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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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dass der Kellner Deutsch sprach. Das taten hier offensichtlich alle oder zumindest viele. Wenigstens keine Sprachprobleme!
    Vera hatte schon vor dem Platznehmen in der Auslage einen herrlichen Nusskuchen erspäht. Davon bestellte sie ein Stück. Dann wanderte ihr Blick zum Nebentisch, wo ein Gast gerade seinen Kaffee aus einer Art Espressotasse trank.
    Sie erinnerte sich an den köstlichen Kaffee zu Hause bei „ihrem Griechen“, der dort bei Tisch aus einem Kupferkännchen in die Tassen gegossen wurde und in ihrem Freundeskreis als „türkischer Kaffee“ bekannt war. Sie deutete zum Nebentisch und bestellte:
    „Und bitte noch so einen türkischen Kaffee.“
    Der Kellner verzog indigniert das Gesicht. „Enan ellinikos - einen griechischen Kaffee! Gerne!“
    Dabei betonte er „griechischen“ mit einem derartigen Nachdruck, dass es ihr dämmerte, in irgendein Fettnäpfchen getreten zu sein.
    Sie hatte noch einiges zu lernen.
    Kuchen und Kaffee waren einfach köstlich. Ersterer war zwar so honigtriefend süß, dass ihr fast die Zähne aneinander klebten, aber diese Sünde leistete sie sich einfach.
    Auf dem Rückweg zum Hotel entschloss sie sich, durch den Innenhof zu gehen, der sich im Rücken der Cafes in dem heruntergekommen wirkenden Gebäudekomplex befand.
    Überrascht stellte sie fest, dass hier gewissermaßen das Leben tobte. Es gab Restaurants in Hülle und Fülle, Schmuck- und Pelzläden, Lebensmittelgeschäfte, aber auch Läden, die billigen Touristenramsch verkauften.
    Annähernd mittig in dem Innenhof thronte eine Art Pavillon, der irgendwie orientalisch wirkte und unter seiner Kuppel einen steinernen Tisch und rätselhafte Apparaturen aufwies.
    Später erfuhr sie aus dem Reiseführer, dass das ganze Gebäude der Nea Agora, der neue Markt war, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Markt- und Einkaufszentrum erbaut worden war. Der Pavillon in der Mitte beherbergte den Fischverkaufsstand.
    Der Bau hatte – wie auch Veras Hotel – unter dem Zahn der Zeit gelitten und einiges an seinem alten Glanz eingebüßt, aber er funktionierte nach wie vor als Handels- und Verkaufszentrum, als Sitz von kleinen Dienstleistern aller Art und als Touristenmagnet.
     
    Zurück im Hotel stellte Vera fest, dass ihr Schlüssel nach wie vor auf dem Empfangstresen lag. Kopfschüttelnd nahm sie ihn wieder an sich und stieg die Treppe hoch zu ihrem Zimmer.
    „Bonjour tristesse“, murmelte sie halblaut, als sie eintrat. Dann zog sie sich um für das Abendessen, das - kala - „between six und eight“ angeboten wurde.
    Vera kam gegen halb acht im Speisesaal an. Zu ihrer Verwunderung war nur ein Tisch gedeckt. Der „Empfangschef“ vom Vormittag hatte sich in Schale geworfen und stand im dunklen Anzug da.
    „Kali spera, good evening“, begrüßte er sie und rückte einen Stuhl an dem einzigen gedeckten Tisch zurecht. Vera setzte sich.
    „Other guests gone, sind die anderen Gäste schon wieder weg?“, fragte sie.
    „Ochi, no, nein“, antwortete der Mann. „You are single. Einziger Gast!“
    Vera glaubte, sich verhört zu haben. Sie war der einzige Gast in diesem antiken Kasten? „Das hat etwas von ‚van Helsing besucht Draculas Schloß’“, dachte sie für sich.
    Die Stimme des Beflissenen unterbrach ihre Gedanken.
    „Ella, ich kann empfehlen pork souvlaki with pommes und greek salat!“
    „OK“, nickte Vera, „das hätte ich gerne!”
    “Etwas anderes wird es wohl auch nicht geben!” dachte sie sich dabei. Aber dieses „Menü“ kannte sie von zu Hause, ebenso den Retsina, den sie dazu bestellte.
    Das Essen kam nach kurzer Zeit. Vera war trotz des Sandwichs und des Kuchens noch immer ziemlich hungrig, aber schon der erste Bissen sorgte dafür, dass der Hunger rapide nachließ. Das Fleisch war innen noch fast blutig, was sie bei Schweinefleisch überhaupt nicht ausstehen konnte. Dazu war es nur lauwarm. Die Pommes waren ebenfalls fast kalt und labbrig und der Salat ohne richtiges Dressing.
    Nach ein paar Bissen legte Vera das Besteck zur Seite und beschloss, satt zu sein. Sie griff zu dem Glas Wein und nahm einen Schluck. Ihr Oberkörper ruckte vor und sie schlug sich eine Hand vor den Mund, um nicht reflexartig alles wieder auszuspucken.
    Sie hatte soeben erfahren müssen, dass in Deutschland ausgeschenkter Retsina eine entschärfte Version von dem darstellt, was in Griechenland oft in die Gläser kommt. Der typische Harzgeschmack, den sie eigentlich mochte, war so dominant, dass sie das Gefühl hatte,

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