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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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folgte sie ihm eben.
    Der Gang führte mit einem leichten aber stetigen Gefälle über eine Länge von etwa zwanzig Metern in die Tiefe. Er hatte eine leichte Linkskrümmung, so dass Vera ihn nicht über seine ganze Länge überblicken konnte.
    Unvermittelt weitete sich der Gang zu einer Höhle. Vera blieb überrascht stehen. Hier also war das Heiligtum, um das sich oben im Dorf alles drehte und das der Grund für sämtliche Geschichten und Erlebnisse war, denen sie die letzten Tage ausgesetzt war.
    Sie blickte sich um. Die Höhle wurde ebenfalls auf unerklärliche Weise beleuchtet; das Licht schien aus den Wänden zu kommen, es war diffus und blendfrei. Der ganze Raum war völlig schmucklos, wenn man von den wenigen Wandmalereien an den geglätteten Höhlenwänden absah.
    Es waren abstrakt wirkende Darstellungen, wie Vera sie aus diversen Büchern kannte und die in der Bilderschrift der Hieroglyphen Geschichten erzählten, Gebete darstellten. Die Farben waren schon stark verblasst.
    Schlichter Sand bedeckte den Boden.
    Das war alles? Sie hatte mehr Prunk, hatte Gold und Marmor oder so etwas in der Art erwartet, nicht diese unspektakuläre Höhle mit fast nackten Wänden und dem Sandboden.
    Es sollte wohl nichts von der Statue ablenken, die zentral auf einem niedrigen Sockel saß: Es war die Darstellung einer sitzenden Katze. Die Vorderbeine eng nebeneinander gestellt, mit stolz erhobenem Kopf und den Blick starr geradeaus gerichtet saß sie da.
    Sie war mindestens drei Meter hoch und aus einem bräunlichen Stein kunstvoll und detailgetreu gearbeitet.
    Um den Hals hatte sie als einzigen Schmuck ein grünes Band, an dem ein goldener Skarabäus hing.
    Vera blickte zu dem Kopf der Statue auf. In dem steinernen Gesicht waren je nach Blickwinkel viele Stimmungen hineinzuinterpretieren.
    Vera als Katzenkennerin sah Stolz, Würde, Nachsicht, Aufmerksamkeit, Entschlossenheit, Güte.
    Ihre bisherige Distanz, geboren aus Skepsis und ihrem Sarkasmus, machte einer plötzlichen Ehrfurcht Platz.
    Das also war Bastet, die Katzengöttin!
    Sie erkannte auf den senkrechten Flächen des Sockels Symbole, die keine Ähnlichkeit mit den Hieroglyphen hatten, aber wie eine Schrift aussahen. Sie fragte Gizmo nach deren Bedeutung.
    Der hatte unbemerkt von Vera eine merkwürdige Körperhaltung eingenommen. Seine Hinterbeine waren starr durchgedrückt, seine Vorderbeine dagegen angezogen. So lag sein Vorderkörper auf dem Boden auf, während sein Hinterteil steil nach oben ragte. Der Schwanz stand waagerecht ab.
    Es sah aus wie ein ehrerbietiger Kniefall und war es wohl auch.
    Gizmo antwortete ihr lautlos. „Das ist das Gebet der Bastet. Wir alle kennen es und glauben daran.“
    „Kannst du es mir vortragen?“, bat Vera.
    „Gerne“, sagte er und begann zu rezitieren. Vera hörte die Worte, als seien sie gesprochen und lauschte gebannt.
     
    Meinen Namen kennt ihr.
    Dennoch, wisst ihr, wer ich bin?
    Ich bin Bastet, die Mächtige
    ich bin die Hüterin des Lebens,
    das da keimt im Schoß der Frauen und der Erde.
    Ich bin die katzenköpfige Sanfte,
    welche die Freude bringt, den Tanz, das Leben und die Liebe.
    Doch bin ich auch die Schwester des Zorns,
    bin ich die Tochter der Sonne.
    Hütet meine Abbilder auf der Erde,
    und sie hüten eure Ernte.
    Ehrt meine Abbilder auf der Erde,
    und ihr ehrt mich.
    So ihr denn bringt Unheil über eines meiner Abbilder,
    wird Unheil kommen über euch und eure Kinder.
    Ich bin Bastet, Tochter des Ra,
    Bringerin des Lebens,
    und darum Herrin in euren Häusern.
     
    Gizmo verstummte. Er hatte mittlerweile wieder eine normale Körperhaltung eingenommen und saß vor Vera.
    „Mächtige Worte“, sagte Vera. „Mächtige und schöne Worte!“
    Sie sah Gizmo fragend an. „Und jetzt?“
    „Du weißt, dass o Gerontas und ich die Nachrichten von DER EINEN empfangen und weiter geben dürfen“, meinte Gizmo, „höre, was sie zu sagen hat, mein Geist gibt es weiter.“
    „Bitte bleiben Sie am Apparat, sie werden gleich weiterverbunden“, dachte Vera bei sich. Sie konnte nicht anders, der Sarkasmus griff schon wieder nach ihr. Ihr Nervenkostüm war nach wie vor ziemlich angeschlagen und sie wusste, dass ihr Unterbewusstsein dann immer zu dieser Schutzmaßnahme griff. Das war hier und heute nicht anders.
    Im gleichen Moment biss sie sich voller Scham auf die Unterlippe.
    „Ich heiße dich willkommen, du Trägerin meines Mals!“, klang es nämlich in ihrem Kopf mit einer Intensität auf, als würde sie Kopfhörer

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