Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
einrennen müsse. »Ich liebe dich, Dunja. Vergiß es nie, wie unsagbar ich dich liebe …«
    »Wer bist du?« schrie sie gegen seine Brust. »Wer bist du?«
    »Major Bob Miller –«, sagte er tonlos.
    »Das weiß ich! Hier! Wer bist du wirklich?«
    »Immer nur Bob Miller.«
    Sie stieß sich mit den Fäusten von ihm ab und starrte ihn entsetzt an. So schnell sie begriffen hatte, daß er heimlich funkte, so unvorstellbar war es für sie, daß in Frazertown wirklich ein Amerikaner eingedrungen sein sollte.
    »Wassja –«, stammelte sie.
    »Den Wassja Grigorjewitsch Shukow gibt es nur auf dem Papier. Hervorragende Papiere. Dunja –« Er hielt sie am Arm fest, als sie von ihm zurückwich, und zog sie wieder zu sich heran.
    »Du … du bist Amerikaner?« sagte sie kaum hörbar. »Ein echter Amerikaner? Du bist der Spion, den sie alle suchen?«
    »Ja.« Er ließ sie los und trat zwei Schritte zurück. Ihre Augen hielten ihn fest, und sie begannen zu flimmern, als Bob in die Polster der Couch griff und Fultons Makarov-Pistole herausholte. Er hielt sie Dunja mit ausgestrecktem Arm entgegen. »Sei eine gute Kommunistin«, sagte er. »Sei eine Patriotin! Du wirst einen Orden dafür bekommen …«
    Sie schlug mit der Faust gegen die Pistole. Die Waffe flog in einem Bogen durch das Zimmer und fiel neben der kleinen Hausbar auf den Boden.
    »Warum erschießt du mich nicht?« schrie sie und stand auf. »Das wäre einfacher. Ich habe dich entdeckt. Du hast noch große, so große Aufgaben vor dir, nicht wahr? Frazertown ist erst der Anfang, nehme ich an. Major Miller vom CIA. Beseitige doch alles, was dir im Weg steht. Hier! Ich stelle mich auf. Richte mich doch hin!«
    Sie riß ihre Bluse auf und schloß die Augen. Dabei zitterte sie so stark, daß sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    »Du weißt, daß ich das nie kann«, sagte Bob Miller. Er atmete schwer. Sein Herz hämmerte bis in die Kehle hinein. In diesen Minuten entschied sich alles, und er war bereit, jede Entscheidung anzunehmen. Das Ende wie einen neuen Anfang.
    »Aber ich soll es tun?« schrie sie hell.
    »Du hast allen Grund dazu. Dunja, es gibt auch noch eine andere Möglichkeit.«
    »Ich möchte sterben …«, sagte sie und zog mit beiden Händen ihre aufgerissene Bluse wieder vor ihre Brüste. »Bob, wie kann ich noch leben –«
    »Du meldest mich General Sinjonew.« Er wurde jetzt ganz ruhig, wie damals auf dem Weizenfeld, als die Soldaten ihn umringten und er glaubte, sie wollten ihn verhaften. Dabei hatten sie nur den Befehl, ihm bei der Ernte zu helfen. »Es wird ein Triumph für dich sein.«
    »Und dann? Was passiert mit dir?«
    »Ich habe eine Kapsel bei mir. Es geht ganz schnell und schmerzlos.«
    »Zyankali?«
    »Etwas Besseres. Eine neue Mischung.«
    »O Bob! Bob!« Sie lief auf ihn zu, warf sich gegen ihn und umfaßte ihn. Sie taumelten beide, prallten gegen die Hausbar und lehnten sich gegen die schmale Theke. Zu ihren Füßen lag Fultons Makarov. »Gib die Kapsel her. Bitte, bitte, gib die Kapsel her …«
    »Nein, Dunja. Ich weiß, wie ihr mit euren Gefangenen umgeht –«
    »Du sollst nicht sterben! Ich liebe dich, Bob, ich liebe dich! O du gemeiner Hund! Du amerikanisches Aas! Du verfluchter Lump!« Sie weinte plötzlich, hieb ihm mit der rechten flachen Hand ins Gesicht und küßte dann die mißhandelte Wange. »Ich liebe dich … Wir können doch nur noch sterben! Was können wir denn noch anderes, Bob. – Aber nicht du allein … ich bleibe bei dir … gib mir die Hälfte der Kapsel … Bob, ich flehe dich an, gib mir die Hälfte …«
    Er hob sie hoch, trug sie auf die Couch zurück, legte sie hin und setzte sich neben sie. Sie weinte heftiger, ihr Körper warf sich hin und her, sie löste sich im Weinen auf, und er streichelte ihr Haar, ihr Gesicht, ihren zuckenden Körper, bis sie ihn in die Hand biß, so tief und raubtierhaft, daß sofort das Blut über seinen Handrücken lief.
    »Warum hast du das alles getan, Bob?« fragte sie und starrte auf seine blutende Hand. »Warum willst du mein Land zerstören?«
    »Warum bist du in Frazertown, Dunja, um für den Einsatz in meinem Land ausgebildet zu werden?«
    »Die kapitalistische Welt ist unser Unglück.«
    »Für uns ist es die bolschewistische.«
    »Und wir zwei lieben uns –«
    »Unendlicher als der Himmel.«
    »Gib mir dein Gift, Bob!«
    »Sollen wir an dem Wahnsinn der Politik zugrunde gehen?« Er beugte sich über sie, küßte ihre salzigen Lippen und legte dann seinen Kopf

Weitere Kostenlose Bücher