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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Hügel. Krankenwagen rasten heran, noch mehr Polizeiwagen. Eine ganze Armada schwärmte in Wendisch Bruch aus und flutete wie ein grünes Ameisenheer die Häuser und Gärten. Irgendwo am Himmel hinter den Gewitterwolken ging die Sonne unter.
    Jeremy sah noch einmal zurück zum Schafstall. Marten wurde auf eine Trage geschnallt, er war nicht bei Bewusstsein. Gehring blieb bei der Frau, der gerade eine Infusion gesetzt und eine Sauerstoffmaske übergezogen wurde.
    »Ich dachte, sie wäre tot«, sagte er.
    »Ich auch.« Cara zitterte. Er legte beide Arme um sie und versuchte, sie zu wärmen.
    »Und dann schlägt sie auf einmal die Augen auf und legt ihren Finger an die Lippen. Es war wie in einem Horrorfilm. Grotesk. Schauerlich. Unfassbar. Aber in diesem Moment wusste ich, wer da unten überlebt, der hat einen Plan.«
    »Ich hab keinen«, flüsterte Cara. »Und ich fühle mich, als wäre ich das Opfer einer Schiffskatastrophe. Alles ist untergegangen. Ich kann das alles noch gar nicht begreifen. Marten hat ein halbes Dorf ausgerottet, um Charlie zu rächen. Und sie hat es geschehen lassen.«
    »Ich glaube, sie wusste es nicht. Vielleicht hat sie es geahnt. Das kann sein. Aber erst als Leyendecker ermordet wurde, muss ihr wirklich in aller Unerbittlichkeit klar geworden sein, was Marten für sie getan hat.«
    »Aber sie hat die Schuld auf sich genommen! Sie hat ihn geschützt!«
    »Nein, Cara, das hat sie nicht.« Er zog sie an sich. »Sie hat dich geschützt. Ihr ganzes Leben lang. Du bist die Einzige, die einigermaßen unbeschadet aus dieser Sache herausgekommen ist, weil du deinen Kopf in den Wolken hattest.«
    »Deshalb hat Marten mich so gehasst. Und Charlie auch.«
    »Rede dir das nicht ein. Charlie hat vielleicht das Leben nicht mehr ertragen, aber sie wollte dich schützen. Nicht nur vor Marten, auch vor der Erinnerung. Sie hat sich wie ein Erzengel davorgestellt. Ich wünschte, wir hätten mit ihr reden können. Richtig. Nicht nur, um ein Gutachten zu erstellen. Vielleicht hätten wir ihr helfen können.«
    Cara schüttelte den Kopf. »Nicht, solange Marten da gewesen wäre. Er wusste, dass es aus für ihn gewesen wäre, sobald ich mich erinnere.«
    »Er wusste es in dem Moment, in dem Bruno zurückkam. Ich glaube, der Hund hat mitbekommen, was mit dieser Frau passiert ist.« Jeremy und Cara sahen, wie sie gerade auf einer Trage den Hügel hinaufgeschafft wurde. »Und dann kamst du. Da wusste er, dass es vorbei war. Es gab niemanden mehr, auf den er seinen Hass projizieren konnte. Nur noch dich und deine Unschuld. Und beides wollte er auslöschen.«
    »Ich werde nicht mehr normal sein. Nie mehr.«
    Sie wollte sich aus seinen Armen winden, aber er hielt sie fest und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Bloß nicht. Das wäre ja langweilig.«
    Er wollte sie küssen, aber sie wandte ihren Kopf zur Seite. »Ich bin krank. Ich habe gesehen und war blind. Ich habe gehört und war taub. Ich werde mir das nie verzeihen können.«
    »Doch, das kannst du. Ich werde dir dabei helfen, wenn du mich lässt. Du bist schon auf dem besten Weg, dich selbst zu heilen, würde der Psychologe in mir sagen.«
    »Und du?«, fragte sie misstrauisch. »Was sagst du?«
    Er zögerte einen Moment und entschied sich dann für die Wahrheit. »Alles, was da unten geschehen ist, hat tatsächlich, so grotesk und schrecklich es war, auch etwas mit Liebe zu tun. Ich liebe dich, Cara.«
    »Wie kannst du ausgerechnet jetzt …«
    »… von Liebe reden? Ganz ehrlich? Weil ich glaube, dass ich das nicht durchgestanden hätte, wenn es weniger gewesen wäre.«
    »Du hättest abhauen können.«
    »Das hätte ich.«
    »Du bist geblieben.«
    »Das bin ich.«
    »Wir haben überlebt.«
    »Das ist doch schon mal ein Anfang.«
    »Aber ich weiß nicht, wie ich damit weiterleben soll.«
    Er strich ihre feuchten, schlammverschmierten Haare aus dem Gesicht.
    »Ich kann dir dabei helfen, wenn du willst. Es ist deine Entscheidung.«
    Sie schloss die Augen. »Jeremy«, flüsterte sie. »Ich will. Du ahnst ja gar nicht, wie sehr.«
    Jemand legte eine Decke um sie. Er hüllte sie ein und hoffte, dass ihnen noch ein paar Augenblicke ganz für sich blieben.
    »Herr Saaler?« Ein Polizist trat auf ihn zu und hielt ihm ein Handy entgegen. »Ich habe Ihren Vater am Apparat. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
    Jeremy nickte und schälte sich mit einer Hand aus der Decke heraus, um das Gespräch anzunehmen.
    »Paps?«, sagte er und merkte erst, als er den Kosenamen

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