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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es heißt, sich die Gurgel zu verbrennen. Er rang nach Luft, warf die Arme hoch und hustete, sich verkrümmend, bis er sicher war, die halbe Lunge ausgespuckt zu haben. Bob Miller lachte jungenhaft und trank sein Glas ohne sichtbare Regung leer.
    »Sie sind engagiert, Bob«, keuchte Hillmoore. »Verdammt, das dürfen Sie hier keinem anbieten! Sie töten ja halb Frazertown damit. Können sie auch vernünftige Drinks mixen?«
    »Wenn Sie wollen – ich braue Ihnen einen Cocktail von der Zärtlichkeit eines blondbeflaumten Oberschenkels –«
    »Sie werden es schwer haben, Bob«, meinte Hillmoore ahnungsvoll. »Wir haben in Frazertown schätzungsweise vierundsechzig Frauen. Das halten Sie nicht aus!«
    »Ich habe das Überlebenstraining mit ›Sehr gut‹ bestanden, Boß!« Miller lachte entwaffnend, und Gerald Hillmoore war überzeugt, einen guten Fang gemacht zu haben. Wie alle geschäftlichen Unternehmungen in Frazertown arbeitete auch er völlig kommerziell, nur durfte er den Gewinn nicht behalten, sondern mußte ihn bei James Bulder abgeben. Hier hatte das amerikanische Wirtschaftsleben seine Grenze.
    »Wir fangen um zwanzig Uhr an«, sagte Hillmoore. »Im Magazin hängen Baruniformen in allen Größen, eine wird Ihnen passen. Was haben Sie heute nachmittag vor, Bob?«
    »Ich muß mein Haus einrichten, Boß. Und dann sehe ich mir die Boxschule mal an.«
    »Sie boxen?«
    »Nicht nur. Ich interessiere mich für alles, was Sport heißt. So long –«
    Miller tippte an seine Stirn und verließ Hillmoores Büro. Beim Hinausgehen empfand er einen merkwürdig heißen Druck im Nacken. Er starrt mir nach, dachte er. Man scheint hier einen gedrosselten Amerikanismus zu pflegen. Manieren des Mittelwestens treffen noch auf Erstaunen. Er nahm sich vor, sich anzugleichen, aber er wußte auch, daß er damit nie und nimmer Norma Taylor aus ihrer Sittenfestung herausbrechen konnte.
    Den ganzen Nachmittag verbrachte Bob damit, einzukaufen und sich die Stadt anzusehen. Frazertown war ein kleines Wunder an Kopie, aber eben doch nur eine Kopie, wie Bob Miller zufrieden feststellte. Er verglich die Stadt mit ihrem Gegenstück in Alaska, dem unbekannten Smolenska, und der Vergleich fiel zugunsten Alaskas aus. Smolenska war um ein paar Nuancen russischer, als Frazertown amerikanisch war, trotz Drugstores, Supermarkt, Spielhalle, Pferdewettbüro, eigener Zeitung – die Frazertown News – Kino und Billy Ramplers ergreifend kitschiger Hamburger-Bude.
    Das alles aber änderte nichts daran, daß Frazertown für die internationale Sicherheit – und für die USA im besonderen – der gefährlichste Ort der Erde war. Wer die Stadt mit Moskaus Aufträgen in der Tasche verließ, war ein bis zur Vollkommenheit getarnter Agent, dem aufgrund seiner Intelligenz und Ausbildung, seiner Perfektion und seiner selbstmörderischen Kaltblütigkeit kein Hindernis mehr im Wege lag.
    In der Boxschule herrschte Hochbetrieb. In vier Ringen wurde gekämpft. Keuchen und das Klatschen der Schläge erfüllten die heiße Luft. Dazwischen brüllten die Trainer und fuchtelten mit den Armen, als würden sie ersticken. Bob Miller setzte sich an den Ring, wo zwei Schwergewichtler aufeinander eindroschen, zwei breite Klötze, die sich kaum bewegten, sondern nur mit den Fäusten herumhämmerten. Ihre Beinarbeit war miserabel. Der Trainer schrie sie an: »Tanzen! Tanzen! Denkt an Cassius Clay. Steht nicht herum wie die Säulen des Capitols! Bewegt euch, ihr Hornochsen!« Aber es hatte wenig Sinn. Sie tappten nur umeinander wie vollgefressene Grislys.
    Miller fand, daß es sich nicht lohnte, weiter zuzusehen und ließ sich beim Leiter der Boxschule melden. Er erklärte, daß er kein Neuling sei, sondern schon manchen Kampf durchgestanden hätte. »Ich will nicht verrosten, Chef!« sagte er. »Warmhalten ist die halbe Kunst des Lebens. Wer fünfzehn Runden im Ring schafft, der hält auch bei Betty im Bett durch.«
    »Du kannst morgen um fünfzehn Uhr anfangen, Bob!« nickte Harry Fulton, der Chef der Boxschule. Er taxierte Miller fachmännisch. »Ich glaube, ich habe den richtigen Partner für dich. Deine Größe, deine Statur. Ihr müßtet fabelhaft zueinander passen. Freue mich schon drauf.«
    »Ich auch, Chef.«
    Wer mag das sein, dieser Partner, dachte Miller, als er wieder auf der Straße stand, unschlüssig, wohin er jetzt gehen sollte. Zu Norma auf keinen Fall, sie sollte in ihren Gedanken schmoren. Meine Größe, meine Statur, das muß ein interessanter Bursche

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