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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Arme vor der Brust und lächelte Wychzek an.
    Â»Nein, ich war …« Wychzek unterbrach seine Antwort. Dann grinste er. »Gut«, sagte er und zeigte mit der Löffelspitze auf den Oberkommissar, bevor er den Tellerrand mit der linken Hand anhob und die Neige auf den Löffel laufen ließ. Als er den zum Mund geführt hatte, legte er das Besteckteil auf den Teller und fuhr fort: »Bärbel war im Einzelhandel tätig. Es hätte sich für sie nicht gelohnt, weiter zu arbeiten. Sie hätte keine viel größeren Rentenansprüche erworben. So wohnen wir jetzt hier und vermieten bei passender Gelegenheit die beiden Ferienwohnungen oben unterm Dach. Das machen hier alle.«
    Â»Wie gut kennen Sie Michael Witte?«
    Â»Ah, um den geht es.« Wychzeks Augen blitzten auf. »Was ist mit dem? Der wirkt immer so harmlos.«
    Â»Der tut doch nichts«, fügte Bärbel Lattmann an. »Der ist doch Bürgermeister.«
    Â»Die sind auch nicht besser als andere«, belehrte sie Wychzek.
    Â»Gibt es Probleme mit Witte?«, hakte Christoph nach.
    Â»Nein«, versuchte Wychzek, die Aussage zu relativieren. »So war das nicht gemeint. Witte war nicht der Hellste.«
    Â»Und ihr wart unterschiedlicher Auffassung.« Erneut mischte sich die Frau ein.
    Â»In welchem Bereich?«, fragte Christoph.
    Â»Nebensächlichkeiten. Das tut nichts zur Sache.«
    Â»Die würden uns schon interessieren.«
    Bärbel Lattmann wandte sich erneut an Große Jäger. »Günter hätte sich auch bereit erklärt, das Amt des Bürgermeisters zu übernehmen. Das wäre die bessere Lösung gewesen. Zum einen hat er mehr auf dem Kasten als Witte«, dabei legte sie ihre Hand auf Wychzeks Unterarm, »und auch mehr Zeit. Der Witte ist ständig unterwegs. Kein Wunder. Der muss noch arbeiten.«
    Â»Seine Klitsche ernährt ihn eher schlecht als recht. Ich weiß nicht, ob er ein guter Handwerker ist. Ich glaube, er lebt eher von der Hand in den Mund. Typischer Einzelkämpfer auf dem Dorf. Und um die Belange der Gemeinde kümmert er sich nicht.«
    Â»Der muss doch arbeiten«, sagte Bärbel Lattmann. »Die sind ganz schön blöd, dass sie dich nicht haben wollten.«
    Â»Wer hat gegen Sie gestimmt?«, fragte Christoph.
    Â»Das war ein demokratischer Vorgang«, wehrte Wychzek ab. »Bei der Wahl hatte Witte die Stimmenmehrheit. Das ist nicht verwunderlich, da die Neubürger in der Minderheit sind. Und nicht alle, die zugezogen sind, erkennen, dass man neue Ideen entwickeln muss. Das gilt auch für ein kleines und unscheinbares Dorf wie Everschopkoog.« Er streckte den Arm gegen die Wand aus. »Nur vier Kilometer entfernt liegt Norderfriedrichskoog. Das ist etwa mit unserem Dorf vergleichbar. Die haben die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt und eine Marktlücke entdeckt, indem sie auf die Erhebung der Gewerbesteuer verzichtet haben. Dadurch sind viele große Unternehmen angelockt worden, die pro forma ihren Firmensitz nach Norderfriedrichskoog verlegt haben, um Steuern zu sparen. Und die Dörfler haben klotzig verdient an der Miete für die formell vorhandenen Büros und Briefkästen an der Haustür. Das Modell war phantastisch, bis irgendjemand in Kiel auf die Idee kam, der Gemeinde vorzuschreiben, dass sie einen Mindestsatz an Gewerbesteuern erheben müsse. Die Einwohner haben demokratisch dagegen gestimmt, aber was gilt eine Urwahl gegen eine Anordnung der Bürokratie. So ist das Modell geplatzt, und alle, die am Geldsegen Norderfriedrichskoog mitverdient haben, sahen plötzlich alt aus. Die Amtsverwaltung, der Kreis Nordfriesland und letztlich auch das Land. Prinzipienreiter. Und das habe ich nicht verstehen wollen. Ich wollte, dass wir hier in Everschopkoog auch so etwas machen, aber in die Köpfe der Bauern und anderen Leute bekommen Sie das nicht hinein.«
    Â»Darüber haben Sie sich zerstritten?«
    Â»Wir waren unterschiedlicher Auffassung. Ich habe es den anderen zu erklären versucht, aber bringen Sie einem Esel das Tanzen bei.«
    Â»Niemand wollte nach Ihrer Pfeife tanzen?«, fragte Große Jäger. »Auch nicht Gaultier? Der ist schließlich auch ein Fremder.«
    Â»Den kümmert das nicht. Der hat nur seine Spinnerei im Kopf. Für anderes können Sie den nicht begeistern.«
    Â»So kannst du das nicht sagen«, protestierte Bärbel Lattmann.
    Wychzek hob die Hand, als

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