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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Energie erfordert, und dazu waren die anschließenden Stunden im engen Verhörzimmer mit den sich im Kreise drehenden Fragen und Antworten und einem peitschenknallenden Huddle sehr nervenaufreibend gewesen.
    Tja, das war nun vorbei. Dalziel hatte nach Clarks Unterbrechung die Hoffnung auf ein Geständnis erst einmal aufgegeben, obwohl ihm nach der Uhr noch zehn weitere Minuten geblieben wären.
    Er nahm den Hörer ab. »Wield.«
    Aufmerksam lauschte er Novellos Ausführungen und machte sich dabei Notizen.
    Als sie geendet hatte, sagte er: »Und was passiert jetzt?«
    Überrascht antwortete sie: »Aber deshalb rufe ich doch an, Chef. Um weitere Anweisungen zu erhalten.«
    »Sie sind doch diejenige, die an der heißen Spur schnüffelt«, entgegnete Wield. »Was meinen Sie?«
    Sie zögerte und sagte dann: »Ich weiß, daß es ein ungünstiger Zeitpunkt ist, aber ich denke, jemand sollte den Chief Inspector verständigen. Ich meine, es war seine Idee, und vielleicht hat er sich mehr dabei gedacht als wir anderen … Ich meine, so macht er das doch normalerweise, oder? Mit irgendeiner verrückten Idee … eh, damit wollte ich nicht sagen …«
    »Ich weiß schon, was Sie sagen wollen«, meinte Wield gutmütig. »Und Sie haben absolut recht. Jemand sollte es ihm sagen.«
    »Das meine ich auch«, bestätigte Novello erleichtert. »Also, was soll ich tun, bis ich wieder von Ihnen höre?«
    »Von mir?« fragte Wield nach.
    »Oder vom Superintendent, wer auch immer das macht.«
    »Ah, wir üben wohl das Delegieren, wie? Nein, nein, das machen Sie schön selber. Haben Sie was zu schreiben? Ich gebe Ihnen Mr. Pascoes Handy-Nummer.«
    »Chef, ich kann nicht … das ist nicht gut … vielleicht lieber jemand, mit dem er befreundet ist …«
    »Wollen Sie das etwa auch so sagen, wenn Sie eine Frau befragen müssen, deren Mann gerade vor ihren eigenen Augen totgeschlagen wurde? Und wenn Sie nicht glauben, daß Mr. Pascoe Ihr Freund ist, dann weiß ich nicht, wen Sie sonst für einen Freund halten. Also, schreiben Sie. Und halten Sie mich auf dem laufenden.«
    Nachdem er die Nummer durchgegeben und wieder aufgelegt hatte, klingelte das Telefon erneut.
    »Mr. Dalziel, bitte«, sagte eine Frauenstimme.
    »Mr. Dalziel ist …« – »beschäftigt« hatte er sagen wollen, doch da in diesem Moment der Dicke ins Büro trat, beendete er den Satz mit: »… hier« und reichte den Hörer weiter.
    »Hallo?« brummte Dalziel.
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich mir Walter Wulfstan mal gründlich vornehmen.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    »Was Wichtiges?« fragte Wield, als Dalziel den Hörer auf die Gabel knallte.
    »Irgendeine Verrückte, die mir sagt, ich solle mir Wulfstan vornehmen.«
    »Und? Machen Sie’s?«
    »Alles, was ich mir im Moment vornehmen will, ist ein Kübel voll Ale. Schleichen wir uns hinten raus, während Turnbull und Hoddle vorne die Schmeißfliegen von der Presse anziehen.«
    Das »Coach and Horses« lag nur ein paar Meter die Straße runter. In der kühlen, dunklen Wirtsstube leerte der Dicke sein erstes Bier in einem Zug und hatte bereits den Großteil des zweiten getrunken, als Wield ihm von Novellos Neuigkeiten berichtete.
    »Und Sie haben ihr gesagt, sie soll Pete anrufen? Bißchen hart, oder?«
    »Für wen, Sir?«
    »Für beide! Für sie, weil sie’s tun muß, und für ihn, weil er reagieren muß.«
    Das war einmal etwas ganz Neues, daß Dalziel den netten Polizisten spielte und Wield den bösen.
    Vorsichtig erwiderte er: »Als ich heute morgen mit Pete gesprochen hab, schien mir, daß er es jetzt am allerwenigsten braucht, in Ruhe gelassen zu werden. Ich würde sagen, daß es ihm in letzter Zeit nicht so gutging, und die Sache mit seiner Tochter könnte der letzte Tropfen sein, der das Faß zum Überlaufen bringt. Selbst wenn er Novello eine Abfuhr erteilt, war es wenigstens eine Ablenkung.«
    »Für Pete ist also gesorgt. Und was ist mit unserem Schätzchen?«
    »Muß ihre Erfahrungen machen, so heißt es doch, oder?«
    »Tatsächlich? Aber Frauen machen andere Erfahrungen als Männer, falls Sie das noch nicht bemerkt haben. Mir scheint, daß sie in dieser Angelegenheit viel erreicht hat und ermutigt werden sollte.«
    »So wie ich sie einschätze, ist es aber genau das. Eine Ermutigung.«
    »Ach ja? Und wie sieht bei euch in Enscombe eine Belohnung aus? Ein Schlag ins Gesicht?«
    Dalziel leerte sein zweites Bier und winkte nach einem dritten. Dabei fiel ihm das Glas ein, das er im »Book and

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