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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schneller die Karriereleiter, wenn es nicht hochgeschlossene Blusen, sondern T-Shirts trägt. Hauteng, fantasieanregend, Versprechungen ausstrahlend. Die meisten Chefs sind nun mal Männer in den besten Jahren und werden wieder jung durch ihre hübschen Mitarbeiterinnen.«
    »Das ist widerlich, Bob. Sind wir Frauen nur Lustobjekte? Denken Männer an nichts anderes?«
    »Woran soll ich denken, Norma, wenn ich dich ansehe? Daß du ein kluges Mädchen bist, ein mutiges Mädchen, das Karate beherrscht und mehrere Sprachen, und das schießen kann und für ihr sowjetisches Vaterland auch töten würde. Ist es so?«
    »Vielleicht –«
    »Aber ist das die wirkliche Norma Taylor? Wo bleibt die Dunja Andrejewna, die genau weiß, wie zärtlich sie sein kann? Die jetzt einem halbnackten Bob Miller gegenübersitzt, mit der verschlossenen Miene eines Apparatschiks, und die sich in Wirklichkeit danach sehnt, einmal gestreichelt zu werden –«
    Sie antwortete nicht. Sie sprang auf, trank den Rest des Cooler aus und zog ihre weite, hochgeschlossene Bluse über den Hosenbund. »Ich muß jetzt gehen«, sagte sie hart. »Ich glaube, ich werde in Amerika der Liga für Frauenrechte beitreten, das schützt mich vor Männern wie dich.«
    »Du wirst eine sehr schlechte Agentin sein, Dunja«, Bob sprach jetzt russisch mit ihr. Es war, als habe er sie wirklich gestreichelt … sie blieb mitten im Zimmer stehen, und ihr wundervoller Körper straffte sich wie unter tastenden Händen. »Die Arbeit, die dich erwartet, ist hart.«
    »Das weiß ich, Wassja Grigorjewitsch. Ich werde Rußland nicht enttäuschen.«
    »Und warum läufst du vor mir weg?«
    »Du gehörst nicht zu meiner Aufgabe.«
    »Lebst du nur, um Befehle auszuführen?«
    »Ja.«
    »Dunja … du mußt das Lügen besser üben.«
    Er sprang auf, aber sie wich bis zur Zimmertür zurück und streckte ihm die rechte Faust entgegen. »Bleib stehen, Wassja!« sagte sie mit fliegendem Atem. »Ich flehe dich an! Komm nicht näher!«
    »Ich liebe dich, Dunja. Verdammt noch mal, wir sind keine Maschinen, auch wenn wir wie Maschinen arbeiten sollen.«
    Ihr Problem wurde an diesem Morgen nicht gelöst. An der Haustür klingelte es. Nicht sittsam, wie es sich für einen Besucher gehört, sondern fünfmal hintereinander, und dann ließ der Ungeduldige auch noch den Finger auf der Klingel. Norma Taylor sah sich um wie ein gehetztes Wild, Bob Miller trank schnell seinen Cooler aus und versteckte die beiden Gläser und das Japantablett in einem Schiebeschrank hinter der kleinen Bar.
    »Das ist John«, sagte Bob. »Er ist noch immer auf der Jagd nach dir und löst sich jetzt in Verzweiflung auf. Ich muß ihn reinlassen. Er weiß, daß ich zu Hause bin.«
    »Wo kann ich hier raus?« fragte sie mit ganz kleiner Stimme. »Er darf mich hier nicht sehen. Ich weiß: Diesesmal würde einer von euch umgebracht werden.«
    »Hat John Rechte an dir, Dunja?«
    »Nicht für eine Minute, Bob. Ich muß weg!«
    »Das ist jetzt unmöglich. Nach hinten sind die Fenster vergittert, vorn steht John.« Bob riß eine Tür auf und zeigte in das andere Zimmer. »Es soll nicht anders sein. Ich kann dir als Versteck nur mein Schlafzimmer anbieten und mein Bett.«
    Sie lief an ihm vorbei und setzte sich auf die Bettkante. Sie sah jetzt klein und kläglich aus, wie ein weggelaufenes und wieder aufgegriffenes Mädchen. »Und wenn er hier reinkommt?«
    »Das kann ich verhindern.« Draußen läutete es wieder Sturm. Dazu ertönte John Barryls Stimme. Er schrie:
    »Bob, wach auf! Ich bin's! John!«
    »Leg dich hin und versuch zu schlafen«, sagte Bob. Er beugte sich plötzlich zu Norma hinunter, umfaßte mit beiden Händen ihren Kopf und küßte ihre Augen. Sie hielt einen Moment still, aber dann trat sie wortlos gegen sein rechtes Schienbein. Er verzog schmerzhaft das Gesicht, ließ ihren Kopf los und versuchte ein Lächeln.
    »Es stimmt«, sagte er. »Du hast vollkommen recht. Es war die falsche Stelle. Ich hätte deine Lippen nehmen sollen. Das nächstemal, Norma.«
    »Ich hasse dich!« sagte sie dumpf. »So etwas wie dich muß man ja hassen!«
    Er warf die Tür hinter ihr zu, ging langsam zum Hauseingang und schloß auf. John Barryl stürzte herein, als werde er gejagt, hetzte in den Wohnraum und blickte sich mit wildem Blick um.
    Bob Miller schüttelte den Kopf.
    »Spielst du Macbeth auf der Flucht vor den Hexen? Was soll das, Johnny?«
    »Wo ist Norma, Bob?«
    »Ich denke, diesem Geheimnis jagst du nach?«
    »Hier ist sie

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