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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Neugier nicht mit guter Polizeiarbeit verwechseln. Es war Zeit, wieder nach Danby zu fahren und zu hören, welche neuen Aufgaben nach dem Fund der Leiche verteilt wurden, wieder im Team zu spielen, und sei es nur, um Tee einzuschenken …
    »Scheiß drauf«, sagte sie laut. Sie schlug das Buch wieder auf. Studierte erneut das Foto. Lief zur Treppe und rief. »Sir? Sind Sie noch wach?«
    Schweigen. Dann Pascoes Stimme: »Was?«
    Sie vergaß alle vorherigen mißtrauischen Gedanken, lief die Treppe hinauf und stellte sich an die geöffnete Schlafzimmertür. Pascoe saß am Toilettentisch, auf dem anscheinend der Inhalt einer Schmuckschatulle ausgebreitet war. Er blickte zu ihr auf und sagte wieder: »Was?«
    »Haben Sie eine Lupe?«
    Fast erwartete sie eine sarkastische Bemerkung über Sherlock Holmes, doch er gab nur ungeduldig zurück: »Schreibtisch. Linke Schublade«, und widmete sich wieder seinem Piratenschatz.
    Novello ging nach unten, fand den Schreibtisch, fand die Lupe und widmete sich wieder dem Buch.
    »Bingo«, sagte sie.
    »Immer noch da? Gut.« Pascoe stand im Hausflur.
    »Sir, sehen Sie mal …«
    »Ja, ja, erzählen Sie’s mir im Wagen. Ich muß wieder in die Stadt.«
    »Aber ich dachte … Mrs. Pascoe sagte …«
    »Fahren Sie mich einfach.«
    »Ja, Sir. Ins Krankenhaus, Sir?«
    »Nein«, entgegnete er. »Zum Büro der Mid-Yorkshire Wassergesellschaft.«

Acht
    D er vorläufige Bericht des Pathologen vor Ort war kurz.
    Der Schädel des Kindes war gebrochen, vermutlich die Todesursache. Sie war vollständig bekleidet, und es gab keinen direkten Hinweis auf sexuellen Mißbrauch.
    »Für alles weitere werden Sie warten müssen, bis wir sie auf dem Seziertisch hatten«, meinte er abschließend.
    Dalziel erkannte in der brutalen Knappheit die wohlbekannte Manier, mit dem Tod eines Kindes fertigzuwerden. Es bestand keine Chance, solch ein Ereignis in den dunklen, gefühlsintensiven Stunden der Nacht zu verdrängen, aber hier und jetzt war keine Zeit für gramvolle Besinnung.
    »Ja dann. Bringen wir sie weg von hier«, sagte er.
    Nachdem der Leichnam aus seiner steinernen Gruft entfernt war, wurde schnell offensichtlich, daß es sich hier um das Geheimversteck handelte, von dem Lorraines Freundinnen gesprochen hatten. Eine Kerze, ein paar Comic-Hefte, eine Dose mit Keksen und der Aufschrift »Not-Razjon«, ein Gummiknochen mit Tigs Bißmalen, all das waren eindeutige Beweise. Es gab auch Hinweise drauf, daß sie sich eine Eingangstür aus Gras und Reisig gebaut hatte, aber der Haufen Erde und Gestein, den Wield weggeschafft hatte, war mit ziemlicher Sicherheit vom Mörder aufgeschichtet worden.
    »Dann hat er den Schafkadaver von der Schlucht hier raufgezogen«, sagte Wield. »Das reichte aus, um Hunde und Infrarotkameras gleichermaßen zu verwirren. Aber Tig wußte, wo er hinmußte. Er ist nicht seinem Geruch gefolgt. Er wußte es einfach.«
    Der Hund hatte von einem Hundetrainer mit Schutzhandschuhen aus der kleinen Höhle entfernt werden müssen, doch als er erst einmal draußen und in Wields Obhut war, ließ er sich bereitwillig an die Leine nehmen und festbinden. Er stand auf, als die Leiche hinausgetragen wurde, und blickte dem Plastiksarg nach, wie er den Hang hinuntergetragen wurde bis zum nächstmöglichen Punkt, den ein Fahrzeug erreichen konnte. Dann ließ er sich wieder fallen, so als wüßte er, daß hiermit ein Teil seines Lebens abgeschlossen war.
    »Wir werden eine offizielle Identifizierung brauchen«, sagte Dalziel.
    Und meinte damit, daß die Dacres informiert werden mußten. Wie klein die Flamme der Hoffnung in ihren Herzen auch sein mochte, jetzt würde sie endgültig erstickt werden.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Wield.
    Sie beide wußten, daß es Dalziels Aufgabe war. Aber irgendwas in seinem Tonfall ließ Wield erkennen, daß der Dicke um Hilfe bat, und deutlicher würde er es niemals zeigen.
    »Meine Aufgabe«, sagte er, um seine Schwäche zu überspielen.
    »Ihre Aufgabe ist es, den Dreckskerl zu schnappen, der dafür verantwortlich ist«, entgegnete Wield. »Sie können ja dann zu ihnen gehen, wenn Sie das erledigt haben.«
    Er wartete nicht auf Antwort, sondern band Tig los und marschierte den Pfad entlang, den Hund auf den Fersen. Er blickte noch einmal zurück, ehe er aus dem Sichtfeld verschwand, und sah Dalziel da stehen, wie er ihm nachblickte. Er hob eine seiner Riesenhände auf Schulterhöhe, was man als Geste des Segens hätte deuten können, was jedoch, wie

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