Das Doppelspiel
durchsetzen, und dann reden wir weiter.«
»Ich möchte das Restaurant und das Motel meines Vaters übernehmen, Sir.«
»Ein Mann wie Sie, Bob!«
»Ich weiß, Sir, was Amerika in mich investiert hat. Aber ich glaube, ich habe es in Winniza und Sibirien abbezahlt.«
»Sie sind Offizier, Bob, und kein Kleinkrämer.«
»Es gibt Generäle als Filmschauspieler, Sir, und Filmschauspieler, die gern Präsident von Amerika werden möchten. Warum soll ein Oberst nicht Hamburgers und Hot dogs verkaufen?«
»Stellen wir das Gespräch zurück.« Orwells Stimme wurde wieder dienstlich. »Bob, finden Sie uns Plenjakow. Haben Sie Dunja schon nach ihm gefragt?«
»Nach den Gesetzen der Logik ist er nie in ihrer Umgebung.«
»Nach den Gesetzen der Logik müßten Sie jetzt in der Taiga verschimmeln. Und wo sind Sie? Im Bett Ihrer russischen Geliebten, und das auch noch im Blickwinkel von Amerikas bestbehütetem Geheimnis. Nennen Sie das Logik?«
»Ich tue, was ich kann, Sir«, sagte Bob verschlossen.
»Und wenn der Weg zu Plenjakow doch über Dunja führt? Bob, ich habe da so ein Jucken um das Herz herum. Sie kennen das von mir: mein siebter Sinn. Wollen Sie von Ihrer Aufgabe entbunden werden? Ich schicke Ihnen dann sofort Captain Redder als Nachfolger.«
»Danke, Sir. Ich schaffe es allein. Wenn es zu schaffen ist, dann kann ich es ja nur allein. Wer kennt denn Plenjakow außer mir?«
»Und Dunja.« Orwell räusperte sich. »Schluß jetzt, Bob! Kopf hoch, mein Junge … ich beneide Sie nicht. Sie haben die herrlichste Frau erwischt … aber sie hat auch ganz klar gesagt: Ich bleibe immer eine Russin! Möge Gott verhüten, daß Sie daran zerbrechen …«
Es knackte. General Orwell hatte aufgelegt. Langsam legte auch Bob den Hörer zurück, legte den Kopf weit in den Nacken und starrte gegen die weiß getünchte Decke. Die Klimaanlage surrte auf einmal wie ein Düsenmotor. Alle Geräusche, selbst das Summen einer Fliege, wuchsen ins Gigantische.
Sie wird mir alles sagen, dachte Bob. So wie sie kann keine andere Frau mehr lieben. Aber gibt es eine grenzenlose Liebe? Gibt es Hingabe ohne ein Geheimnis?
Ich bleibe immer eine Russin – war das die Grenze?
John Barryl erschien wieder in Los Alamos mit seinem weißlackierten Lieferwagen und seinen Bio-Jet-Dosen. Die Wachen kontrollierten ihn so gut wie nicht mehr, hielten ihn nur noch an, um seinen neuesten schweinischen Werbevers zu erfahren. Dann brüllten sie vor Lachen, und Plenjakow konnte ungehindert in den inneren Bereich einfahren und hinter der Kantine II halten.
Den Weg ins Magazin kannte er im Schlaf. Er schleppte drei Kartons mit Bio-Jet ins Lager, stieß dort einen vereinbarten Pfiff aus, den man bis zur Theke hörte, und wartete auf Dunja. Stan Wolter, der Pächter, befand sich nicht im Lokal. Er fuhr mit einem Einkaufswagen in den Hallen des Supermarktes von Los Alamos herum und suchte für seinen Küchenbetrieb die Wochenration zusammen.
Plenjakow lehnte an einem der Regale, als Dunja ins Magazin schlüpfte. Das Mädchen an den Obstsaftmaschinen hatte sie für ein paar Minuten abgelöst. Plenjakow sah müde aus. Er hatte die ganze Nacht vor dem Haus des Drogisten gewartet, aber Dunja war nicht in ihre Wohnung gekommen. Dann hatte er – in Zivilkleidern, nicht in seinem auffälligen Overall von Bio-Jet – hinter einem Schuppen gestanden und beobachtet, wann Dunja ihre Arbeit antrat. Sie war pünktlich gekommen, wie jeden Morgen, aber nicht auf ihrem Moped, sondern mit einem Taxi. Und sie trug dasselbe Kleid wie am Vortag, dieselben Schuhe, und vor allem fiel Plenjakow auf, daß sie weniger ordentlich frisiert war als sonst.
Das erzeugte in ihm einen Sturm von Eifersucht und verworrenen Gedanken, dem er nur mit einem Zähneknirschen und der eisernen Disziplin, zu der er erzogen worden war, widerstehen konnte.
»Wo warst du?« fragte er sofort, als Dunja ins Magazin kam und die Tür sorgfältig schloß. Sie schob einen Karton davor, um bei unliebsamen, schnellen Besuchen rechtzeitig gewarnt zu sein. Die rückwärtige Tür zum Hof hatte sie im Auge. Es gab sowieso genug Lärm, wenn Stan Wolter vom Supermarkt zurückkam.
»Was heißt das: Wo warst du?« fragte sie zurück.
»Ich habe die ganze Nacht vor deinem Haus gestanden.«
»Wir waren nicht verabredet, John. Heute abend …«
»Du bist mit einem Taxi gekommen! Wo ist dein Moped?«
»Hinter dem Haus.«
»Dann bist du gestern auch mit einem Auto weggefahren?«
»Verhört jetzt der Major Plenjakow
Weitere Kostenlose Bücher