Das Dorf in der Marsch
gerührt.«
Christoph lief ein Schauder über den Rücken. Sie würden nie herausfinden, ob Witte wirklich tot war, als er â¦
»Und?«, fragte GroÃe Jäger und unterbrach Christophs Gedanken.
»Ich hatte mitbekommen, dass Reimers mit seinem Sohn aufs Feld gefahren war. Das macht er oft. Seine Tussi ist vormittags in der Schule. Also bin ich rüber auf den Hof und habe den Radlader geholt. Mir war klar, dass ich die beiden nicht hier liegen lassen konnte.«
»Können Sie mit dem Gerät umgehen?«
Wychzek warf sich in die Brust.
»Das ist doch keine Frage. Ich habe mein ganzes Berufsleben als Ingenieur auf der Hütte zugebracht.«
»Sie haben Witte in die Schaufel geladen und sind damit über die StraÃe zu Reimersâ Hof gefahren?« Christoph war erstaunt über die Kaltblütigkeit, die gar nicht zu den bisherigen Schilderungen passte, in denen Wychzek alles so hingedreht hatte, als wäre es eine Tat im Affekt gewesen.
»Ich habe keinen klaren Gedanken mehr gehabt. Und da ich nicht wusste, wohin mit Witte, habe ich ihn in den Einfüllstutzen der Biogasanlage gekippt. Ich dachte, dort ist er erst einmal von der Bildfläche verschwunden.« Er sah die Beamten mit einem flehenden Blick an. Speichel troff aus dem Mundwinkel. SchlieÃlich streckte er Christoph die Hände entgegen.
»Bitte. Das habe ich doch alles nicht gewollt. Sie müssen mir glauben.«
»Wo haben Sie das Tatwerkzeug gelassen, die Rohrzange?«, wollte GroÃe Jäger wissen.
»Die habe ich in einem Sielzug entsorgt. Etwa zwei Kilometer von hier entfernt Richtung Osterhever.«
»Können Sie uns die Stelle zeigen?«
Wychzek nickte müde. Dann schlug er die Hände vor das Gesicht und schluchzte.
Irgendwie war der Mann nicht nur Täter, sondern auch Opfer, dachte Christoph. Es würde ein hartes Stück Arbeit für die Staatsanwaltschaft werden, die Anklagepunkte gerichtsfest zusammenzutragen.
»Kommen Sie«, sagte Christoph zu Wychzek. Der stand auf und folgte den beiden Beamten, ohne Bärbel Lattmann noch eines Blickes zu würdigen.
Als sie vor die Tür traten, empfing sie die Spätsommersonne. Es war fast windstill, so, als hätte selbst das Wetter den Atem angehalten. Ein Auto mit einem fremden Kennzeichen fuhr vorbei. Ob die Insassen daran dachten, wie still und friedlich dieses Land hinter dem Deich war?
Dichtung und Wahrheit
Everschop ist der Name einer Harde im nordwestlichen Eiderstedt.
Harde ist eine alte aus dem Skandinavischen übernommene Bezeichnung für einen unteren Verwaltungsbezirk. Bei der Zweiten Marcellusflut 1362 wurde Everschop zu einer Insel. Im Zuge der späteren Landgewinnung wuchs Everschop mit den Harden Utholm und Eiderstedt zur Halbinsel zusammen. Einen Ort Everschopkoog gibt es nicht. Er ist genauso fiktiv wie die Protagonisten dieses Romans und dessen Handlung.
Die Familie Massow betreibt auf Eiderstedt einen landwirtschaftlichen Betrieb, der nicht nur in technischer Hinsicht auf dem neuesten Stand ist, sondern auch Platz für Urlaub auf dem Bauernhof bietet. Wilfried Massow hat sich viel Zeit genommen, um mir seinen Hof zu zeigen und den Hightech-Betrieb zu erklären. Herzlichen Dank dafür.
Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Husum-Eiderstedt, Hans Friedrichsen, hat mir die erforderlichen Kontakte für meine Recherchen vermittelt.
Die Rechtsanwälte Elvira Wischniewski und Walter Schwarz- Wischniewski haben meine Fragen zu rechtlichen Aspekten beantwortet. Kriminaloberrat Michael Raasch, der Leiter der auch im realen Leben überaus erfolgreichen Husumer Kripo, war wie schon so oft ein kompetenter Gesprächspartner, und die schwierigen medizinischen Fragen haben mir Dr. med. Christiane Bigalke sowie meine Söhne Malte und Leif beantwortet.
Mein Dank gilt auch Waltraud Nommensen vom Rettungsdienst Nordfriesland, deren Klarnamen ich in diesem Roman verwenden durfte und die mir ausführlich den Alltag des Rettungsdienstes im Allgemeinen und in einer speziellen Situation erläutert hat. Mag es eine Anerkennung für den schwierigen und aufopferungsvollen Dienst sein, den sie und ihre Kolleginnen und Kollegen für uns alle in Nordfriesland und anderswo verrichten.
Herzlichen Dank an alle, die hier nicht namentlich genannt wurden und dennoch zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben.
Hannes Nygaard
NEBELFRONT
Hinterm Deich Krimi
ISBN
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