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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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beschwerten, daß es so etwas wie eine heimliche Vermögenssteuer sei.«
    »Und die Behörden prüfen das nach?«
    »O ja. Sie fordern Bankauskünfte et cetera der letzten paar Jahre, um sicherzugehen, daß im Hinblick auf spätere Pflegekosten nicht größere Summen verschoben wurden.«
    »Welche Bank?« hörte Novello sich zu ihrem eigenen – und Saltairs – Erstaunen fragen. Doch die Heimleiterin sah kurz nach und sagte: »Die Mid-Yorkshire Savings Bank.« Während Novello sich Notizen machte, überlegte sie laut: »Agnes hatte also kein oder sehr wenig Geld, als sie hierher kam. Natürlich bedeutet das nicht unbedingt, daß sie auch damals nichts hatte, als sie zu Winifred zog.«
    Augenblicklich merkte sie, daß sie einen Fehler begangen hatte. Billie Saltair kniff den Mund zusammen, als hätte sie an einer Zitrone gelutscht, und sagte: »Lassen Sie uns eines klarstellen, Detective Constable. Winnie Fleck kann eine rechte Nervensäge sein, und ich weiß, sie würde sich tief bücken, selbst mit ihrem schlechten Rücken, um einen Penny aufzuheben, aber sie ist so ehrlich, wie der Tag lang ist. Sicher, wenn Agnes vermögend wäre, würde Winifred den ihr zustehenden Anteil erwarten, wenn sie mal stirbt. Aber sie würde das Geld nicht aus ihr herauspressen, auf keinen Fall.«
    »Verzeihung«, murmelte Novello kleinlaut, wurde jedoch durch die Ankunft einer jungen Krankenschwester mit kurzen roten Haaren und ängstlichem Gesicht vor weiteren Entschuldigungen bewahrt.
    »Sally, das ist Shirley Novello«, stellte die Heimleiterin sie vor. Offensichtlich hatte sie entschieden, daß eine Erwähnung der Polizei das Mädchen nur noch verkrampfter machen würde. »Wir sprechen gerade über Agnes. Miss Novello glaubt, daß sie den Besucher von letzter Woche vielleicht kennt, und da Sie die einzige sind, die ihn mit eigenen Augen gesehen hatte, würde ich Sie bitten, alles zu erzählen, woran Sie sich erinnern können. Ist schon in Ordnung, es ist nichts Schlimmes passiert.«
    Sie lächelte dem Mädchen aufmunternd zu, das sich daraufhin etwas entspannte und zu erzählen begann. »Na ja, er kam einfach rein, und als ich ihn ansprach und er sagte, daß er Agnes’ Enkel ist, wurde ich ganz aufgeregt, weil ich wußte, daß Agnes nicht oft Besuch bekommt, also brachte ich ihn gleich in ihr Zimmer. Normalerweise bringen wir sie nach elf Uhr in den Aufenthaltsraum, aber sie fühlte sich nicht besonders, und es schien das beste, sie einfach noch ein bißchen liegen zu lassen und abzuwarten, wie sie sich nach dem Mittagessen fühlt …«
    Das Mädchen redete wie ein Wasserfall. Doch Billie Saltair fuhr kurzentschlossen dazwischen: »Ist gut, Sally, wir verstehen schon. Miss Novello?«
    »Er hat Ihnen gesagt, er sei Agnes’ Enkel?« fragte Novello nach.
    »O ja, deshalb hab ich ihn ja auch gleich nach oben gebracht. Er sagte: ›Hallo, ich glaube, Sie haben meine Großmutter hier, Mrs. Agnes Lightfoot‹, und ich sagte: ›ja …‹«
    »Hat er seinen Namen genannt?« unterbrach Novello nach Saltairs Vorbild.
    »Nein, aber als wir zu Agnes’ Zimmer kamen und ich sagte: ›Agnes, Sie haben Besuch, Ihr Enkel ist da‹, sagte sie: ›Benny, Benny, bist du das? Ich wußte, daß du eines Tages kommen würdest, ich wußte es.‹ Und dann nahm er ihre Hand und setzte sich zu ihr ans Bett, und ich ließ sie allein, weil ich nicht stören wollte …«
    »Das war richtig, Sally«, sagte Novello lächelnd. »Sie mußten allein sein. Tja, da kommt also der Enkel nach all den Jahren her! Wie sah er denn aus? Eher klein und rundlich?«
    »O nein, er war ziemlich groß und sehr dünn, sogar sein Gesicht war lang und schmal – und braun, von der Sonne, meine ich, na ja, ich weiß, daß im Moment jeder braun ist bei dieser Hitze, aber sein Gesicht war irgendwie ledrig, als wäre er’s gewohnt, die ganze Zeit draußen in der Sonne zu sein, was auch kein Wunder ist, weil sie in Australien ja immer so ein Wetter haben …«
    »Warten Sie«, meinte Novello. »Warum sagen Sie Australien?«
    »Weil er so redete, mit diesem Akzent, Sie wissen schon, wie Cockney, nur anders. So, wie sie in australischen Filmen immer reden und in dieser Serie im Fernsehen,
Neighbours …«
    »Und seine Kleidung?«
    »Blau-weiß-kariertes Hemd mit kurzen Ärmeln, dunkelblaue Baumwollhose, schwarze Mokassins«, berichtete Sally mit beinahe schockierender Präzision im Vergleich zu ihrer sonst ausufernden Geschwätzigkeit.
    »Alter?«
    »So um die Dreißig. Bei

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