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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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ein loses Band, mal eng, mal weiter auseinander. Vor der Büste einer streng blickenden Dame aus Stein blieb sie stehen und sah sich vorsichtig um.
    »Keiner da?«
    »Ich sehe niemanden.«
    Noch während er sich fragte, was sie vorhatte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte der Frau einen Kuss auf den steinernen Mund. Lange, intensiv und mit geschlossenen Augen. Dann trat sie zurück und betrachtete ihr Werk zufrieden.
    Die strenge Dame hatte tiefrote Lippen. Und, Jeremy musste grinsen, es stand ihr weitaus besser als das langweilige Grau.
    »Küssen Sie nur Steine?«, fragte er.
    Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Augen schienen noch dunkler zu werden. Ihr Gesicht kam näher. Er sah, wie ihre Lippen sich leicht öffneten, und er beugte sich zu ihr herab, um sie mit den seinen zu berühren.
    »Ja«, flüsterte sie. »Bis auf wenige Ausnahmen.«
    Sie liebten sich in seinem Zimmer. Erst danach bemerkten sie, dass das Fenster zur Straße offen gestanden hatte. Caras erstickte Schreie, sein überwältigtes Stöhnen, als sie zeitlos in den Höhepunkt getrieben waren, musste die halbe Straße mitbekommen haben. Er küsste sie, stand auf, nackt, spürte die kühle Luft auf seiner Haut und schloss die Flügel.
    »Ich glaube, wir haben den gesamten Marktplatz unterhalten«, sagte er.
    Cara kringelte sich in die leichte Decke und schüttete sich aus vor Lachen. Alles war schön, alles war fröhlich mit ihr. Ein erstes Mal, wie es selbstverständlicher, zärtlicher, leidenschaftlicher nicht sein konnte. Keine Spur von Befangenheit, keine kokette Scham. Fast zu schön, um wahr zu sein.
    »Morgen im Frühstücksraum wird ihnen das Besteck aus der Hand fallen, wenn du reinkommst«, kicherte sie. »So viel Abendunterhaltung gibt es hier selten.«
    Jeremy zog die Vorhänge zu. Er holte eine kleine Flasche Sekt aus der Minibar und öffnete sie. Dann schenkte er in zwei Wassergläser ein, die einzigen, die es gab.
    Sie trank in gierigen, kleinen Schlucken. Dabei verschüttete sie etwas, und die Flüssigkeit lief ihren Hals hinunter ins Kopfkissen. Jeremy leckte sie von ihrer Haut.
    »Mmmh«, schnurrte sie. »Komm her.«
    Sie zog ihn an sich, und er spürte ihren schlanken, schmalen Körper und wollte sie sofort wieder besitzen. Cara merkte das und lächelte, zufrieden und kokett zugleich.
    »Lass mich doch erst einmal austrinken!«
    Er rollte zur Seite und sah an die Decke. Er wusste nicht, wann er sich zum letzten Mal so satt und glücklich gefühlt hatte.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Das müsstest du mir doch eigentlich ansehen.« Sie beugte sich über sein Gesicht und küsste ihn. Ihr Mund schmeckte nach Sekt und Liebe. »Wie geht es dir? Du musst ja glauben, in diese Einöde verirren sich so wenige paarungsfähige Männer, dass man bei jeder sich bietenden Gelegenheit über sie herfällt.«
    Er grinste. »Dann komme ich öfter her.«
    »Untersteh dich. Damit dich gleich die Nächste wegschnappt?«
    Sie angelte sich sein Glas vom Nachttisch und trank es auch gleich zur Hälfte aus. Dabei rutschte die Decke herunter und entblößte ihre kleinen, runden Brüste. Ihn freute es, dass sie ihn auch danach an ihrer Nacktheit teilhaben ließ und nicht gleich ins Bad stürzte, duschte und sich anzog.
    »Ich habe Hunger«, sagte er. »Wollen wir runtergehen und was essen?«
    Sie leerte den Rest des Glases, setzte ab und wischte sich mit dem Handrücken burschikos über die Lippen. »Lieber nicht. Am Ende kennt mich noch einer und erzählt dann herum, dass ich ja, ja, ja ! dabei schreie. Genauso wie beim Kalben.«
    Sie warf den Kopf in den Nacken und prustete los. »Natürlich … nicht ich … ich kalbe ja nicht …«
    Jeremy musste mitlachen, ob er wollte oder nicht. Caras Art konnte wohl nur jemand verstehen, der auf dem Land groß geworden war, wo Brunft und Besamung genauso Teil des natürlichen Lebenskreislaufs war wie blühende Rapsfelder. Aber sie gefiel ihm. Er spürte noch ihre zärtlichen Bisse an seinem Hals und den festen Griff ihrer Hände, als sie seine Hüften umklammert und den Rhythmus ihrer Liebe bestimmt hatte. Er wollte sie schon wieder und zog ihr die Decke weg. Sie ließ ihren Blick seinen Körper hinuntergleiten und lächelte, als sie den Grad seines Verlangens erkannte.
    »Leg dich auf den Rücken«, sagte sie nur und stellte das Glas ab.
    Später, viel später, ließen sie sich vom Roomservice zwei Clubsandwiches bringen, von denen Cara zwei Drittel mit größtem Appetit verspeiste und auch vor

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