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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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erzählen kann. Er stieg hinab in den glitschigen, knöcheltiefen Morast und wäre beinahe ausgerutscht.
    »Hinlegen!«
    »Da … da liegt schon jemand.«
    Marten kam einen Schritt näher und warf einen Blick in die Grube. »Ja, es wird langsam etwas eng. Tut mir leid. Sie zuerst, Herr Jeremias.«
    Jeremy rührte sich nicht.
    Marten zog Cara vom Boden hoch und gab ihr einen Stoß, sodass sie direkt in Jeremys Arme fiel. Mit einem Schrei stolperte sie zur Seite.
    »Nein!«, schrie sie. »Nein!«
    »Hinlegen!«
    »Komm, Cara«, sagte Jeremy und zog sie an sich. Er küsste sie auf die Stirn, löste sich von ihr und legte sich in den übelriechenden Schlamm.
    »Jeremy!«, schrie Cara. »Wir werden sterben!«
    Marten gab ihr einen kräftigen Stoß. Sie fiel mit einem angsterfüllten Schrei in den Morast. Er beugte sich vor, um ihr die Spritze in den Hals zu rammen, da geschah etwas Ungeheuerliches. Die schwarzverschmierte Leiche schlug die Augen auf. Das Weiße ihrer Augäpfel leuchtete im Dunkeln, ihr Gesicht war maskenhaft starr. Sie schnellte hoch und versetzte Marten einen Handkantenschlag. Es gab ein lautes Knacken, und Marten sackte ohnmächtig zusammen. Sein Körper fiel auf die Frau und blieb liegen.
    Cara beugte sich zur Seite, würgte und erbrach sich in den Schlamm.
    »Könnten Sie …« Die Frau sprach keuchend, als ob ihr jede Luft zum Atmen fehlte. » … könnten Sie mir bitte helfen?«
    Jeremy löste sich aus der übelriechenden Masse und zerrte Martens Körper von ihr weg. Dann kletterte er aus der Grube, zog sie hoch und schleifte sie in die Mitte des Raumes. Sie war zu schwach, um aufzustehen, und blieb liegen, während Jeremy sich um Cara kümmerte. Sie zitterte und keuchte, doch als er ihr auf die Beine geholfen hatte, konnte sie stehen bleiben. Dann holte er Stroh und begann vorsichtig, das Gesicht der Frau zu reinigen.
    Ihre Lider flatterten.
    »Wir bringen Sie hier weg«, sagte er. »Es ist vorbei.«
    Gemeinsam beugten sie sich über den leblosen Körper der Frau. Jeremy setzte sich neben sie und berührte ihre Schultern.
    Sie öffnete die Augen. Er achtete darauf, dass seine Hände auf ihrem Körper blieben, an Schultern, Armen, Hän den. Dass der Kontakt zu den Lebenden aufrechterhalten wurde.
    »Alles wird gut. Können Sie mich hören?«
    Die Frau nickte. Cara lief zum Tor und spähte hinaus.
    »Ein Streifenwagen!«, schrie sie. »Oben, auf dem Hügel! Leute! Hunde! Die Polizei kommt! Jeremy!«
    Sie lief zu ihm zurück und küsste ihn. Schluchzte, weinte, umarmte die Frau, die regungslos alles über sich ergehen ließ, und umklammerte Jeremy so fest, dass ihm beinahe die Luft wegblieb. Ein Glücksgefühl überflutete ihn. Sie hatten überlebt. Einfach nur überlebt.
    Gemeinsam schleppten sie die Frau vor den Schuppen und legten sie vorsichtig ab. Mehrere Männer jagten den Hügel herunter und kamen auf sie zugerannt, einer in Zivil.
    »Gehring«, brüllte er, noch bevor er sie erreicht hatte. »Haben Sie sie gefunden?«
    Jeremy presste Cara an sich, die immer noch wacklig auf den Beinen stand. Er wollte etwas sagen, da stürzte sich der Mann schon über die Frau auf dem Boden, die mehr wie eine Moorleiche als wie ein lebendiger Mensch aussah.
    »Beara!«, schrie er. »Aufwachen! Kommen Sie zu sich, ja? Gleich kommt Hilfe.«
    Er strich ihr übers Gesicht und zupfte zwei Strohhalme aus ihren Haaren. Er sah hilflos aus und schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Dabei war es so einfach, dachte Jeremy. Es gab Momente im Leben, da überlegte man nicht. Da tat man, was einem die Situation befahl, weil es sonst vielleicht keine Gelegenheit mehr geben würde.
    »Beara? Ist alles okay?« Gehring klopfte ihr auf die Wange.
    Die Frau schüttelte schwach den Kopf. Alles andere wäre eine Lüge gewesen.
    »Das war knapp. Mein Gott, war das knapp. Eine Hundertschaft durchkämmt gerade das Dorf. Was ist da drin in dem Schuppen? Wo haben Sie eigentlich die ganze Zeit gesteckt? Hören Sie mich?«
    Jeremy war mittlerweile davon überzeugt, dass Gehring nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.
    »Beara, hallo! Kommen Sie zu sich, ja? Halten Sie durch, bitte!«
    Und dann beugte sich der Mann endlich zu ihr herab, nahm den schmalen, leblosen Körper in die Arme und presste sie an sich. Wiegte sie in seinen Armen, hielt sie fest und murmelte leise Worte, die Jeremy nicht verstand und auch nicht hören wollte.
    Jeremy sah, dass sie bei diesem Mann in guten Händen war.
    Die beiden Polizisten begleiteten sie auf den

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