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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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fremden Sprache voller Kehl- und Knurrlauten. Seine Fingerspitzen begannen mit kleinen kreisenden Bewegungen.
    Plötzlich war es da. Es kam so überraschend, dass Vera einen erstickten Laut von sich gab.
    „Ganz ruhig“, sagte Ian, „es ist alles in Ordnung, keine Angst. Ich spüre, dass die Fähigkeit in dir erwacht, du bist gleich soweit!“
    In Veras Brust, hinter dem Brustbein, hatte schlagartig ein eigentümliches Hitzegefühl eingesetzt. So schlagartig, dass ihr kurz die Luft weggeblieben war. Darüber hatte sie sich so erschrocken. Dank Ians beruhigenden Worten fing sie sich schnell wieder.
    „Spürst du die Wärme?“, fragte er.
    Vera nickte stumm.
    „Es ist da. Du hast die Verbindung zu Bastet über die Abbilder aufgebaut. Die Flammen sind nun abrufbereit in dir. Strecke deine rechte Hand aus!“
    Vera gehorchte.
    Ian stellte sich links neben sie und ergriff ihre linke Hand. Er merkte, dass sie zitterte.
    „Pass auf, Vera. Ich bilde jetzt mit dir einen kleinen Parablock, eine Gedankenverbindung. Damit kann ich dich und deine Körperreaktionen besser steuern. Stell dir jetzt vor, die Wärme in deiner Brust wäre ein kleiner heißer Ball, den du von der Brust den Arm entlangrollen lässt, bis er die Handfläche erreicht.“
    Er drückte kurz ihre linke Hand und Vera konzentrierte sich.
    Sie schaffte es tatsächlich, das Wärmegefühl in ihrem Körper in der von Ian gewünschten Weise zu verschieben, wandern zu lassen. Die Wärme stieg, zu einem lokalen Gefühl geballt, ihren Arm entlang zur Hand.
    Ein Triumphgefühl überkam sie. Unglaublich, was ihr hier widerfuhr, welche Fähigkeiten in ihr geweckt wurden!
    Die Wärme war schlagartig weg.
    Verwirrt schlug sie die Augen auf und blickte Ian ratlos an.
    Der blickte tadelnd zurück.
    „Ich habe es gespürt, Vera. Kein Triumphgefühl, keine Überheblichkeit! Bastet unterbricht den Energiefluss sofort, wenn unlautere Gedanken oder Gefühle mit im Spiel sind!“
    Vera senkte beschämt den Kopf. Die Ethik der Bastet-Anhänger war hoch, das hatte sie soeben erfahren.
    „Nochmal“, befahl Ian kurz.
    Vera konzentrierte sich wieder. Es gelang ihr in kurzer Zeit, die Wärmeballung wieder zu erzeugen und zu ihrer Handfläche zu leiten.
    Ian begann zu sprechen, er sprach wieder in der gleichen geheimnisvollen Sprache von vorhin.
    Veras Handfläche wurde kühl. Sie riss die Augen auf. Sie hatte doch diesmal keine unlauteren Gedanken gehabt!
    Vor ihr loderte eine Feuerwand. Sie war klein und sah instabil aus, aber es war offensichtlich, dass sie von Vera erzeugt war.
    Später konnte Vera nicht mehr beschreiben, was sie in diesem Moment gefühlt hatte. Es war keine Freude oder Überraschung oder ein ähnliches Gefühl. Vielmehr tiefe Ruhe und Zufriedenheit. Gelöstheit und Zuversicht. Sie sah auf das Feuer vor sich und konzentrierte sich darauf.
    In Gedanken versuchte sie, die Erscheinung zu stabilisieren, sie wünschte es sich einfach, sie wollte es.
    Die Wand begann, weniger zu flackern und zu schwanken. Lächelnd blickte sie zu Ioannis, der die ganze Zeit schweigend auf der Veranda gestanden und alles beobachtet hatte. Ioannis lächelte zurück, zog dann aber eine Augenbraue hoch und machte eine Kopfbewegung zu der Wand hin, die begonnen hatte, bedrohlich heftig zu flackern und zu pulsieren.
    Rasch konzentrierte Vera sich wieder auf ihr Übungsobjekt und hatte es sehr schnell wieder in ihrer Gewalt.
    Sie lernte rasch.
    Ian nickte anerkennend.
    „Das reicht fürs Erste“, sagte er schließlich und ließ Veras Hand los. Die Flammenwand verschwand.
    „Du bist gut, Vera“, sagte er dann zu ihr, „sehr gut. Ruhe dich ein wenig aus und ich zeige dir, wie du die Anzapfung alleine beherrschen kannst. Dann brauchst du mich nicht mehr!“
    Er klopfte ihr auf die Schulter und wandte sich ab. Auf seinem Weg kam er an Ioannis vorbei, der gerade zu Vera ging.
    „Sie ist außerordentlich gut“, sagte er noch einmal und nickte anerkennend.
    Ioannis kam bei Vera an und gab ihr einen Kuss.
    „Lass uns eine Kleinigkeit essen“, sagte er. „Psychopyrokinese verbrennt viele Kalorien.“
    Auf Veras fragenden Blick hin setzte er ein Unschuldsgesicht auf. „Wenn man es übertreibt, kann man magersüchtig werden.“
    Erst da bemerkte Vera, dass er sie aufzog.
    „Du Scheusal!“, lachte sie, bückte sich und warf scherzhaft eine ihrer Sandalen nach ihm. Etwas anderes hatte sie gerade nicht zur Hand.
    Die Sandale kam keinen Meter weit, dann prallte sie wie gegen eine

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