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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Heimleiterin zu beinahe streng vertraulichen Äußerungen hatte hinreißen lassen.
    »Sie haben mich falsch verstanden«, entgegnete Saltair. »Ich meinte, daß ich Ihnen nicht bestätigen kann, daß Agnes keinen solchen Besuch erhielt. Letzte Woche kam da nämlich ein Mann, am Freitag morgen, um genau zu sein. Ich war nicht hier, aber man hat mir später alles erzählt. Es war eine Sensation, daß Agnes Besuch bekam, müssen Sie wissen. Unglücklicherweise war es ausgerechnet Sally, die ihn in Empfang nahm, als er plötzlich auftauchte. Sally ist unsere jüngste Schwester, hat gerade angefangen. Normalerweise wird jeder Besucher zuerst hierher gebracht, damit wir Bescheid wissen, und auch, um ihn über den Zustand des Patienten zu informieren, wenn wir den Besuch genehmigen können. Aber Sally hat vergessen, den Kerl meiner Stellvertreterin vorzustellen, und führte ihn gleich in Agnes’ Zimmer, wo sie die beiden allein ließ. Und als sie Mary schließlich davon erzählte – Mary ist meine Stellvertreterin –, war der Vogel ausgeflogen.«
    »Könnte ich mit Sally sprechen?« fragte Novello so beiläufig wie möglich, während ihr Magen vor Aufregung flatterte. Bis jetzt hatte sie diese ganze Sache nur unter dem Aspekt betrachtet, daß der übervorsichtige Pascoe alle Möglichkeiten ausschöpfen wollte. Sie hatte dabei seinen Ruf ignoriert, daß er in einer Untersuchung Möglichkeiten fand, auf die andere Polizisten niemals kommen würden. Was hatte Constable Dennis Seymour, einer ihrer netteren männlichen Kollegen, noch gesagt, als er sie zum Abendessen zu sich und seiner netten irischen Frau eingeladen hatte? »Es ist leicht, dem dikken Andy zu folgen. Er geht durch Wände, und man steigt ihm einfach durch die Löcher hinterher. Aber dieser Pascoe ist anders. Er zwängt sich durch Mauerrisse, und man hat keine Ahnung, wo dieser Schlaumeier einen hinführt.«
    Saltair ging zur Tür und bat eine Schwester, Sally zu ihr zu schicken, wenn sie kurz Zeit hätte.
    »Können Sie mir sonst etwas über diesen Mann sagen?« wollte Novello wissen.
    »Ich weiß das alles nur vom Hörensagen, da fragen Sie lieber Sally«, meinte Saltair, woraus Novello schloß, daß es auf jeden Fall etwas zu berichten gab.
    »Ja, gut«, meinte sie. »Dann erzählen Sie mir etwas über Agnes. Waren Sie schon hier, als sie ins Heim kam?«
    »Ja, sicher war ich das. Ich bin von Anfang an hier. Dieses Haus war früher das Wohnhaus von einem der Fachärzte des Krankenhauses, in dem ich früher gearbeitet habe. Seine Frau starb, seine Familie zog weiter, und er vereinsamte in diesem großen Gemäuer, so daß er beschloß auszuziehen. Aber dann erkannte er – das war in den Achtzigern damals –, daß der Bedarf an Pflegehelmen sehr bald steigen würde, und anstatt zu verkaufen, ließ er das Haus umbauen und machte seiner Lieblingskrankenschwester – das war ich – ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte. Das war vor siebzehn Jahren. Himmel, wo die Zeit bleibt!«
    »Und Winifred Fleck?«
    »Sie war auch von Anfang an dabei. Als Pflegerin. Sie hatte schon etwas Erfahrung und war ganz gut. Vielleicht nicht gerade ein Vorbild an Einfühlsamkeit, aber Sie werden sicher bemerkt haben, daß ihr in bezug auf Hygiene und Ordnung niemand das Wasser reichen kann.«
    »Es sah ganz so aus, als sei ihr Rasen in Schutzfolie geschweißt«, sagte Novello.
    »Ja, ich weiß … Man sollte sich eigentlich nicht darüber lustig machen. An einem Ort wie diesem ist Hygiene wirklich wichtig, und jemand wie Winifred hielt uns ganz schön auf Trab. Ich muß zugeben, daß wir uns alle ein bißchen gewundert haben, als es hieß, sie würde eine pflegebedürftige Tante bei sich aufnehmen.«
    Novello meinte leichthin: »Wahrscheinlich würden wir alle gern eine wohlhabende Verwandte bei uns aufnehmen.«
    »Das mag sein. Und wenn das ein Motiv war, hätte ich es auch verstehen können. Aber Agnes hatte nur ein paar hundert Pfund auf der Bank, nicht mehr. Ich weiß das, weil sie nach ihrem zweiten Schlaganfall, als sie dann hierher kam, von Anfang an den vollen Satz an Beihilfe bekam.«
    »Entschuldigung, aber was bedeutet das?«
    »Einfach gesagt, je mehr man gespart hat, desto höher ist der eigene Beitrag zu unseren Kosten. Aber wenn die Ersparnisse unter einer – damals vor zehn Jahren sehr bescheidenen – Grenze liegen, übernimmt das Sozialamt die Bezahlung. Die Grenze wurde mit der Zeit immer höher angesetzt, weil sich viele gutbetuchte Leute

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