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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Ohrringen, der aussieht wie ein Dolch, und meine Kollegin hat ihn in einem Abfalleimer gefunden, und ich habe mich gefragt, wie … Es war ihrer, verstehen Sie, ich habe es nachgeprüft … Ich meine, es ist wahrscheinlich nur Zufall, aber …«
    Im Raum hinter Purlingstone klingelte ein Telefon. Das Klingeln hörte auf, und gleich darauf trat eine junge Frau zu ihnen.
    »Derek«, sagte sie in dringlichem Tonfall.
    »Was ist?«
    »Entschuldige, aber es ist das Krankenhaus. Sie fragen, ob Sie wohl sofort hinfahren könnten.«
    »O Gott.«
    Die zwei Männer sahen einander voller Verzweiflung an, und jeder hoffte, der andere könnte die plötzlich aufwallende Panik beschwichtigen. Pascoe dachte daran, daß sie vielleicht versuchten, ihn zu Hause zu erreichen, und er war nicht da, und sein Handy hatte er abgeschaltet …
    Er sagte: »Können Sie mich mitnehmen? Bitte.«
    »Kommen Sie.«
    Ohne auf den Fahrstuhl zu achten, liefen die beiden Männer die Treppe hinunter.
     
    Sie hätten vom Wagen aus anrufen können, unterließen es aber. Der Schmerz der Ungewißheit kann enden. Der Schmerz des Wissens dauert bis in alle Ewigkeit. Als sie ins Wartezimmer kamen und die beiden Frauen eng umschlungen dasitzen sahen, wußten sie, daß es sehr schlimm stand. Als Jill ihren Mann sah, machte sie sich los und stürzte in seine Arme.
    »Was ist passiert?« fragte Pascoe und ging zu Ellie.
    »Was genau, weiß ich auch nicht, aber es hört sich nicht gut an«, erwiderte Ellie mit gedämpfter Stimme.
    »Ach, verdammt, und es sah schon so gut aus. Ich hätte niemals gehen dürfen …«
    »Es ist nicht Rosie«, zischte Ellie ihm ins Ohr. »Ihr geht es gut. Es ist Zandra.«
    Einen Augenblick lang war seine Erleichterung so groß, daß er laut hätte auflachen mögen. Dann fiel sein Blick auf das andere Paar, das sich so fest umklammert hielt, als wollte es alles Gefühl zerquetschen, zerstören, und er schämte sich über seine Freude.
    »Soll ich hingehen und versuchen, etwas herauszubekommen?« fragte er Ellie ebenso leise.
    »Nein. Sie sagten, sie würden Jill Bescheid geben, sobald es etwas Neues gibt.«
    Die Tür ging auf, und Mrs. Curtis, die Kinderärztin, kam ins Zimmer. Sie ignorierte die Pascoes und ging geradewegs auf die Purlingstones zu, die voneinander abließen wie ein schuldbewußtes heimliches Liebespaar. Nur ihre Fingerspitzen blieben in Kontakt.
    »Bitte«, sagte die Ärztin. »Können wir uns setzen?«
    »O Gott«, stöhnte Ellie tonlos, denn in der Stimme der Ärztin hörte sie den Tod.
    Pascoe nahm ihren Arm und führte ihren willenlosen Körper hinaus auf den Korridor.
    Dort sah Ellie flehentlich zu ihm auf, als hoffte sie, ihre Ahnung in seinem Gesicht widerlegt zu sehen. Doch vergeblich. Aus dem Krankenzimmer drang Todesstille, und der Gesichtsausdruck zweier vorübereilenden Schwestern bestätigte, was sie bereits gespürt hatten.
    Ellie wandte sich wieder zur Tür, doch Pascoe hielt sie am Arm fest.
    »Jill braucht mich«, sagte sie entschlossen.
    »Nein«, entgegnete er. »Wir sind die letzten Menschen auf dieser Welt, die sie jetzt sehen wollen.«
    Aus dem Wartezimmer schrie eine Stimme, männlich oder weiblich, das war nicht zu erkennen: »Warum?«
    Es war ein ganz allgemeiner Schmerzensschrei über einen Verlust, doch enthielt er die konkrete Frage:
Warum mein Kind? Warum nicht das von jemand anderem?
    Ellie hörte den Schrei, hörte auch seine Bedeutung heraus und unterließ ihre Bemühungen, sich losreißen zu wollen.
    »Gehen wir rein und sehen nach Rosie«, sagte Pascoe.
    Im Krankenzimmer fanden sie die diensthabende Schwester in heller Aufregung.
    »Sie hat gerade die Augen aufgemacht. Ich glaube, sie wacht allmählich auf«, sagte sie. »Ich habe mit ihr geredet, aber sie wird Ihre Stimmen hören wollen.«
    Sie stellten sich rechts und links neben das Bett und beugten sich über die schmale, reglose Gestalt. Ellie wollte sprechen, doch eine Vielzahl unterschiedlichster Gefühle schnürte ihr die Kehle zu.
    Pascoe sagte: »Rosie, Liebes. Na, komm. Hier ist Daddy. Zeit aufzuwachen. Komm schon, wach auf.«
     
    In seiner düsteren Höhle rührt sich der Nix. Er rennt nicht mehr um den Teich herum, sondern läuft mitten hindurch und platscht durch das schwarze Wasser, so daß es neben ihm hochspritzt wie das Wasser in dem Becken auf der Kirmes, wo die Achterbahn immer durchfährt.
    Überrascht lassen Rosie und ihre Freundin einander los und fliehen, die eine nach links, die andere nach rechts. Die

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