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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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machen?«
    »Das Fo …? Hector, wo sind Sie?«
    »Warten Sie.«
    Er drehte langsam den Kopf, um nach einem geeigneten Standpunktmerkmal zu suchen.
    Die Frau sagte: »Sie sind in Braddgate. Könnten Sie sich wohl beeilen, ich komme sonst zu spät zur Arbeit.«
    »Sie sagt, wir sind in Braddgate, Chef«, sagte Hector.
    »Sie ist also noch bei Ihnen, Gott sei Dank! Bleiben Sie da, Hector. Und was Sie auch tun, lassen Sie sie nicht gehen, verstanden?«
    »Verstanden«, sagte Hector. »Wie soll ich sie aufhalten?«
    »Sie sind Polizist, um Himmels willen!« bellte der Sergeant. »Behalten Sie sie einfach da!«
    »Verstanden«, sagte Hector wieder.
    Er stellte das Funkgerät ab und steckte es sorgfältig zurück. Dann wandte er sich an die Frau.
    »Also, was passiert jetzt?« wollte die wissen.
    Er sagte: »Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht zu schweigen, und alles, was Sie sagen, kann gegen Sie …«
    »Das ist doch verrückt«, meinte sie verärgert. »Ich verschwinde.«
    Sie wandte sich zum Gehen. Hector zog umständlich seinen funkelnagelneuen Schlagstock aus der Halterung und setzte ihr nach.
    Glücklicherweise traf er mit dem ersten Schlag voll daneben, und der Streifenwagen erschien rechtzeitig vor seinem zweiten Versuch.
    Die Polizisten ließen die Frau auf dem Rücksitz Platz nehmen, beruhigten sie und nahmen ihre Aussage auf.
    Sie endete mit: »Und jetzt muß ich zur Arbeit. Mit den Personalkürzungen sind wir unterbesetzt, und wenn ich nicht da bin, um die Dinge in Gang zu bringen, gibt’s echten Ärger.«
    »Jemand von der Kriminalpolizei wird noch mit Ihnen sprechen wollen«, sagte der Fahrer, »aber es ist vermutlich das beste, wenn man Sie in der Arbeit aufsucht. Fahren wir.«
    Durch das wegen der Hitze geöffnete Fenster wollte Hector wissen: »Was soll ich jetzt tun?«
    Die Frau sagte es ihm.
    »Besser hätt ich’s auch nicht ausdrücken können, Herzchen«, meinte der Fahrer grinsend und fuhr los.
     
    Am Tag der vielen Frühaufsteher verschlief Shirley Novello.
    Sie nahm sich lediglich genug Zeit, um nicht auszusehen, als sei sie gerade aus dem Bett gefallen, und raste ohne Berücksichtigung der Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Präsidium, was sie bei jedem anderen für absolut verachtungswürdig gehalten hätte.
    Als sie schließlich ihren Wagen einparkte, war sie wach genug, um es auch bei sich selbst verachtungswürdig zu finden. Im Höchstfall waren es zwei Minuten, die sie gewonnen hatte. Und wofür? Dalziel und Wield und alle anderen
wichtigen
Leute hockten in Danby. Nur Statisten wie sie wurden ans Randgebiet der Untersuchung verbannt – um die Drecksarbeit zu machen. Ihr blühte höchstwahrscheinlich eine weitere Fahrt nach Sheffield, falls Mrs. Lightfoot sich weit genug erholt hatte, um vernommen zu werden.
    Sie öffnete die Tür zum Zentralbüro ihres Dezernats und versuchte so auszusehen, als hätte sie die letzte halbe Stunde unten im Aktenlager verbracht.
    Dennis Seymour blickte vom Schreibtisch auf und sagte laut: »Morgen, Shirley. Du siehst umwerfend aus heute morgen. Aber warum auch nicht, bei all dem Schönheitsschlaf, den du dir gegönnt hast?«
    Sie starrte ihn wütend an. Wie konnte jemand, den sie als gleichgestellten Kollegen betrachtete, nur so mit dem Finger auf sie zeigen? Dann merkte sie, daß Seymour allein im Zimmer war.
    »Wo sind denn alle?« wollte sie wissen.
    »Unterwegs«, antwortete er. »Nur weil du schläfst, ruht unser Fall ja nicht. All unsere Verdächtigen stehen auf der Matte. Geordie Turnbull wurde zusammengeschlagen und Benny Lightfoot hundertprozentig in Dendale gesehen. Dank unseres hauseigenen Toulouse-Lautrec haben wir sogar ein Fahndungsfoto.«
    Er warf Novello eine Kopie von Wields Retuschierkünsten hin.
    Sie sagte: »Ich wünschte, das hätte ich gestern schon gehabt, als ich im ›Wark House‹ war.«
    »Noch nie was vom Fax gehört, Detective?« fragte Seymour. »Nimm dir’s ruhig. Hast du nicht gesagt, daß jemand mit der alten Lady sprechen müßte?«
    »Ja. Ich hätte es gestern schon gemacht, aber es ging ihr nicht gut.«
    Sie mußte wohl ein wenig defensiv geklungen haben, denn Seymour sagte: »Aber du meinst, ein harter, unsensibler Mann hätte darauf bestanden? Falls du an einen harten, extrem dicken unsensiblen Mann denkst, könntest du vermutlich recht haben. Aber nicht so schlimm. Eine Unterhaltung ist immer viel besser, wenn der Gesprächspartner was erwidern kann. Diesen alten Leuten geht’s eben mal gut, mal schlecht. Heute

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