Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
Vom Netzwerk:
mir nie verziehen, wenn dir etwas passiert wäre!“
    Vera war aufgestanden und um den Tisch herum gekommen. Sie zog ihn von seinem Stuhl hoch, wo er wie ein ertappter Schuljunge gehockt hatte.
    „Außerdem hätten sie dich dann in Choriogatos gelyncht, wenn du ohne Beute heimgekommen wärst, oder?“
    Sie erstickte seinen Protest mit einem innigen Kuss. „Und jetzt lass uns schlafen gehen. Das Hochbett ruft. Und Gnade dir Gott, wenn ich von da oben runter abstürzen sollte!“
     
    Vera wachte durch das geschäftige Treiben außerhalb des Hauses auf. Das ganze Dorf schien schon auf den Beinen. Es musste aber noch früh am Morgen sein, ein Sonnenstrahl stach fast waagrecht durch einen Spalt im Vorhang herein, die Sonne stand noch tief.
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Hatte sie das alles geträumt oder war der gestrige Tag real gewesen?
    Sie blickte zur Seite, wo Ioannis neben ihr lag. Eine Haarsträhne hing ihm ins Gesicht.
    Vera betrachtete ihn versonnen und glücklich. Lieber, großer kleiner Junge! Sie küsste ihn leicht auf den Mund. Er machte die Augen auf und lächelte, als er ihr Gesicht nah über dem seinen sah.
    „Kali mera“, lachte Vera. „Kali mera“, flüsterte er zurück und zog sie zu sich heran.
     
    Als sie zwei Stunden später Ioannis’ Haus verließen, wartete schon Gizmo vor der Tür. „Guten Morgen!“, klang es in ihrem Kopf auf. „Guten Morgen!“, gab sie laut zurück. Allmählich empfand sie es nicht mehr als unnatürlich, sich in aller Öffentlichkeit mit Katzen zu unterhalten.
    „Wir müssen heute noch drei Punkte erledigen“, sagte Ioannis. Vera sah in skeptisch an. Ging das heute so weiter, wie es gestern geendet hatte?
    „Zunächst wirst du das Heiligtum kennenlernen. Bastets Tempel und Bastet selbst. Gizmo als dein Schatten wird dich begleiten.
    Später dann wirst du in die Kunst der Feuerwand eingewiesen. Du musst lernen, sie für dich und im Kollektiv, im Block zu projizieren. Es ist im Moment neben den Glasgeschossen unsere einzige wirksame Waffe.
    Und damit wären wir auch bei Punkt Nummer drei. Die Prophezeiung spricht von einer noch wirksameren Waffe gegen die Ch’quar. Aber es ist uns nicht gelungen, hinter den Sinn der Prophezeiung zu kommen.“
    Er seufzte. „Sie ist ziemlich kryptisch abgefasst, wie das Prophezeiungen zumeist an sich haben. Vielleicht hast du neue Ideen für ihre Deutung.“
    „Ich werde wohl in der Hierarchie hochgereicht“, dachte sich Vera. „Und heute habe ich Audienz bei der höchsten Instanz!“
    Sie hatte sich mit distanziertem Sarkasmus gewappnet, um nicht wie am Vortag von der Fülle der Ereignisse und Informationen überrollt zu werden.
    Sie blickte zu Gizmo hinunter, der sie erwartungsvoll ansah.
    „OK, gehen wir“, sagte sie.
    Ioannis gab ihr noch einen Kuss mit auf den Weg. „Bis später“, sagte er. „wir sehen uns dann auf dem Platz, wo ich dir gestern die Feuerwand gezeigt habe.“
    Vera nickte und ging dann hinter Gizmo her, der ihr mit hoch erhobenem Schwanz geschäftig voraustrabte.
    Sie kamen durch das ganze Dorf und erreichten schließlich am dem Meer gegenüber liegenden Ortsrand ein kleines Haus, das zur Hälfte in einen Berghang hineingebaut war und einen äußerst hinfälligen Eindruck machte. Das Dach war offenbar eingestürzt, ein Fensterladen hing schief an nur noch einer Angel und es gab keine Eingangstür mehr – ein großes Stück alten Segeltuchs hing in der Türöffnung.
    Gizmo steuerte auf die Ruine zu und schlüpfte hinein. Vera schob das Tuch zur Seite und folgte ihm.
    Im Inneren sah das Haus nicht viel besser aus. Reste von zertrümmertem Mobiliar standen und lagen herum. Überall Müll, Staub und Spinnweben. Hier hatte seit vielen Jahren niemand mehr gewohnt, das stand fest.
    Gizmo blieb vor einem windschiefen Schrankregal stehen. „Wir Abbilder können durch den Spalt da rechts hindurchschlüpfen“, sagte er, „ein Wissender muss das Regal wegschieben. Es läuft auf Rollen, versuch es.“
    Vera stemmte sich gegen das massiv und schwer aussehende Regal und es bewegte sich überraschend leicht zur Seite.
    Dahinter kam eine Art Gang oder Tunnel zum Vorschein, in dem Vera gebückt stehen konnte.
    Der Raum war schwach erleuchtet, aber sie konnte keine direkten Lichtquellen erkennen - die Wände schienen von innen heraus zu glimmen. Sie zögerte.
    „Folge mir einfach“, sagte Gizmo, „und schieb hinter dir den Eingang wieder zu.“ Er lief wieder voran. Sie zuckte mit den Schultern. Was soll´s,

Weitere Kostenlose Bücher