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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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wurde erneut gefangen von dieser sinnlichen Mischung aus Orient und Okzident, den verschmelzenden Baustilen, dem Charme dieser Stadt.
    In einer ruhigen Seitengasse aß sie unter einem Maulbeerbaum ein Stifado - geschmortes Rindfleisch mit Zwiebeln und mit Zimt gewürzt.
    In den Straßen duftete es nach Gewürzen, Seifen, Ölen, Kräutern. Sie atmete immer wieder tief durch.
    Ihre Seele begann allmählich, die Beine baumeln zu lassen.
    Handwerkern konnte man direkt in die Werkstätten schauen. Gold- und Kupferschmiede, Weber, Schneider, Schuster, Glasbläser, Töpfer.
    Mauersegler durchschnitten kreischend die Luft.
    Es war warm, aber nicht heiß. Die engen Gassen spendeten Schatten, es wehte ein leichter Wind, der die Blätter in den Bäumen sanft zum Rascheln brachte.
    Die Sonne zauberte faszinierende Licht- und Schattenspiele, Farben leuchteten hell oder glühten geheimnisvoll.
    Wären da nicht die allgegenwärtigen Geräusche des täglichen Lebens gewesen, das Klappern von Geschirr, aus Fenstern dudelnde Radios oder Fernseher, Gesprächsfetzen oder der Lärm spielender Kinder, eben die ganz normale Geräuschkulisse einer quicklebendigen Stadt, sie wäre sich wie in einem Freilichtmuseum vorgekommen.
    Sie konnte es sich ein paar Mal nicht verkneifen und spähte durch Ritzen in Bretterverschlägen, die Torbögen oder Mauerdurchbrüche verschlossen. Blicke in Innenhöfe eröffneten sich, wo das Privatleben der Rhodier stattfand. Sie sah spielende Kinder, zum Trocknen aufgehängte Wäsche, Gemüseparzellen für den Eigenbedarf, liebevoll gepflegte kleine Gärten, private Rückzugsoasen.
    Sehr schnell kam sie sich aber wie eine Spannerin vor und vermied es fortan, anderen Menschen quasi ins Wohnzimmer zu blicken.
    Sie war ein xenos und wollte sich auch so benehmen. Als ein Gast, der die Privatsphäre seiner Gastgeber respektiert.
    Vera bemerkte, wie sie sich mehr und mehr entspannte, von diesem mediterranen Potpourri aus Sinneseindrücken regelrecht vereinnahmt wurde - auf eine höchst angenehme Weise.
    Müde, mit schmerzenden Füßen, aber glücklich und zufrieden suchte sie am späten Nachmittag den Weg zurück zum Eleftherias-Tor.
    Sie freute sich jetzt auf eine Dusche. Auch wenn ihr wieder der Kampf mit dem Duschvorhang bevorstand. Aber es würde ja nur noch eine Nacht dauern - der Umzug in die neue Unterkunft war schließlich für morgen geplant.
    Diese eine Nacht würde sie auch noch überstehen; in der Nea Agora hatte sie eine Apotheke ausgemacht, wo es sicherlich Ohrenstöpsel geben würde.
     
    Voller Sinneseindrücke und abgespannt, wie sie war, hatte Vera sie zunächst nicht gesehen.
    Sie spürte es mehr, dass da vor dem Tordurchgang rechts eine Katze saß und ihr nachschaute.
    Vera blieb stehen.
    Plötzlich kam ihr wieder der eigentliche Grund für ihren Urlaub in den Sinn: Saphir!
    Sie drehte sich zu der Katze um und sprach sie an, so wie man als Katzenfreund eine fremde Katze anspricht: sie bückte sich etwas herunter und murmelte ein „Na, du?“
    Die Katze erhob sich sofort von ihrem Hinterteil, kam auf Vera zu und strich ihr freundlich um die Beine. Vera bückte sich weiter herunter und streichelte ihr über den Rücken. Natürlich kam ihr die Katze entgegen, hob den Schwanz zu einem Bogen und drückte ihren Rücken und dann die Schwanzwurzel gegen ihre Hand. Wehmut und so etwas wie ein schlechtes Gewissen kamen in ihr auf. Ach Saphir! Noch keine Woche tot und sie schäkerte hier schon wieder mit einer fremden Katze!
    „Na, du bist aber eine ganz Freundliche“, murmelte sie.
    Die Katze drehte sich um, so dass Vera zwangsläufig feststellen konnte, dass es sich um einen „FreundlicheN“ handelte.
    Ein schöner, ganz offensichtlich gut gepflegter Kater. Sein glänzendes Fell war schwarz und weiß gefleckt.
    „Ist ja gut, du Charmeur“, lachte sie, als sich der Kater vor ihr auf den Rücken warf und um eine Kraulbehandlung seiner Bauchseite bettelte.
    Sie tat ihm den Gefallen, was der Kater mit wohligem Schnurren quittierte. Eine Zeit lang beschäftigte sie sich mit ihrem neuen Freund, aber dann musste sie sich losreißen.
    „Mach’s gut, mein Kleiner“, sagte sie halblaut und richtete sich wieder auf.
    Der Kater kam aus seiner Rückenlage wieder auf die Beine, setzte sich dann auf die Hinterkeulen und sah Vera an.
    Sie bekam weiche Knie. Genau so einen Blick hatte Saphir auch drauf gehabt.
    „Hör auf, mich so anzusehen“, sagte sie hilflos.
    Der Kater fixierte sie weiter.
    Schließlich blieb

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