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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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nicht. »Wenn Ihr Mann vom Kundeneinsatz zurückkommt … Wo lässt er seine gebrauchte Wäsche?« Er wählte bewusst nicht die Vergangenheitsform.
    Â»Wir haben im Badezimmer eine Truhe. Da werfen alle Familienmitglieder die gebrauchte Wäsche hinein.« Der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf ihrem blassen Gesicht. »Theoretisch. Die Kinder lassen ihre Kleidung liegen, wo sie sie ausgezogen haben. Da hilft kein Ermahnen. So gehe ich mehrfach in der Woche durchs Haus und sammle die Sachen zusammen.«
    Â»Haben Sie seit Montag gewaschen?«
    Gesine Witte sah Christoph verständnislos an. »Nein. Ich verstehe aber nicht, was das Ganze soll.«
    Christoph bat sie, gemeinsam die schmutzige Wäsche in Augenschein nehmen zu dürfen. Jetzt zierte sie sich.
    Â»Die ist doch nicht sauber?« Es schien ihr peinlich zu sein.
    Christoph blieb hartnäckig. Schließlich ging sie ins Badezimmer voran.
    Â»Entschuldigen Sie«, erklärte Gesine Witte, »normalerweise sieht es hier anders aus. Aber seit gestern ist alles durcheinandergeraten. Ich habe im Augenblick keinen Sinn für den Haushalt.«
    Das Badezimmer war für viele Menschen ein Bereich der Intimität. Das galt insbesondere in diesem Fall. Über dem Badewannenrand lag ein Büstenhalter, den die Frau vor den Blicken der Polizisten zu verstecken suchte. Auf der Heizung neben der Toilettenschüssel war ein Gameboy abgelegt.
    Â»Mein Sohn.« Es sollte wie eine Erklärung klingen. Im Waschbecken klebten Reste von Zahnpasta.
    Gesine Witte wollte den Deckel des Wäschepuffs öffnen, doch Christoph hielt sie zurück.
    Â»Das macht mein Kollege.«
    Große Jäger tauchte in den Wäscheberg ein und beförderte Stück für Stück hervor. Wenn es nicht offensichtlich ein weibliches Kleidungsstück war, begutachteten die beiden Polizisten es von beiden Seiten. Nach kurzer Zeit wurden sie fündig.
    Â»Gehört dieses Hemd Ihrem Mann?«, fragte Christoph.
    Gesine Witte, die der Aktion mit roten Ohren beiwohnte, sah erschrocken auf die eingetrockneten Blutflecken, die sich über das Hemd verteilten. Sie hielt sich die Hand vor den Mund.
    Â»Mein Gott«, stieß sie hervor.
    Sie fanden noch ein flauschiges Handtuch, dass ebenfalls mit Blutflecken übersät war.
    Â»Wir nehmen die Teile mit«, erklärte Christoph, während die Frau abwechselnd ihn und die Wäschestücke mit weit aufgerissenen Augen ansah.
    Â»Wir haben keine Berufskleidung gefunden«, stellte Christoph fest. »Wo bewahrt Ihr Mann die auf?«
    Sie schluckte, und erst beim zweiten Versuch gelang es ihr, zu sprechen.
    Â»Auch hier.« Dann begann sie fieberhaft zu suchen. »Das muss doch da sein«, murmelte sie.
    Ihre Bewegungen wurden immer hektischer. Sie riss die Türen des Unterschranks unter der Spüle auf und räumte Waschmittel- und Seifenvorräte aus. Zunächst stellte sie die einzelnen Behältnisse noch auf die Fliesen, dann fegte sie den gesamten Inhalt mit einer Handbewegung aus dem Regal. Sie sprang auf und wollte sich an ein Eckbord heranmachen, in dem sauber gefaltete Handtücher gestapelt waren. Christoph hielt sie am Ärmel fest.
    Â»Da ist nichts. Kann Ihr Mann es in der Werkstatt gelassen haben?«
    Â»Nein«, sagte Gesine Witte. Sie sprach schrill. »Da ist es bestimmt nicht.«
    Â»Können wir einen Blick hineinwerfen?«
    Â»In die Werkstatt?«
    Ohne die Beamten anzusehen, stürmte sie aus dem Bad in das kleine Büro, das die Polizisten von ihrem ersten Besuch schon kannten. Sie wühlte in den Schubladen, sah in den Aktenschränken nach und verlor allmählich die Kontrolle über ihre Bewegungen. Schließlich war es nur noch unkoordinierte Hektik ohne jede Systematik.
    Â»Wo ist das Schlüsselbund Ihres Mannes?«, unterbrach Christoph ihr Tun.
    Sie drehte sich auf dem Absatz um, stieß Große Jäger rüde zur Seite und rannte förmlich auf den Flur. Dort war ein Brett angebracht, an dessen Haken zahlreiche Schlüssel hingen.
    Â»Nicht da«, sagte Gesine Witte matt. »Weg.«
    Die beiden Beamten wechselten einen raschen Blick. Hier war Gefahr im Verzug, deshalb war es wichtig, in die Werkstatt zu sehen.
    Â»Warten Sie hier«, sagte Christoph, ohne ihr seine Absicht zu erläutern.
    Er folgte Große Jäger, der bereits das Haus verlassen hatte, und überquerte den Hof Richtung Werkstatt. Alles lag

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