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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sagen, wenn er dich sieht? fragte Wield sich selbst.
    Und dann, als er merkte, mit welcher Leichtigkeit er den Sprung von kosmischer Verzweiflung zu häuslichen Problemen vollzogen hatte, wußte er nicht, ob er lachen oder weinen sollte.

Neun
    D ie sichtbare obere Hälfte der Empfangsdame im Haus der Mid-Yorkshire Wassergesellschaft wirkte nett und freundlich, aber ihre Unnachgiebigkeit gegenüber denjenigen, die um Zutritt zu der hinter ihr liegenden Welt ersuchten, ließ neben der unsichtbaren unteren Hälfte eine Schar Höllenhunde vermuten.
    Pascoe sah aus wie leichte Beute. In den letzten Jahren, in denen Beschwerden über Dürrezeiten, Umweltverschmutzung und Nebeneinkünfte von Geschäftsführern sich vervielfacht hatten, hatte sie schon ganz andere Kaliber abgewiesen als diesen blassen, übernächtigten Hering.
    »Ich fürchte, Mr. Purlingstone ist heute nicht zu sprechen. Wenn Sie mir Ihren Namen hinterlassen, werde ich dafür sorgen, daß er von Ihrem Besuch erfährt.«
    »Sagen Sie ihm einfach, daß ich hier bin – jetzt gleich. Pascoe ist mein Name. Sagen Sie’s ihm.«
    Er sah, wie ihre rechte Hand sich bewegte, und vermutete als Ziel einen Alarmknopf. Seufzend zog er seinen Dienstausweis hervor. »Chief Inspector Pascoe. Sagen Sie’s ihm.«
    Sie nahm den Telefonhörer auf, und wenige Augenblicke später schwebte Pascoe in einem parfümierten, musikberieselten Fahrstuhl in die oberste Etage.
    Purlingstone wartete bereits auf ihn, als die Fahrstuhltür sich öffnete.
    »Was?« fragte er. »Was ist passiert? Warum sind Sie gekommen?«
    »Alles in Ordnung«, sagte Pascoe. »Es hat nichts mit Zandra zu tun. Wirklich. Alles in Ordnung.«
    Auf einmal bekam er Gewissensbisse. Was hatte er sich nur dabei gedacht, einfach hier aufzukreuzen? Nur weil der Mann seinen Schmerz bekämpfte, indem er dorthin floh, wo er noch Macht und Einfluß besaß, bedeutete nicht, daß er nicht mehr litt. Und was außer dem Schlimmsten sollte er bei Pascoes Ankunft annehmen?
    Seit ihrem Streit hatten die beiden Männer nicht mehr miteinander gesprochen, und dies, dachte Pascoe, war nicht der richtige Weg, um Brücken zu schlagen.
    »Derek«, sagte er. »Es tut mir leid. Ich hätte anrufen sollen. Im Krankenhaus ist alles in Ordnung. Sie würden sich doch sofort melden, wenn etwas nicht in Ordnung wäre, oder?«
    Dieser Appell an die Logik schien zu wirken, da die Sorge nun Mißtrauen wich.
    »Na gut, aber was zum Teufel tun Sie dann hier?«
    »Es tut mir leid«, wiederholte Pascoe. »Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    »Sie hören sich an wie ein Polizist«, schnaubte Purlingstone verächtlich.
    Das stimmt, dachte Pascoe. Phrasen wie in einem Fernsehkrimi. Aber was soll’s? Man ist, was man ist.
    Er fragte: »Wo haben Sie am Sonntag haltgemacht?«
    »Was?«
    »Rosie hat erzählt, daß Sie auf dem Weg zur Küste ein Frühstückspicknick eingelegt haben. Ich würde gerne wissen, welchen Weg Sie gefahren sind und wo …«
    Er brach ab, nicht, weil Purlingstone wütend war, sondern weil dessen Ärger sichtbar verebbte und einer Art traurigem Mitleid wich.
    Er denkt, ich hab sie nicht mehr alle, dachte Pascoe. Er denkt, ich bin jetzt vollkommen durchgeknallt.
    Vielleicht wäre es klug gewesen, diesen falschen Eindruck zu nutzen, um sowohl Mitleid als auch Auskunft zu erschleichen, doch dazu war Pascoe nicht imstande. Was er wegen seiner kranken Tochter empfand, war seine Angelegenheit und niemandem außer Ellie mitteilbar und ganz sicher nicht dazu angetan, um in einer Situation wie dieser einen Vorteil zu erringen.
    Scharf sagte er: »Nun kommen Sie, das ist eine einfache Frage. Wo haben Sie Rast gemacht?«
    »An der Straße zum Moor rauf, hinter Danby«, antwortete Purlingstone. »Ich nehme lieber diesen Weg zur Küste. Das ist zwar ein bißchen weiter, aber man kann einer Menge Verkehr ausweichen. Hören Sie, worum geht es hier eigentlich? Ich kann nicht glauben, daß Sie als Polizist hier sind … aber so ist es, oder? Himmel noch mal, was sind Sie nur für ein unsensibles Arschloch, Pascoe.«
    Kein Mitleid mehr, nur Empörung.
    »Nein, eigentlich nicht, na ja, irgendwie schon …«, bemühte sich Pascoe stammelnd um eine Erklärung, damit sie nicht wieder in Streit gerieten. Doch Purlingstones Gesichtsausdruck verriet ihm, daß er weder in der einen noch in der anderen Sache viel Erfolg hatte.
    »Es ist nur so, daß Rosie dieses Kreuz verloren hat, na ja, es war gar kein richtiges Kreuz, nur einer von Ellies

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