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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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verneinte.
    „Bei der großen Konjunktion stehen mehrere Planeten des Sonnensystems von der Erde aus gesehen mehr oder weniger auf einer Linie hintereinander. Ein relativ seltenes Schauspiel am Himmel“, dozierte Ioannis. „Noch seltener, um nicht zu sagen unwahrscheinlicher wird das Ganze, wenn zur fraglichen Zeit auch noch ein Komet durchs Sonnensystem zieht!“
    Er beugte sich ruckartig nach vorn und stach mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung Vera, so dass diese erschreckt ein wenig zurückzuckte. “Das hatten wir zuletzt, wenn man den Aufzeichnungen der alten Sterngucker und Sterndeuter glauben darf, so etwa um das Jahr zehn nach Christus. Und in diesem Jahr ist es wieder soweit!“
    Vera erinnerte sich, in der letzten Zeit ein paar Mal etwas über einen Kometen gelesen zu haben, der in diesem Sommer für astronomische Verhältnisse sehr nahe an der Erde vorbeifliegen würde. Den Namen hatte sie aber nicht behalten.
    „Schön“, sagte sie etwas gereizt. “Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“
    „Die Geschichte, die ich Ihnen hier erzähle, geht noch weiter“, sagte Ioannis. „Es heißt, wenn die Voraussetzungen von Konjunktion und Kometendurchgang erfüllt sind und noch eine weitere Komponente hinzukommt, geht diese Insel mit Mann und Maus unter!“
    Obwohl sie leise ahnte, was als Nächstes kommen würde, stellte Vera die Frage in der Hoffnung, die Antwort würde anders ausfallen, als von ihr befürchtet.
    „Und was ist diese nächste Komponente?“
    Ioannis kippte den inzwischen fast kalten Kaffee hinunter und meinte nur:
    „Eine blonde Frau mit einem auffälligen Muttermal kommt mit einem Motorboot auf die Insel!“
    Vera hatte das Gefühl, jemand hätte ihr einen Eiszapfen an die Wirbelsäule gedrückt. Das war es also! Kein Wunder, dass sie im Ort als Magissa, als Hexe angesehen wurde!
    Sie konnte unmöglich hier bleiben, sie musste von dieser Insel weg, je früher, desto besser. Sie wandte sich zu Nikola:
    „Ich bin morgen von hier verschwunden. Ich hab’ keine Lust, als Hexe gelyncht zu werden! Schade, das hätte ein schöner Urlaub werden können, aber es hat wohl nicht sollen sein!“
    Sie seufzte und wollte aufstehen, da hielt Nikola sie zurück.
    „Tja, meine Liebe. Mit morgen abhauen, das wird wohl nichts! Weißt du, hier fährt nicht alle zwanzig Minuten der Bus nach Rhodos vorbei!“
    „Jack, was ist mit Jack?“, fragte Vera hastig.
    „Der kommt auch nicht auf Verdacht angetuckert, nur weil eine Touristin vielleicht von der Insel will“, sagte Nikola.
    „Ehrlich gesagt, Jack und ich halten diese Geschichte, seit wir sie das erste mal hörten, für Humbug. Gerede abergläubischer Menschen. Geistergeschichten, an langen Winterabenden am Kamin gesponnen. Kinderschreckereien! Deswegen verheizt Jack nicht ein paar Hundert Liter Diesel.“
    „Was ist mit dem Versorgungsschiff, das diese Insel doch bestimmt regelmäßig anfährt?“
    „Das war vor vier Tagen hier und kommt in sechzehn Tagen wieder“, sagte Nikola kopfschüttelnd.
    Vera begann zu verzweifeln. „Was macht ihr denn hier, wenn jemand schnell von der Insel runter muss?“, rief sie. „Akuter Blinddarm, vorzeitige Wehen, schwere Verletzung?“
    „Dann funken wir den Rettungsdienst auf Rhodos an und die schicken je nach Dringlichkeit einen Helikopter oder einen Flying Dolphin, ein Tragflächenboot. Aber wegen einer Touristin, die nur auf Biegen und Brechen von der Insel will, lassen die nicht mal den Motor an“, sagte Nikola resolut. „Sieh es ein, Vera. Ein wenig wirst du wohl noch hier bleiben müssen. Ich funke Jack an, aber vor ein paar Tagen kommt der nicht, wenn überhaupt. Glaub mir!“
    Jetzt mischte sich Ioannis in das Gespräch zwischen den beiden Frauen ein.
    „Ich will nicht aufdringlich wirken“, sagte er zu Vera, „aber ich könnte Sie morgen nach Choriogatos mitnehmen. Die Leute dort glauben nicht an diese Vorhersage. Mit dieser Einstellung ecken sie schon seit vielen Generationen bei den Bewohnern von Illasandria an und umgekehrt.“
    „So kann man es auch ausdrücken“, meinte Nikola trocken. „In der Praxis sieht das so aus, dass die von Choriogatos absolut nichts mit den Leuten hier im Ort zu tun haben wollen und umgekehrt. Eine gepflegte Aversion herrscht hier zwischen den beiden Orten. Wenn ich nicht gewissermaßen neutral wäre, hätte der junge Mann hier nicht mal einen Kaffee bekommen!“
    „Darum bin ich auch hierher gekommen“, sagte Ioannis lächelnd, „Aber zurück zum

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