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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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und erntete für seine drastische Formulierung einen tadelnden Blick von Christoph.
    Â»Stehen Sie allein mit Ihrer Meinung?«, fragte Christoph.
    Â»Ziemlich. Nur Matuschkas sind auch gegen diesen Rüstungswahnsinn.«
    Â»Das sind auch Neubürger. So wie Sie«, stellte Christoph fest.
    Â»Die würden gern investieren und Ferienwohnungen bauen. Aber das genehmigt man ihnen nicht. Neubauten sind in Everschopkoog nicht vorgesehen. Zumindest nicht für Menschen. Aber Windräder und Biogasanlagen … Da ist alles möglich.«
    Â»Und Gaultier?«, fragte Christoph.
    Â»Der ist doch zu allem zu blöd«, winkte Wychzek ab. »Aber wenn Sie das Thema interessiert, sollten Sie mit Sönke Michelsen vom Porrendeich sprechen. Der engagiert sich für die Erhaltung der Natur.«
    Â»Michelsen?«, fragte Christoph nach. Dort wollte Witte am Vortag einen Kundenauftrag ausführen. Bei der Rückfrage der Polizei hatte Michelsen angegeben, Witte sei nicht erschienen.
    Christoph händigte dem Paar seine Visitenkarte aus. »Falls Ihnen noch etwas einfällt, verständigen Sie uns bitte.«
    Bärbel Lattmann warf einen Blick auf den Karton.
    Â»Erster Hauptkommissar«, las sie laut vor. Dann wanderte ihr Blick von Christoph zu Große Jäger und wieder zurück. »Ist das was Höheres als Oberkommissar?«
    Â»Wir sind ein Team«, antwortete Christoph salomonisch. Und das meinte er auch so.

NEUN
    Â»Die Leute machen uns die Ermittlungen nicht leicht«, brummte Große Jäger, als sie wieder im Auto saßen.
    Â»Wäre es einfach, würden nicht wir beide in Everschopkoog sein.«
    Der Oberkommissar knuffte Christoph freundschaftlich in die Seite. »Hast recht.«
    Sie fuhren noch einmal zum Reimers’schen Hof. Dort stand immer noch das Fahrzeug der Flensburger Kollegen. Sie fanden Klaus Jürgensen auf einer wackligen Leiter balancierend, die am oberen Rand des Einfülltrichters angelehnt war. Christoph sparte sich eine Rückfrage. Jürgensen suchte akribisch den Rand ab, ob sich dort oben Spuren des vermeintlichen Opfers fanden. Hautpartikel, Kleiderfasern, Schleifspuren.
    Â»Nichts«, gab der Hauptkommissar unaufgefordert ein Zwischenergebnis durch. »Wir haben auch das Bullauge untersucht. Das sah auch nicht so aus, als hätte man es in der letzten Zeit geöffnet. Es hat den Anschein, als wäre der Finger über diesen Weg in den Fermenter gelangt.«
    Â»Und wenn jemand nur den Finger dort hineingeworfen hat?«, gab Christoph zu bedenken. »Dann kann es keine Spuren am Rand des Einfülltrichters geben.«
    Klaus Jürgensen zog hörbar die Nase hoch. »Was macht das für einen Sinn, einen Finger auf diese Weise zu entsorgen? Wo ist der Rest des dazugehörigen Menschen? Niemand trennt sich freiwillig von seinem Finger, ohne danach einen Arzt aufzusuchen. Aber das haben wir schon durchgekaut.«
    Natürlich gab es keinen stichhaltigen Beweis für die Vermutung. Aber Christoph hielt es für wahrscheinlich, dass in dem runden Behälter noch mehr Spuren eines Menschen zu finden waren. Die Situation war außergewöhnlich. Wie kontrolliert man die vergorene Masse aus der Biogasanlage? Würden überhaupt noch Spuren zu finden sein?
    Â»Die Kollegen sind auf dem Gelände unterwegs«, fuhr Jürgensen fort. »Wir wollen uns insbesondere den Traktor vornehmen, mit dessen Ladeschaufel der Bauer diesen Trichter befüllt.«
    Â»Hat sich die Staatsanwaltschaft schon gemeldet?«, wollte Christoph wissen.
    Â»Wir haben noch keinen Bescheid erhalten. Das ist ein größeres Unterfangen. Dazu müssen wir externe Unterstützung anfordern, da wir mit unseren Mitteln den Behälter nicht leer pumpen können.«
    Â»Das heißt, wir sind in diesem Punkt noch nicht weitergekommen?«
    Â»Leider nicht«, bestätigte Jürgensen und setzte die Spurensuche fort.
    Als Christoph sich umsah, bog Reimers’ Mutter um die Hausecke.
    Â»Ach, Frau Reimers.« Christoph ging auf die Altbäuerin zu. »Sie haben uns und den Menschen im Dorf einen Bärendienst erwiesen, als Sie das Gerücht streuten, das jetzt durch den Ort läuft. Frau Witte ist mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert worden. Im ärgsten Fall kommt da noch etwas auf Sie zu.«
    Â»Wieso denn? Das habe ich nicht gesagt. Ich habe ihr nur erzählt, dass die Polizei bei uns einen Finger gefunden hat

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