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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwebte. Als er ihr die Hand gab, kam er sich vor wie ein Halbwüchsiger, dem man zum erstenmal zeigt, warum ein Leben ohne Frauen eine Verhöhnung der Natur ist.
    »Sie sehen gut aus, John!« sagte Norma unbefangen. »Neu, der Anzug?«
    »Ich habe vor zehn Minuten das Preisetikett abgerissen …« Barryl vermied es, in Normas so nahen tiefen Blusenausschnitt zu starren. Ein Hauch von Parfüm wehte zu ihm hin, der den an sich schon warmen Abend noch schwüler machte. »Gehen wir?« sagte er heiser.
    Sie hakte sich bei ihm unter, und er glaubte, durch den Stoff seines Ärmels die schmeichelnde Wärme ihrer Haut zu spüren. Während sie ging, wippten die Brüste leicht auf und ab … es war nicht zu übersehen, man konnte es nicht ignorieren, es war ein Teil des Zaubers, der von Barryl Besitz ergriff. In den Schläfen begann ein taubes Rauschen, er mußte den Mund etwas öffnen und seinen Atem dosieren, denn wenn er jetzt nur durch die Nase atmete, konnte das wie ein wildes Schnauben klingen.
    Sie macht mich verrückt, dachte er. Sie überfordert glatt die Selbstbeherrschung eines Mannes! Wie soll man das eine ganze Nacht lang aushalten? Gebt mir einen Rat, Genossen! Siehst du ein hübsches Weib, dann flüchte – oder leg ihr deinen Kopf zu Füßen … das sagen die Kirgisen. Welch eine Weisheit.
    John Barryl war bereit, vor Norma bedingungslos zu kapitulieren.
    Was er auf dem Weg zu Hillmoores Nachtbar alles erzählte, wußte John nicht mehr, als sie endlich den Eingang erreicht hatten, über dem die Neonreklame in verschiedenen Farben zuckte. Es mußte viel Dummes gewesen sein, denn Norma hatte ein paarmal aufgelacht und seinen Arm gedrückt. Er spürte es wie heiße Körperküsse.
    Bei Hillmoore war schon lauter Betrieb, aber Barryl hatte einen Tisch bestellt, einen jener rot beleuchteten Logenplätze, wo man unter den vielen Menschen doch allein war.
    Bob Miller mixte am Tresen gerade einen Lone Tree Cooler und ließ den Shaker in der Hand tanzen, als er Norma durch die Tür kommen sah. Ihr Anblick traf ihn wie ein Fausthieb in den Magen. Er stellte den Shaker hin und beobachtete mit Mißfallen, wie ein großer, muskulöser, verdammt gut aussehender Mann in einem mittelblauen Anzug und mit gepunkteter Krawatte den Kellner ansprach, auf eine der Logen zeigte, Norma dann um die Hüfte faßte und um die Tanzfläche herumkam. Es war ein Zufall, daß gerade jetzt die Band eine Pause einlegte und das Stimmengewirr im Lokal das einzige Geräusch war. In diese relative Stille ertönte hell, als Norma in der Nähe der Bar war, ein tierischer Schrei. Norma Taylor zuckte herum, ihr Blick kreuzte sich mit dem von Bob Miller wie blitzende Klingen. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und ging schnell zu der reservierten Loge. John Barryl dagegen blieb stehen, starrte Bob Miller entgeistert an und trat dann näher.
    »Haben Sie Schmerzen?« fragte er.
    Bob Miller faltete die Hände über seinem Shaker und nickte zu Norma hin. Sie setzte sich gerade. »Das war aus der Affensprache«, sagte er. Barryl starrte ihn an. Die verträumten Augen des Mannes irritierten ihn. »Und es heißt: Freue dich, Christenheit, ein Engel ist gekommen!«
    »Sind Sie verrückt?«
    »Durchaus nicht. Erzählen Sie's Ihrer Begleiterin, sie wird's verstehen.«
    »Norma?«
    »So ist es! Wußten Sie nicht, daß Norma Spezialistin für Affen ist?«
    Barryl verzichtete auf weitere Erklärungen und ging zu seinem Tisch. Er traf auf eine Norma Taylor, die wieder rote Flecken im Gesicht hatte, vor Erregung ihre schöne, schmale Nase blähte und ihre Unterlippe durch die Zähne zog. So sieht ein Mensch aus, der einen Mord nicht bereuen würde, dachte Barryl und war von Norma begeistert.
    »Soll ich zurückgehen und ihm eine runterhauen?« fragte er und blieb stehen.
    »Das kann ich allein!« Sie starrte mit einem wilden Blick zu Bob Miller hinüber, raubtierböse und mit angespannten Muskeln. »Dieses Baby-Face! Hat er gesagt, das wäre die Affensprache?«
    »Genau!« John Barryl war verblüfft. »Sie kennen ihn?«
    Ihre Nasenflügel blähten sich wieder. Bob Miller hatte seinen Shaker wieder genommen, schüttelte ihn, warf ihn elegant in die Luft, fing ihn auf und schüttete dann den Lone Tree Cooler in die hohen Gläser. Die beiden Männer, die er bediente, grinsten ihm anerkennend zu.
    »Sie machen das hervorragend«, sagte der eine. »Wie heißen Sie?«
    »Bob.«
    »Sie haben es auf Norma Taylor abgesehen? Vergebliche Mühe. Wenn sie nicht ihre

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