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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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aus.
    „Später“, sagte er hastig. „Später bekommst du deine Antworten! Jetzt muss ich da hinunter und meinen Freunden und den Abbildern helfen! DIE EINE ist vielleicht in Gefahr! Bleib beim Wagen, benutze den Colt, wenn du musst!“
    Er riss sich los und rannte im Lichtkegel der Scheinwerfer des Jeeps in Richtung der Flammen und der Kreaturen.
    Vera ging die paar Schritte zum Jeep zurück und zog die Waffe wieder aus dem Hosenbund. Sie bemerkte, dass sie nass geschwitzt war und gleichzeitig am ganzen Körper zitterte. Ihr Herz schlug hoch oben im Hals, ihr Magen hatte sich schon beim Anblick der Feuerwand verkrampft.
    Der Colt war schwer, lag aber gut und irgendwie beruhigend in der Hand. Aber sie hatte noch nie so eine Waffe abgefeuert. Reichte es, einfach zu zielen und den Abzug zu drücken, so wie John Wayne? Sie hoffte inständig, es nicht ausprobieren zu müssen.
    Sie lehnte sich gegen den Jeep, das Metall im Rücken vermittelte ihr ein wenig das Gefühl von Sicherheit. Den Colt hielt sie mit beiden Händen schräg nach unten Richtung Boden. So stand sie auf der Anhöhe und blickte wie von einem Logenplatz auf das, was sich unter ihr außerhalb des Feuerkreises abspielte:
     
    Ioannis war zwischenzeitlich nahe an die erste Kreatur herangekommen. Er lief geräuschlos, mit geschmeidigen Bewegungen. Die Kreatur bemerkte ihn nicht. Ihr Blick und anscheinend auch ihre anderen Sinne waren auf die Feuerwand vor ihr gerichtet, die ihr den Zugang zu Choriogatos versperrte. Ioannis blieb abrupt stehen, riss das Gewehr hoch und schoss. Alles in einer einzigen fließenden Bewegung, wie Vera unwillkürlich bewundernd registrierte.
    Der Schuss traf die Kreatur von hinten in den Kopf.
    Vera riss entsetzt die Augen auf: Das Wesen fiel nicht einfach tot oder verletzt um. Es spritzte oder floss kein Blut. Der Körper zerfiel förmlich! In weniger als einer Sekunde verwandelte er sich in eine Staubwolke, die vom Feuersog erfasst und endgültig vernichtet wurde.
    Ioannis drehte sich blitzschnell nach links. Noch in der Drehung repetierte er das Gewehr und das war nötig, denn die zweite Kreatur hatte den Vorfall bemerkt und raste mit einem infernalischen Gekreische, das so gar nicht zu dem Körper passen wollte, auf ihn zu. Ioannis zweiter Schuss erwischte sie frontal und auch sie verging in einer Staubwolke.
    Eine weitere Drehung um die Körperachse und Ioannis konnte den dritten Angreifer genau in dem Moment erwischen, als er zum Sprung auf ihn angesetzt hatte. Der geschlossen als gerade noch menschenähnlich zu bezeichnenden Mund war zu einem überproportionalen, gefletschten Maul mit langen gelben Reißzähnen aufgerissen, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen.
     
    Die Kugel traf mitten in diese Fratze.
     
    Das Ganze hatte keine fünf Sekunden gedauert. Vera bemerkte gar nicht, dass ihr der Mund offen stand. In namenlosem Entsetzen starrte sie weiter auf diesen Ausschnitt aus Dantes Inferno, der sich ihr bot.
    Die drei Kreaturen, die sie anfangs durch das Fernglas hatte ausmachen können, waren tot. Vernichtet. 
    Aber Vera war sich sicher, dass es da unten noch mehr von ihnen geben musste.
    Ioannis war ganz offensichtlich der gleichen Meinung. Sie sah, wie er die drei verschossenen Patronen nachlud und sich dann nach rechts, entlang der Feuerwand und somit entgegen dem Uhrzeigersinn um Choriogatos herum wandte und vorsichtig weiterging.
    Das Gelände im Umkreis um den Ort war übersichtlich. Auffallend übersichtlich, wie Vera jetzt feststellte. Keine Felsen, kein Gebüsch, keine natürliche oder künstliche Deckung. Nur ein paar schlanke Bäume.
    „Ein Vorteil für den, der den Ort verteidigt, ein Nachteil für den oder die Angreifer“, dachte sich Vera.
    Diese Übersichtlichkeit war nun auch für Ioannis von Vorteil. Die Kreaturen hatten kaum Deckung, sie konnten ihm nicht ohne weiteres auflauern. Also verlegten sie sich auf einen blindwütigen Frontalangriff.
    Insgesamt fünf von ihnen sprangen plötzlich auf Ioannis los. Sie waren hinter einem Knick der Feuerwand hervorgekommen, wo diese einer kleinen Brücke über einem ausgetrockneten Bachlauf auswich.
    Wieder durchschnitt das markerschütternde Gekreische die Luft, wieder peitschten Schüsse auf. Schnell hintereinander. Vier Schüsse, vier verwehende Staubwolken.
    Ioannis war ein reaktionsschneller und ausgesprochen sicherer Schütze.
    Die letzte der Kreaturen schlug angesichts des Schicksals der anderen im letzten Moment einen Haken und versuchte,

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