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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verblüfftesten über diese Wahrnehmung zeigte sich John Cort. Diese Fähigkeit, die ohne gleichzeitig vorhandenes Gedächtniß undenkbar ist, verrieth einen angeborenen Rasseneinfluß.
    Immer auf die Sitten und Gebräuche dieser Waldmenschen achtend. durchwanderten John Cort, Max Huber und Khamis die Straßen des Dorfes.
    Es war ziemlich groß, denn es mußte wenigstens einen Umfang von drei Kilometern haben.
    »Und wenn es ein Nest ist, wie Max Huber sagte, so ist es mindestens ein sehr geräumiges Nest.«
    Von der Hand der Wagddis erbaut, ließ die Anlage eine der der Vögel, der Bienen, Biber und Ameisen entschieden überlegene Kunstfertigkeit erkennen. Lebten diese Urmenschen hier in Bäumen, Geschöpfe, die doch denken und ihre Gedanken ausdrücken konnten, so hatte gewiß der Atavismus sie dazu bestimmt.
    »Auf jeden Fall, bemerkte John Cort, hat die Natur, die sich ja niemals irrt, Gründe gehabt, die Wagddis ein solches Leben in den Lüften wählen zu lassen. Statt auf dem ungesunden Erdboden zu siedeln, bis zu dem die Sonne mit ihren Strahlen niemals hinunterdringt, leben sie fröhlich inmitten der Wipfel dieses Waldes.«
    Die meisten, hübsch kühlen und grün umkränzten Hütten von der Form der Bienenkörbe standen weit offen. Die Frauen besorgten darin emsig ihre höchst einfache Wirthschaft. Kinder liefen in Menge umher, die kleinsten wurden von ihren Müttern gesäugt. Von den Männern beschäftigten sich die einen mit dem Einsammeln der Früchte zwischen den Zweigen, die anderen waren die Leitertreppe hinuntergestiegen und widmeten sich ihren gewohnten Arbeiten. Ein Theil von ihnen kam mit mehreren Stücken Wildpret wieder herauf, andere brachten große Gefäße, die sie aus einem Rio mit Wasser gefüllt hatten.
    »Es ist doch ärgerlich, sagte Max Huber, daß wir die Sprache dieses Naturvölkchens nicht verstehen! So werden wir nie mit ihnen plaudern oder eine genauere Kenntniß von ihrer Litteratur gewinnen können. Uebrigens habe ich die hiesige Stadtbibliothek noch ebensowenig gesehen, wie die Fortbildungsschulen für Knaben und für Mädchen!«
    Da die Sprache der Wagddis aber, soweit man sie von Li-Maï gehört hatte, mit Wörtern anderer Eingebornen vermischt war, versuchte Khamis, das Kind mit einigen der gebräuchlichsten davon anzureden.
    So geweckt Li-Maï jedoch im allgemeinen erschien, konnte er nichts verstehen. In Gegenwart John Cort’s und Max Huber’s hatte er aber doch in einem hilflosen Zustande das Wort »Ngora« ausgesprochen, und ferner versicherte Llanga, vom Vater des Kleinen gehört zu haben, daß das Dorf Ngala und dessen Oberhaupt Mselo-Tala-Tala heiße.
    Nach etwa einstündiger Wanderung erreichten der Foreloper und seine Gefährten das Ende des Dorfes. Hier erhob sich eine mehr in die Augen fallende Hütte. Zwischen dem Geäst eines ungeheueren Wollbaumes errichtet, war sie von Gesträuch umgittert und ihr Dach verlor sich in der Laubwölbung.
    Diese Hütte war der königliche Palast, das Heiligthum der Zauberer und der Tempel der Götter, wie solche die meisten wilden Volksstämme Afrikas Australiens und der Pacifischen Inseln verehren.
    Jetzt war Gelegenheit, von Li-Ma? einige weiter gehende Mittheilungen zu erhalten. John Cort legte ihm deshalb die Hände auf die Schultern, wendete ihn der großen Hütte zu und fragte:
    »Mselo-Tala-Tala?…«
    Als Antwort erhielt er ein Zeichen mit dem Kopfe.
    Hier wohnte also der Häuptling des Dorfes Ngala, Seine wagddische Majestät.
    Ohne jede Ceremonie schritt Max Huber gelassen auf die betreffende Hütte zu.
    Da veränderte sich die Haltung des Kindes, das ihn unter allen Zeichen des Schreckens zurückzuhalten suchte.
    Max Huber ließ sich jedoch nicht beirren und wiederholte nur nochmals: »Mselo-Tala-Tala?«
    Als der Franzose dann eben die Hütte erreichte, rannte der Kleine wieder auf ihn zu und verhinderte ihn, weiter zu gehen.
    Offenbar war es verboten, sich der Königswohnung zu nähern.
    Wirklich erhoben sich sofort zwei wachhabende Wagddis und stellten sich, ihre Waffen, eine Axt aus Eisenholz und einen Speer, schwingend, vor die Thür.
    »Nun seh’ mir einer, rief Max Huber, hier ganz wie anderwärts, im großen Walde von Ubanghi wie in den Hauptstädten der civilisierten Welt: Leibwachen, Hundertgarden, wachhabende Prätorianer vor dem Palaste, und vor welchem Palaste… vor dem einer affenmenschlichen Majestät!
    – Was ist dabei zu verwundern, lieber Max?
    – Na, meinte dieser, wenn wir denn den gestrengen

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