Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
Vom Netzwerk:
einen Satz über eine Bodenwelle, dass es Vera trotz Sicherheitsgurt vom Sitz hob. Die vorderen Stoßdämpfer schlugen durch und die Schutzwanne des Motors krachte auf die Straße.
    „Mach es auf!“
    Sie öffnete das Handschuhfach. Ein sechschüssiger Trommelrevolver lag darin.
    „Nimm ihn!“, rief Ioannis. „Steck ihn ein, vielleicht ist es nötig!“
    Zögernd nahm sie die Waffe an sich. Einstecken? Der hatte gut reden! Wohin sollte sie dieses Teil denn stecken? Zunächst behielt sie den Colt einfach in der Hand.
    „Für ein Rettungs- oder Feuerlöschteam sind wir aber schwer bewaffnet!“, rief sie.
    „Hier geht es wahrscheinlich um mehr als um Retten und Löschen!“, entgegnete er rätselhaft.
    Im gleichen Moment brachte er den Jeep mit einer harten Lenkbewegung und einem vollen Tritt aufs Bremspedal zum Stehen: Sie waren am oberen Ausläufer der höchsten Erhebung angelangt, welche Choriogatos von Illasandria trennte und der Blick ging frei von oben hinab zum Meer, nahe an dessen Ufer Choriogatos lag.
    Sie sprangen beide aus dem Auto und blickten hinunter zum Ort.
    Vera erwartete den Blick auf ein flammendes Inferno. Gemessen an dem Feuerschein, der schon von Illasandria aus so intensiv war, musste mindestens der halbe Ort in Flammen stehen.
    Was sie stattdessen sah, verschlug ihr den Atem: Choriogatos war anscheinend völlig unversehrt, aber im Halbkreis um den Ort herum, von Ufer zu Ufer, loderte eine geschlossene Feuerwand, so dass Choriogatos zur Hälfte von Feuer und zur Hälfte vom Meer umgeben war. Mehrere Meter hoch züngelten die gelben und roten Flammen, brannten aber lautlos und ohne Rauch. Die Luft darüber flimmerte.
    In Choriogatos selbst, das durch die Flammen hell erleuchtet war, konnte Vera keinerlei Leben feststellen, aber außerhalb der Feuerwand, da bewegte sich doch etwas?
    Auf der Rückbank des Jeeps hatte sie ein Fernglas gesehen. Sie steckte den Colt hinten in ihren Hosenbund, beugte sich in den Jeep hinein, angelte nach dem leistungsstarken Glas und richtete es dann auf die Flammen. Was sie dann plastisch und gestochen scharf sah, ließ ihr fast das Blut in den Adern gefrieren.
    Außerhalb der für sie anscheinend undurchdringlichen Barriere aus Flammen und Hitze schlichen katzenartige Wesen auf und ab. In dem Blickfeld, das ihr das Fernglas bot, waren es drei dieser, dieser… ihr fehlte einen Moment lang der richtige Ausdruck, bis er ihr einfiel: dieser Kreaturen!
    Sie nahm einen alten Autoreifen, der an einem Baum lehnte, als Maßstab und überschlug, dass die Kreaturen deutlich größer wie normale Hauskatzen sein mussten. Eher schon wie wie ein Jaguar oder junger Tiger. Das war an sich nichts Weltbewegendes, es gab viele Vertreter aus der Familie der Felidae, die so groß oder noch größer waren. Was Vera aber Furcht und Grauen einflößte, war das schiere Aussehen.
    Diese Wesen hatten zwar katzenartige Körper, Beine und Schwänze, aber eindeutig humanoid wirkende Köpfe, wenn auch mit Raubtieranleihen. Eines drehte seinen Kopf kurz in ihre Richtung und sie blickte in ein entfernt menschliches Gesicht mit schräg gestellten Katzenaugen, einer breiten Nase und einem überproportional großen Mund, eigentlich einem Maul, über einem stark fliehenden Kinn. Vera fielen spontan Bilder von Azteken- oder Majagötzen ein, die sie schon einmal gesehen hatten und welche ein ähnliches Konglomerat aus Menschen- und Raubtierphysiognomie aufwiesen. Kein Kopfhaar, sondern ein blanker Schädel mit großen dreieckigen Katzenohren verstärkte den absolut fremdartigen Eindruck. Jede dieser Kreaturen strahlte – selbst über die relativ große Entfernung – eine bedrohliche, düstere Aura von tödlicher Gefahr, Heimtücke und Grausamkeit aus.
    Vera spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten.
    Alles in ihr schrie nach Flucht, aber ihr Körper war verkrampft, wie versteinert. Sie konnte sich nicht von der Stelle bewegen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie eine Bewegung. Ioannis hatte das Gewehr aus der Halterung über der Rückbank gerissen und machte sich auf, an ihr vorbei in Richtung dieser Wesen, die anscheinend der Hölle entsprungen waren, zu spurten.
    Sie erwischte ihn gerade noch am Ärmel und riss ihn zu sich herum.
    „Ioannis!“, schrie sie ihm ins Gesicht. „Was um alles in der Welt geht da unten vor sich? Was sind das für Bestien? Was wollen die? Woher kommt dieser Feuerring?“
    Sie starrte ihn mit einer Mischung aus Wut und schierer Angst an. Er wich ihrem Blick

Weitere Kostenlose Bücher