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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wieder in den Baum und blickte ihm nach, wie es hoch über dem Boden zu seinem Baumhaus auf Old Hall zurückkehrte.
    Der erste, den er in Danby erblickte, als er von seinem Motorrad stieg, war Sergeant Clark. Er blickte so gewichtig drein wie jemand, der mehr weiß als man selbst.
    »Ist der Superintendent da?« fragte Wield.
    »War da, ist wieder weg.«
    Wield fragte nicht weiter, sondern wartete. »Kein Wunder, daß der Kerl so gut bei Verhören ist«, hatte Dalziel einst festgestellt. »Sein Gesicht ist mehr wert als tausend schlaue Fragen.«
    »Er ist nach Bixford gefahren«, sagte Clark. »Heute morgen kam die Nachricht, daß Geordie Turnbull angegriffen wurde.«
    Falls er eine schockierte Reaktion erwartet hatte, wurde er enttäuscht.
    »Erzählen Sie«, forderte Wield ihn ungerührt auf.
    »Eine Polizeistreife ist heut früh bei ihm vorbeigefahrn. Der Superintendent hatte wohl angeordnet, Turnbull zu beobachten. Na ja, das große Tor stand weit auf. Das ist sonst immer zu, außer wenn Fahrzeuge und Maschinen kommen oder gehen. Sie sind rein, um mal nachzusehen, und fanden dann Turnbull, der aussah wie nach drei Runden mit Mike Tyson.«
    Wield, der kaum etwas so sehr haßte wie Ungenauigkeit, fragte ungeduldig: »Wie schlimm steht es um ihn?«
    »Sah schlimmer aus, als es war«, gab Clark fast widerstrebend zu. »Ein paar Platzwunden und ’ne gebrochene Nase, hieß es. Turnbull hat versucht, es selbst zu richten, und wollte keine Anzeige erstatten. Aber die Jungs haben es trotzdem gemeldet.«
    »Sehr weise«, sagte Wield.
    »Und, was meinen Sie? Als wir ihn gehenließen, waren einige Leute hier der Meinung, daß es das beste gewesen wäre, die Wahrheit aus ihm rauszuprügeln.«
    »Dann hoffe ich, daß Sie deren Namen haben, denn Mr. Dalziel wird wahrscheinlich mit ihnen sprechen wollen«, sagte Wield mit Nachdruck. »Eins ist jedenfalls sicher: Wenn das tatsächlich der Zweck der Übung war, ist Turnbull aus dem Schneider.«
    »Wieso das?« fragte Clark verwirrt.
    »Wenn er irgendwas zugegeben hätte, hätten sie ihn wohl kaum seine Wunden lecken lassen, oder?« erklärte Wield. »Sie könnten etwas für mich tun, Nobby. Dieser Tierarzt, von dem ich gelesen habe, Douglas heißt er, oder? Wo finde ich den?«
    Clark beschrieb es ihm. Wield setzte seinen Sturzhelm wieder auf und schwang das Bein über den Sitz.
    »Gehn Sie denn nicht rein?« wollte Clark wissen. »Was soll ich sagen, wenn jemand nach Ihnen fragt?«
    »Sagen Sie, ich besuche einen Mann wegen einem Hund.«
     
    Mittlerweile stand Andy Dalziel neben Geordie Turnbull und sah ganz so aus, als würde er gern da weitermachen, wo der Einbrecher aufgehört hatte.
    »Sie helfen niemandem damit, Geordie, am wenigsten sich selbst. Er könnte wiederkommen. Also, warum sagen Sie mir nicht, wer das war, was er wollte, und ich kümmere mich drum?«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, Mr. Dalziel. Ich hab ihn gar nicht gesehn. Er hat mich von hinten angesprungen, auf mich eingedroschen und ist dann wieder verschwunden.«
    »Sie sind ein gottverdammter Lügner«, sagte Dalziel. »Wenn’s so gewesen wäre, hätten Sie uns sofort angerufen. Aber Sie sind so sehr darauf bedacht, die Sache geheimzuhalten, daß Sie sich nicht mal verarzten lassen, damit niemand es melden kann. Am Auge das muß genäht werden, würd ich sagen. Und Ihre Nase sollte auch eingerenkt werden, damit sie wieder überm Mund sitzt.«
    »Schon möglich, aber zumindest stecke ich sie nicht in anderer Leute Sachen«, gab Turnbull zurück.
    »Ich glaube, das hier ist meine Sache, Geordie. Ich glaube, es geht um die vermißten Mädchen.«
    »Glauben Sie denn, wenn ich irgendwas darüber wüßte, würd ich’s Ihnen nicht sagen?« fragte Turnbull. »Aber wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, werde ich Ihren Rat befolgen und ins Krankenhaus fahren. Da inzwischen sicher jeder hier weiß, was passiert ist, kann ich den Leuten die Mühe ersparen, unter irgendwelchen Vorwänden herzukommen und mich anzugaffen.«
    »Irgendwann werd ich’s doch rauskriegen, Geordie, das wissen Sie«, versprach Dalziel.
    »Daran hege ich keinen Zweifel, Mr. Dalziel«, erwiderte Turnbull. »Aber da es noch mal fünfzehn Jahre dauern kann, werd ich nicht vor Spannung den Atem anhalten.«
    Das war ein letztes Wort, das nicht einmal der schlagfertige Andy Dalziel übertreffen konnte.
     
    Das Auge Gottes, das keinen Unterschied zwischen den Menschen macht, strahlte voller Güte auf Police Constable Hector, der gerade das

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