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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht?«
    »Du Idiot!« Bob machte eine weite, einladende Handbewegung. »Sieh doch nach. Vielleicht unterm Teppich? Oder hinter dem Couchkissen? Ich bin gerade von der Arbeit gekommen, mein Lieber, und wollte mich duschen. Wenn dich ein nackter Mann nicht erregt, tue ich das jetzt. Du kannst mir sogar den Rücken abseifen und nachsehen, ob sich Norma nicht in meiner Arschfalte versteckt hat …«
    »Bob! Ich bin am Ende. Nimm nicht alles so wörtlich.« John Barryl sank auf die Couch und wischte sich die verschwitzten Haare aus der Stirn. »Es ist jetzt vier Uhr morgens! Es ist hell draußen …«
    »Das haben Morgen so an sich. Es ist noch keinem gelungen, die Sonne zu schwärzen.«
    »Mir ist nicht nach dämlichen Witzen zumute!« schrie John Barryl. »Norma ist weg! Sie ist seit dem Nachmittag nirgendwo gesehen worden! Ich habe gefragt, wen ich nur fragen konnte. Um neun Uhr, wenn das Rathaus offen ist, gehe ich zu Bulder und frage ihn. Er muß es wissen!«
    »Du wirst dir einen Anschiß einhandeln und eine Strafnotiz in deinen Personalakten. Das ist alles.« Bob lehnte sich gegen die Schlafzimmertür. »Oder erwartest du, daß Väterchen General dich an seine Brust zieht und dir weinend die Wahrheit ins Ohr flüstert? Überlege dir eine andere Möglichkeit.«
    »Ich habe alles überlegt. Bob, ich kann überhaupt nicht mehr denken.«
    »Wir haben uns um Norma halb totgeprügelt, und was ist der Dank von ihr? Sie spuckt uns zwischen die Augen, wenn sie es könnte. Versuche einmal logisch zu denken, John: Wenn ein Mädchen, um das sich zwei Männer wie wir bemühen und vor aller Welt zu Trotteln werden, sich nicht erweichen läßt, was könnte dann möglich sein?«
    »Nie, Bob, nie!« schrie Barryl und starrte Miller wild an.
    »Aha, du beginnst zu verstehen! Natürlich ist es möglich! Normakind hat längst einen anderen Boy im Visier, und wir Idioten hüpfen herum wie die dressierten Bärchen. Sie hat heute ihren erotischen Tag, und während du stundenlang durch Frazertown saust, liegt sie im warmen Bettchen und tauscht Hormone aus.«
    »Manchmal sollte man dich erschlagen, Bob«, sagte John dumpf. »Wenn du so etwas ahnst … regt dich das nicht auf?«
    »Nein. Kann ich es ändern? Das ist Normas Entscheidung. Oder willst du sie zwingen, nur weil du der Major Andrej Nikolajewitsch Plenjakow bist, deinen Unterleib als einzigen Glücksspender anzuerkennen?«
    John Barryl fiel in sich zusammen. Er hing in der Couchecke und streifte seine schweißigen Handflächen an dem Velourstoff ab. »Ich hätte das Norma nie zugetraut«, sagte er fast kläglich. »Nie! Du etwa, Bob?«
    »Sie ist ein Vollblutweib. So etwas bleibt nicht allein und streichelt sich selbst vorm Spiegel die Brüste. Nicht Norma!«
    »Sie hat immer gesagt, sie haßt die Männer. Sie ist auch nie ausgegangen. Zum erstenmal war sie tanzen … mit mir. Und wie sie getanzt hat!«
    »Ich hab's gesehen, John.« Bob Miller kraulte sich die dichten Brusthaare. »Eigentlich müßtest du ein paar Löcher in der Haut haben von ihren spitzen Brustwarzen.«
    »Und jetzt soll es ein anderer sein?« sagte Barryl verzweifelt.
    »Wenn Norma heute mittag wieder hinter der Milchtheke steht, ist alles klar. Dann frag sie doch, John! Frag sie: Wer ist der verlauste Kerl, dieser heimliche Syphilitiker, bei dem du dich herumwälzt? – Norma wird dir eine runterhauen, aber du hast endlich Gewißheit. Außerdem gibt es andere hübsche Mädchen in Frazertown.«
    »Die wasserstoffblonde Zicke Britt Lawson mit ihrer Spieltierchen-Sammlung etwa?«
    »Sie macht einen bumsfidelen Eindruck –«
    »Ich liebe Norma, Bob!«
    »Das ist deine Privattragik, lieber Freund. Die mußt du selbst zerkauen und runterschlucken. Ich hab's bereits getan.«
    »Für dich ist Norma erledigt?«
    »In gewisser Beziehung – ja. Man wird sich natürlich sehen und höflich zueinander sein … John, wir haben eine große Aufgabe vor uns. Uns erwartet Amerika!«
    »Das ist jetzt ein Augenblick, wo ich meinen Beruf hasse«, sagte Barryl tonlos.
    »Das hast du gestern nacht schon mal gesagt. Aber es ändert nichts, John. Wir müssen Rußland im Herzen haben, nicht Norma Taylor.«
    Es ist immer gut, volltönende, heroische, vaterländische Worte zur Hand zu haben, sie decken echte Regungen zu und suggerieren jedem Mann das Gefühl, ein Held zu sein. Das ist ein Trost, so wie man ein weinendes Kind mit einem Honigbonbon beruhigt.
    John Barryl verabschiedete sich nach einer halben Stunde in der Gewißheit,

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