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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nachdenklich an. Ihr fiel zum erstenmal auf, daß er hübsche Augen hatte, ein mittelmeerblauer Ring um eine dunkelgraue Iris, umgeben von reinstem Weiß, ohne auch nur ein sichtbares rotes Äderchen. Als fände man Juwelen in einer Ruine.
    Er sagte: »Ich glaube, Ihnen liegt was auf der Seele, das Sie gern loswerden möchten. Wegen dem blauen Kombi, wie ich vermute.«
    Das war Aufforderung genug. Sie ging zur Landkarte an der Wand und erklärte: »Die Straße zum Highcross Moor verläuft viereinhalb Meilen ohne Abzweigungen geradeaus, abgesehen von ein paar Zufahrtsstraßen zu Bauernhöfen, bis sie dann einen Knick nach Osten macht und da auf die Hauptstraße trifft. An der Stelle ist ein Pub, das Highcross Inn. Ich würde gern auf allen Höfen an der Straße nachfragen und auch im Pub, ob sonst noch jemand diesen blauen Kombi gesehen hat.«
    Nun, da sie es ausgesprochen hatte, klang ihre Theorie recht dünn. Sie war froh, daß nicht Dalziel vor ihr stand.
    Wield meinte: »Unsere Männer sind auf all diesen Höfen gewesen.«
    »Ja, aber sie haben Scheunen, Schuppen und Ställe durchsucht. Ich würde spezielle Fragen über ein spezielles Fahrzeug stellen.«
    »Sie haben da wohl so eine Ahnung mit diesem Kombi, oder?«
    »So ähnlich«, gab sie widerstrebend zu.
    »Haben Sie schon mal was im Lotto gewonnen?«
    »Zehn Pfund.«
    »Das reicht nicht als Pension, wenn Mr. Dalziel Sie dabei erwischt, wie Sie bloßen Ahnungen nachlaufen«, meinte Wield. »Aber da ich im Moment sowieso nichts anderes für Sie habe, schwirren Sie meinetwegen ruhig ab. Lassen Sie aber Ihr Funkgerät an, und wenn Sie gerufen werden, kommen Sie unverzüglich zurück, ohne irgendwelche Ausreden über schlechten Empfang in den Bergen oder ähnliches. Verstanden?«
    »Klar, Chef. Danke.«
    Und schnell, bevor er es sich anders überlegen konnte, drehte sie sich um und eilte erneut hinaus in die Hitze.
    Als sie in den Wagen stieg, sah sie George Headingleys blitzenden Lada auf den Parkplatz fahren. Sie röhrte freundlich winkend in ihrem klapprigen Golf an ihm vorbei. George hatte schon immer als besonnener Mensch gegolten, aber je näher seine Pensionierung rückte, desto obsessiver wurde sein Hang zur Besonnenheit. Privat gab er keinen Penny zuviel aus, und man munkelte, er habe bis auf die Stunde genau den besten Zeitpunkt zum Antritt seines Ruhestands berechnet. Beruflich richtete er sich strikt nach den Vorschriften, und wenn die Vorschriften ihm nicht weiterhalfen, tat er das, was seiner Meinung nach dem Chief Constable und Andy Dalziel am besten gefallen würde – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
    Wäre Headingley zehn Minuten eher gekommen, hätte sie ihren Ahnungs-Trip vergessen können. »Machen Sie uns doch einen Tee, Shirl«, hätte er gesagt. »Und dann können Sie das Telefon hüten, bis der Superintendent zurückkommt.«
    So aber war sie erst einmal frei. Sie fuhr die ansteigende Straße hinauf, kurbelte das Fenster runter und schob ihr T-Shirt hoch, um im Durchzug etwas abzukühlen.
    Zunächst fuhr sie zu der Stelle, wo Geoff Draycott den blauen Kombi hatte anhalten sehen. Der Stadtrat hatte offenbar vorausgesehen, daß an dieser Stelle viele Leute wegen des Ausblicks aussteigen würden, und im Zuge der Straßenverbreiterung einen kleinen befestigten Parkplatz inklusive Bank, Tisch und Abfalleimer errichten lassen.
    Sind wir denn die einzige Rasse auf der Welt, überlegte Novello, die an einem Ort überwältigender Naturschönheit
ohne
Abfalleimer ihren Müll einfach auf dem Boden verteilt?
    Sie stieg aus und genoß die in jede Himmelsrichtung sehenswerte Aussicht. Sie hatte ein Fernglas dabei und betrachtete damit die friedlichen Häuser von Danby, deren graue und blaue Schieferdächer und rote, gelbe, braune und ockerfarbene Ziegeldächer in der Sonne gebacken wurden. Dann verfolgte sie die gewundene Spur des Ligg Beck den Talhang hinauf. Sie spürte ihre gute Laune schwinden, als sie einen Range Rover der Polizei entdeckte und wieder daran erinnert wurde, warum sie hier war.
    Sie sah, daß Maggie Burroughs – mit einem sehr inoffiziellen Strohhut auf dem Kopf – sich an der heruntergeklappten Heckrampe über eine Landkarte beugte und in ihr Funkgerät sprach. Und in einiger Entfernung standen Sergeant Clark und Peter Pascoe, hemdsärmelig und mit beginnendem Sonnenbrand auf der blassen Haut, ins Gespräch vertieft.
    Novello folgte dem Verlauf des Tales über den zweireihigen Suchtrupp hinweg, der etwa eine halbe Meile

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