. Einen möglichen Täterkreis hatte man noch nicht ermittelt. Böse Zungen aber behaupteten schon jetzt, man sollte bei den Ehemännern nachfragen, deren Frauen bei Hendrik die Kissen zerwühlt hatten. Es waren auch heißblütige Mexikaner darunter, die ihn in alle Höllen wünschten.
    »Mexikaner arbeiten mit dem Messer«, sagte Bob, als sie über das Flugfeld zum Kontrollgebäude gingen. »Schade. Ich hätte Hendrik gern wiedergesehen. Er hatte eine so sympathische Art: Man konnte ihm dauernd in die Fresse hauen. Reue kam dabei nie auf.«
    Bis gegen

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