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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nachgeschwommen wäre. Auf dem Lande konnte man seinen Stößen freilich leichter ausweichen, weil das Thier sich mit seinen kurzen, plumpen Beinen und dem fast auf der Erde geschleppten Bauche nur unbeholfen bewegen kann. Es gleicht eben mehr dem Mastschweine als dem Eber. Auf dem Rio schwimmend, war das Floß dagegen ihm auf Gnade und Ungnade preisgegeben und wurde von ihm jedenfalls zerstört. Gelang es dessen Insassen dann vielleicht auch wirklich, das Ufer schwimmend zu erreichen, so standen sie wenigstens der erschreckenden Schwierigkeit gegenüber, sich ein neues Floß bauen zu müssen.
    »Wir wollen versuchen, unbemerkt vorüberzukommen, rieth Khamis. Wir strecken uns alle platt aus, vermeiden jedes Geräusch und halten uns nur fertig, jeden Augenblick ins Wasser zu springen.
    – Die Sorge für Dich, Llanga, nehme ich auf mich,« sagte Max Huber.
    Alle befolgten den Rath des Forelopers und legten sich auf dem Flosse nieder, das die Strömung ziemlich schnell hinabtrug. In dieser Lage hatten sie vielleicht Aussicht, von dem Hippopotamus nicht bemerkt zu werden.
    Wenige Augenblicke später, als sie das von dem mächtigen Thiere aufgewühlte Wasser passierten, das ihr Fahrzeug stark erschütterte, vernahmen sie ein grimmiges Schnaufen und Grunzen, wie von einem Wildschweine.
    Jetzt folgten einige Secunden tödtlicher Angst in der Ungewißheit, ob das Floß von dem Kopfe des Ungeheuers in die Höhe gehoben oder durch seine Last versenkt werden würde.
    Khamis, John Cort und Max Huber beruhigten sich erst, als sie wieder in ruhigem Wasser hintrieben und das Schnaufen, von dem sie die Wärme des Athems im Vorbeifahren gespürt hatten, allmählich schwächer hörbar wurde. Nun erhoben sie sich auch und sahen wirklich nichts mehr von der Amphibie, die nach der Tiefe des Flusses hinabgetaucht war.
    Jäger, die an den Kampf mit Elefanten gewöhnt waren, die noch unlängst der Karawane des Händlers Urdax angehört hatten, hätten eigentlich vor dem Zusammentreffen mit einem Hippopotamus nicht zurückschrecken sollen. Wiederholt, doch unter günstigeren Verhältnissen, hatten sie ja auch schon in der Sumpfgegend des oberen Ubanghi auf diese Thiere Jagd gemacht. An Bord ihres gebrechlichen Fahrzeugs aber, dessen Verlust für sie so schmerzlich gewesen wäre, wird man ihre Besorgniß wohl erklärlich finden, und es war ein Glück, daß sie von einem Angriffe des furchtbaren Thieres verschont blieben.
    Am Abend hielt Khamis an der Mündung eines Baches am rechten Ufer an. Ein besseres Unterkommen für die Nacht, am Fuße einer Gruppe von Bananen, deren breite Blätter ein Schutzdach bildeten, konnte man sich kaum wünschen. An derselben Stelle war auch ein sandiger Uferstreifen mit eßbaren Mollusken bedeckt, die eingesammelt und je nach ihrer Art roh oder gekocht gegessen wurden. Der etwas rohe Geschmack der Bananen ließ dagegen viel zu wünschen übrig. Zum Glück ließ sich aus dem Wasser des Baches unter Zusatz des Saftes dieser Früchte ein recht erquickendes Getränk herstellen.
    »Das wäre alles gut und schön, äußerte Max Huber, wenn wir nur die Gewißheit hätten, auch ruhig schlafen zu können. Leider schwirren hier aber die verwünschten Insecten umher, von deren Stachel wir nicht verschont bleiben werden. Bei dem Mangel an Moskitonetzen werden wir greulich zerstochen erwachen.«
     

    Alle legten sich auf dem Flosse nieder. (S. 127.)
     
    Das wäre in der That nicht ausgeblieben, wenn Llanga nicht ein Mittel gefunden hätte, die in surrenden Wolken umherschwärmenden Moskitos zu vertreiben.
    Er war längs des Ufers ein Stück hinausgegangen, und jetzt hörte man ihn rufen.
     

    »Was hast Du denn da aufgefischt?« (S. 134.)
     
    Khamis lief zu dem Knaben hin, und Llanga zeigte ihm am Ufer trockenen Mist, der von Wiederkäuern, Antilopen, Hirschen, Büffeln und anderen herrührte, die hier gewiß ihren Durst zu löschen pflegten.
    Warf man diese Reste in ein helles Feuer, wodurch ein dichter, eigenthümlich scharfer Rauch erzeugt wird, so war das das beste und vielleicht einzige Mittel, die Moskitos zu verjagen. Die Eingebornen bedienen sich seiner immer, und sie fahren auch gut dabei.
    Sofort wurde also zwischen den Bananen ein tüchtiges Feuer aus dürrem Holz angezündet. Der Foreloper warf einige Hände voll trockenen Mist hinein. Augenblicklich stieg davon eine dunkle Rauchwolke auf und die Luft war in kürzester Zeit von den unerträglichen Insecten gesäubert.
    Das Feuer sollte die ganze Nacht über

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