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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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in die Nacht zu entkommen, aber Ioannis’ nächster Schuss erwischte sie von der Seite. Sie überschlug sich noch in der Luft, dann ereilte sie das Los der anderen: Sie wurde zu einer konturlosen Staubwolke.
     
    Ioannis stand da, schwer atmend, den Kopf gebeugt und lauschte in die Nacht.
    Hatte er sie alle erwischt?
    Dann wären es insgesamt acht gewesen.
    Er schüttelte unwillig den Kopf. Eine fehlte noch!
    „SIE WERDEN KOMMEN AUS DER NACHT UND NEUN WIRD SEIN IHRE ZAHL“ hieß es in der Prophezeiung!
     
    Da hörte er vom Jeep her einen Schuss und dann unmenschliche Schreie.
     
    Sie war an den Jeep gelehnt dagestanden und hatte wie paralysiert auf das Geschehen vor ihr gestarrt.
    Das leise, scharrende Geräusch von schräg vorne rechts hatte sie nicht wahrgenommen.
    Erst als ein Schatten auf sie zuflog, riss es Vera aus ihrer Starre. Zum Heben der Waffe, geschweige denn zum Abdrücken war es zu spät.
    Die Kreatur hatte den Abstand zwischen der Deckung im Dunkeln außerhalb des Scheinwerferlichts und dem Jeep im Nu überbrückt und setzte zum letzten Sprung an, den Rachen aufgerissen und die mörderischen Fangzähne gebleckt. Der Sprung zielte auf Vera. Im letzten Moment löste sich ihre Schockstarre. Instinktiv stieß sie sich vom Wagen ab und ließ sich zur Seite fallen. Sie stürzte hart auf den Boden.
    Die Kreatur prallte vor Wut aufkreischend auf die Tür des Jeeps, dahin, wo Vera noch soeben gestanden hatte. Eine tiefe Delle entstand im Blech. Das Wesen rutschte entlang der Tür zu Boden, kam aber sofort wieder auf die Beine, schüttelte sich kurz und blickte sich dann knurrend um.
    Ihre Augen brannten in der Düsternis in einem tiefen Rot, Speichelfäden hingen aus dem Maul.
    Vera war zur Seite gerollt. Die Waffe hatte sie noch in den Händen. Zum Glück war sie sportlich und trainiert. Zu Hause - mein Gott, zu Hause! - spielte sie in ihrer Freizeit Handball. Von daher hatte sie geschulte Reflexe und eine gute Körperbeherrschung und sie hatte gelernt, geschmeidig zu fallen, aber beim Handball hat man keine solchen Gegner!
    Ihre Blicke trafen sich.
    Vera bemerkte entsetzt, dass die starr auf sie gerichteten Pupillen der lidlosen Augen kreuzförmig waren, was den bedrohlichen und absolut fremdartigen Charakter noch mehr verstärkte.
    Die Bestie riss ihren Mund wieder zu einem Raubtierrachen auf und stieß einen der schrillen Schreie aus, die Vera schon bei den anderen gehört hatte. Dann sammelte sie sich zu einem weiteren Sprung, dem Vera, auf dem Boden kauernd, mit dem Jeep im Rücken, nun nicht mehr würde ausweichen können.
    Zitternd hob sie die Waffe und drückte ab.
    Der Schuss peitschte durch die Nacht und riss Veras Arm und Oberkörper heftig nach hinten. Die großkalibrige Waffe wurde ihr fast aus der Hand geschlagen.
    Sie hatte beim Abdrücken reflexartig die Augen geschlossen. Deshalb und auch aufgrund ihrer Unerfahrenheit im Umgang mit so einer Waffe ging der Schuss vorbei. Einen halben Meter neben dem Ziel schlug die Kugel mit einer kleinen Staubfontäne ein.
    Die Kreatur kreischte schrill und triumphierend auf und setzte zum Sprung an.
    Vera schloss die Augen.
    Das war es dann wohl gewesen!
     
    Bestialische Schreie ließen sie die Augen wieder aufreißen.
    Vor ihr wälzte sich ein Bündel aus Körpern im Staub.
    Im Zentrum die im höchsten Diskant kreischende Kreatur. Vera glaubte, ihr Trommelfell müsse jeden Moment platzen.
    An der Kreatur hingen vier Katzen, die sie in stummer Entschlossenheit am Kopf und den Flanken gepackt hielten und sie langsam und unerbittlich niederrangen.
    Die Kreatur wehrte sich wie rasend. Sie wälzte sich über den Boden, versuchte, nach den Gegnern zu schnappen. Ihre Tatzen mit den dolchartig ausgefahrenen Krallen schlugen durch die Luft.
    Staub wirbelte auf. Ausgerissene Grasbüschel und Steine flogen herum, prasselten gegen den Jeep.
    Das Gekreische ging allmählich in Schreien und dann in ein Winseln über, die Bewegungen der Bestie wurden langsamer, kraftloser. Zwei der Katzen hatten nun ihre Kehle gepackt und schnürten diese erbarmungslos ab.
    Vera schaute entsetzt zu, unfähig, irgendwie zu handeln.
    Schließlich war das Wesen verstummt.
    Ungläubig sah Vera, wie eine der Katzen, die höchstens ein Fünftel des Körpergewichts ihres Gegners haben konnte, den leblosen Körper mit den Zähnen im Genick packte, wie eine Ratte hin und her schüttelte und ihn dann im hohen Bogen wegschleuderte. Auf dem Scheitelpunkt seines Flugs zerfiel der Körper zu einer

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