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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Straße hinausführte und wo irgendwo Choriogatos hinter den Hügeln lag.
    Dort, am Horizont, leuchtete es rotgelb.
    Die wenigen Wolken am Nachthimmel wurden von unten angestrahlt und warfen das Licht fahl zurück. Es war kein ruhiges Licht, wie man es als Lichtglocke über Großstädten kennt, sondern ein unruhiger, flackernder Schein, der in seinen Farbtönen nuancierte.
    Es war der ferne Widerschein eines großen Feuers.
     
    Choriogatos brannte!
     
    Heftiges Klopfen an ihrer Tür ließ sie herumwirbeln.
    „Was ist?“, rief sie.
    „Ich bin’s! Ioannis!“, drang es dumpf herein. „Komm schnell, wir müssen nach Choriogatos und helfen! Die Leute aus Illasandria können oder wollen nicht, die haben Angst!“
    Sie eilte zur Tür und sperrte auf.
    Draußen stand atemlos Ioannis, der es sich - wie Vera leicht verlegen feststellte - trotz der offensichtlichen Eile und der Dringlichkeit der Situation nicht verkneifen konnte, einen bewundernden Blick über ihren Körper unter dem dünnen Laken wandern zu lassen, das da und dort auch noch ziemliche Einblicke erlaubte.
    Vera raffte das Laken um sich zusammen und wandte sich abrupt ab.
    „Gib mir ein paar Minuten zum Anziehen!“, sagte sie schroff.
    „In Ordnung“, erwiderte Ioannis. „Ich warte im Auto! Mach schnell, es kann gut sein, dass die Stimmung der Leute da unten bald gegen dich umschlägt. Es ist auf jeden Fall besser, dich von hier wegzubringen! Lass das Gepäck da, zum Kofferpacken ist keine Zeit mehr!“
    Er drehte sich um und polterte die Treppe hinunter.
    Vera war erschreckt und verärgert.
    Erschreckt über die Tatsache, dass wahrscheinlich sie für diesen fernen Feuerschein und alles Unheil, das womöglich damit zusammenhing und noch kommen mochte, von den Leuten hier verantwortlich gemacht werden würde.
    Die Konsequenzen wollte sie sich gar nicht erst ausmalen.
    Verärgert war sie vor allem über sich. Sie musste sich eingestehen, dass sie es unter anderen Umständen sicherlich mehr genossen hätte, sich von Ioannis so bewundernd betrachten zu lassen. Ihre schroffe Abwendung soeben war eine reichlich kindische Reaktion gewesen, weil sie sich ertappt gefühlt hatte.
    „Dumme Gans!“, schalt sie sich selbst, als sie hastig in ihre Jeans stieg und sich ein Sweatshirt überzog.
    Entgegen Ioannis’ Rat stopfte sie noch in rasender Eile alles Erreichbare wahllos in ihren Koffer und schleppte ihn mit hinunter.
    Unten wartete schon Ioannis im Auto mit laufendem Motor. Er fuhr einen schweren offenen Jeep mit Vierradantrieb und anscheinend mächtig Leistung unter der Haube. Der grollende Motor hörte sich jedenfalls so an.
    Vera warf den Koffer auf die Ladefläche und sprang auf den Beifahrersitz.
    Ioannis sah sie missbilligend an.
    „Ohne Koffer ging’s wohl doch nicht, was?“, fragte er provozierend.
    Bevor Vera eine patzige Antwort geben konnte, fuhr Ioannis los, wenn auch zunächst vorsichtig, denn der Wagen wurde, nachdem Vera darin Platz genommen hatte, von den Menschen sehr schnell regelrecht eingekeilt.
    Ioannis musste sich hupend und in langsamer Fahrt erst einen Weg durch die aufgebrachte Menge bahnen, die sich vor der Taverne versammelt hatte. „MAGISSA! DIABOLISSA!“, hallte es in Veras Ohren. Fäuste wurden drohend gehoben. Die Leute waren voller Zorn und Angst. Ein Funke würde jetzt genügen, und die Menge würde sich in einen aggressiven Mob verwandeln.
    Endlich wichen die Letzten vor dem anrollenden Wagen nach links und rechts aus, der Weg war frei.
    Ioannis gab Gas, der Jeep machte förmlich einen Satz nach vorne und raste mit röhrendem Motor aus dem Ort in Richtung Choriogatos.
     
    Vera blickte sich um. Niemand folgte ihnen. Sie waren tatsächlich die Einzigen, die zu Hilfe eilten.
    Ihr Blick blieb hinter der Rückbank des Jeeps hängen, wo in einer Halterung ein Gewehr befestigt war. Offensichtlich eine mehrschüssige Winchester, wie man sie aus Westernfilmen kannte. „Brauchen wir das?“, rief sie gegen Motorlärm und Fahrtwind an und deutete auf die Waffe hinter sich.
    „Ich hoffe nicht!“, rief Ioannis zurück, ohne dabei den Blick von der schmalen Straße zu wenden, über die er in halsbrecherischem Tempo dem Feuerschein entgegenjagte.
    Der Jeep bockte und schlingerte. Steine knallten an den Unterboden und gegen die Radkästen. Ioannis fuhr, alle Scheinwerfer, die der Jeep zu bieten hatte, aufgeblendet und er fuhr am Limit.
    „Im Handschuhfach!“, rief er.
    „Was ist da?“, fragte Vera zurück.
    Der Jeep machte

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