Das Dorf in der Marsch
Zeigefinger in Christophs Richtung.
»Das haben wir nun von dieser verdammten Frauenquote«, schimpfte er gespielt.
»Zur Rückfrage, ob Witte im Hotel in Kiel übernachtet hat, benötige ich noch ein paar zusätzliche Informationen«, sagte Hilke Hauck.
Die beiden Polizisten wechselten einen raschen Blick.
»Ja â äh«, stammelte Christoph. »Das hat sich in der Zwischenzeit erledigt.«
Hilke Hauck stemmte ihre Fäuste in die Hüften.
»Und warum erfahre ich das erst jetzt? Männer! Schön. Dann erzähle ich euch auch nicht, was es sonst noch gibt.«
»Haben deine Töchter einen neuen Freund?«
»Solche bedeutsamen Ereignisse würde ich dir nicht erzählen, Onkel.«
GroÃe Jäger wedelte mit einer alten Ausgabe der Husumer Nachrichten. »Musst du nicht. Steht hier drin.«
»Du liest Zeitung?«, zeigte sich die Kommissarin erstaunt.
»Klar. Ich studiere die Todesanzeigen. Und wenn mir eine merkwürdig vorkommt, generiere ich daraus einen neuen Mordfall für uns.«
Christoph klopfte mit der Spitze des Kugelschreibers auf die Schreibtischplatte.
»Lass uns zur Sache kommen.«
»Der ist humorlos«, waren sich »Onkel und Tante« einig.
Hilke Hauck wurde ernst. »Dr. Breckwoldt hat sich gemeldet.«
»Der Oberstaatsanwalt aus Flensburg«, fuhr GroÃe Jäger dazwischen.
»Er hat mitgeteilt, dass inzwischen ein richterlicher Beschluss vorliegt. Wir können den Behälter der Biogasanlage entleeren.«
»Das ist schon mit â¦Â«
Christoph fiel GroÃe Jäger ins Wort. Hilke Hauck wäre sicher nicht begeistert gewesen, wenn sie erfahren hätte, dass auch in diesem Punkt schon eine Einigung mit Bauer Reimers und seinem Anwalt erzielt wurde.
»Das hat prima geklappt. Klaus Jürgensen hat sich dahintergeklemmt. Weià er schon Bescheid?«
»Dr. Breckwoldt wollte es ihm sagen.«
Christoph rief den Leiter der Spurensicherung an. Jürgensen berichtete ihm, dass er inzwischen Kontakt mit dem Landeskriminalamt aufgenommen hatte. Mitarbeiter der Abteilung 4, der Kriminaltechnik und des Erkennungsdienstes waren auf dem Weg nach Everschopkoog. Aus Eutin war ein Zug der Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei angefordert.
»AuÃerdem habe ich Hundeführer aus Ladelund geordert.«
Die Landespolizei verfügte über keine eigene Hundestaffel, sondern bediente sich bei Bedarf der Unterstützung einer Sondereinheit der Freiwilligen Feuerwehr Ladelund. In dem kleinen Dorf an der dänischen Grenze hatte die Zusammenarbeit mit dem Hundetrainingszentrum Nordfriesland erfolgreich Früchte getragen.
Währenddessen hatte sich GroÃe Jäger an den Computer gesetzt.
»Tante Hilke«, sagte er. »Wenn du einmal Abwechslung von deinem Mann suchst â¦Â«
Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
»Um Gottes willen. Verschon mich mit deinem Angebot.«
GroÃe Jäger unterbrach sie mit einer weitausholenden Geste.
»Nicht ich, sondern ein Künstler. Oder Lebenskünstler?«, fragte er leiser. »Der Picasso der Nordsee. Er lebt und arbeitet in Everschopkoog und ist nicht nur ein begnadeter Maler, sondern auch ein Frauenversteher.« Er musterte Hilke Hauck vom Scheitel bis zur Sohle. »Wie sportlich bist du eigentlich? Alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird von diesem Jahrhunderttalent vernascht.« Der Oberkommissar wandte sich Christoph zu. »Und wenn eine Frau nicht freiwillig seinen Lockungen erliegt, hilft er nach.« GroÃe Jäger zeigte auf den Bildschirm. »Gegen Roderich von Eckstein alias Roger Gaultier wurden schon einmal Ermittlungen wegen sexueller Belästigungen durchgeführt. Das Verfahren wurde gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Ein weiteres Mal wurde gegen ihn wegen Stalking ermittelt. Das Opfer hat die Anzeige später zurückgezogen.«
»Warum? Gab es eine Begründung?«
GroÃe Jäger blätterte in der elektronischen Akte. »Nein. Merkwürdig ist, dass die Anzeige von einem Mann stammt.«
»Von einem Mann?«, fragten Christoph und Hilke Hauck gleichzeitig.
GroÃe Jäger fasste sich an die Nasenspitze. »Jochen Butenschön aus Hamburg.«
»Wir sollten â¦Â«, begann Christoph, aber der Oberkommissar fiel ihm ins Wort.
»Du musst mir meinen Job nicht erklären. Ich werde Kontakt zu Butenschön
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