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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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seinem Stuhl auf, als er Vera und Gizmo näherkommen sah. Er hatte zusammen mit noch einem Wissenden, den Vera nicht kannte, auf der Veranda an dem Platz gesessen, wo er gestern die Feuerwand hatte entstehen lassen.
    „Hallo, Schatz! Da seid ihr ja wieder. Ihr wart lange weg.“ Er nahm Vera in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Du siehst müde aus. Jetzt schon, am Vormittag. War es sehr anstrengend?“
    „Na ja“, meinte Vera, „ihr tut jedenfalls alle euer Bestes, mich in so kurzer Zeit wie möglich an meine Grenzen zu bringen.“
    „Diese Grenzen liegt weitaus ferner, als du denkst!“, mischte sich der Unbekannte ein.
    Ioannis drehte sich halb zu ihm um und zeigte auf ihn. „Vera, das ist Ian“, stellte er den Mann vor. Ian ist unser fähigster Psychopyrokinetiker. Er wird dich in den nächsten Stunden unterrichten.“
    Vera blickte von Ian zu Ioannis und wieder zurück.
    „Hallo, Ian“, sagte sie schließlich und lächelte dabei so unverzagt, wie sie konnte.
    „Psychopyrokinetiker!“ Das versprach nichts Gutes!
     

 
    ΦΦ ΦΦ
     
    Halten könnt ihr sie
    Mit der Heerschar Der Einen
    Und dem feurigen Kreis
    Geschlagen um den Hort
     
    Ian kam die Veranda herunter und ging auf Vera zu. Erst als er die letzte der drei Verandastufen genommen hatte, sah Vera, dass es sich bei Ian um eine Bohnenstange von Mensch handelte. Er war mindestens zwei Meter groß und Vera musste den Kopf in den Nacken legen, als er direkt vor ihr stand und auf sie herunter sprach.
    „Die Grenzen unseres Verstandes liegen weit draußen“, sagte er, „weiter draußen, als man sich vorstellen kann. Wir alle hier, wir Wissende, haben das Glück, dass wir ein klein wenig weiter gehen konnten in Richtung dieses ‚Draußen’ als andere Menschen. Bastet hat uns deshalb hier schon seit Generationen versammelt, weil wir eben dazu in der Lage sind. Wir beherrschen die Psychokinese und vor allem Psychopyrokinese, allerdings nur passiv. Man hat dir ja schon erzählt, dass wir im Prinzip nur Energien weiterleiten, die von Bastet kommen und dort zum Einsatz bringen, wo sie es wünscht oder braucht. Ohne Bastet als Energielieferantin und ohne ihre Abbilder, die Katzen, welche diese Energie quasi heruntertransformieren, können wir diese Fähigkeiten nicht ausspielen. Ich werde dir jetzt beibringen, dich der Psychopyrokinese zu bedienen. Diese Kraft ist in dir vorhanden, aber verschüttet. Sie liegt noch brach. Ich brauche sie nur in dir zu erwecken und den Rest wirst du automatisch können. Dann heißt es aber noch: üben, üben, üben.“
    Vera fröstelte es trotz der sommerlichen Temperaturen.
    In einem kurzen innerlichen Aufbäumen dachte sie daran, wo sie noch vor fünf Tagen gewesen war und vor allem, wer sie da noch war.
    Vera Kremser, Boutiquenbesitzerin, auf dem Weg in einen Kurzurlaub. Und jetzt? Prophezeiungserfüllerin, Belauscherin der Ch’quar, Trägerin des Mals, psychopyrokinetisch veranlagte Weltenretterin!
    Irgendwie keine persönliche Verbesserung, fand sie.
    Ian riss sie aus ihren Gedanken.
    „Komm mit, Vera! Lass uns mit dem Training beginnen!“
    Er nahm sie bei der Hand und ging mit ihr auf den Platz hinaus.
    „Stell dich bequem hin und versuche, alle Fremdgedanken auszuschalten“, sagte er. „Wenn du Erfahrung mit autogenem Training oder gar Meditation hast, dann versuche, einen entsprechenden Bewusstseinszustand herbeizuführen.“
    Vera stellte sich entspannt hin, das Körpergewicht gleichmäßig auf beide Beine verteilt und schloss die Augen. Sie hatte - dank Elke - vor Jahren einen VHS-Kurs in autogenem Training besucht und versuchte nun, sich die damaligen Übungen in Erinnerung zu rufen.
    Nach einiger Zeit schaffte sie es tatsächlich, sich in einen Entspannungszustand zu versetzen, der, gemessen an den aufwühlenden Ereignissen der letzten Zeit, ziemlich tief war.
    Ian war leise hinter sie getreten. Er legte ihr die Zeige- und Mittelfinger seiner Hände seitlich an die Schläfen und sprach leise und eindringlich auf sie ein.
    „Du hast die Veranlagung in dir, du musst sie finden und wecken. Höre in dich hinein.“
    Der Druck seiner Fingerspitzen wurde stärker. Es war nicht unangenehm, Vera fühlte sich auf eigentümliche Art gestützt und gehalten. Sie versuchte, ihre immer noch aufbegehrenden Gedanken weiter zu zügeln, ihre Atmung weiter zu kontrollieren.
    Hinter ihr hatte Ian leise zu murmeln begonnen.
    Er sprach in einer für Vera völlig

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