Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
fest an den Körper; sie war auf der Stelle bewegungsunfähig. Botha gelang es gerade noch, ein paar Schritte rückwärts zu machen, ehe eine keilförmige Wolke aus Betäubungsnebel ihn mitten ins Gesicht traf. Ein Atemzug, und er brach zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden durchschnitten hatte. Sie bewegten sich mit der antrainierten Körperbeherrschung und vollkommenen Agilität, die kein Dutzend Touristen hätte aufbringen können, diese Gruppe von Beamten in Zivil, und hatten die beiden Terroristen so effizient wie eine gemeinschafdich jagende Schar Spinnen, die ihr Netz um eine gefangene Motte zieht, im Nu außer Gefecht gesetzt.
Lawlor stand völlig erstarrt immer noch genau da, wo er die ganze Zeit über gestanden hatte. »Wie konnten sie das wissen? Wie konnten sie das nur wissen t!«
Wieder blieb es den scharfen Augen Rabukanus überlassen, eine Erklärung für das Geschehene zu finden. »Waffendetektoren! Ich glaube, ich kann die Ausbeulung von so ‘nem Ding unter der Jacke einer der Frauen erkennen.« Er lächelte dünn. »Ich hab gedacht, die wäre einfach nur gut gebaut. Ich hatte ja keine Ahnung. Schon komisch - wenn wir alle nur den Sprengstoff dabeihätten, hätten die Detektoren gar nichts registriert! Da hat Elkannah wohl ziemlich danebengelegen!«
Lawlor war nicht bereit, den Einschätzungen seines Kameraden zu folgen, während er unter sein Hemd fasste und nach und nach flache Platinen von allen drei Komponenten des Sprengstoffs hervorzog. »Wir können nicht auf ihn und Martine warten, jetzt nicht mehr! Wir dürfen auf gar niemanden mehr warten!« In seinen Augen spiegelte sich bereits der Widerschein des Feuers, das er zu entfachen bereit war.
Sein Kamerad warf ihm einen beunruhigten Blick zu. »He, wir können nicht einfach allein loslegen! Du kennst doch die Regeln. Sollte das Dom-Projekt scheitern und nicht nach Plan laufen, sollen wir uns unserer Ausrüstung entledigen und machen, dass wir von diesem Planeten kommen, damit wir dann zu einem späteren Zeitpunkt woanders zuschlagen können!«
» Zur Hölle mit dem Plan! Lassen wir Käferblut fließen!« Lawlor machte unwillkürlich ein paar Schritte zurück, weg von seinem Kameraden. »Ich habe mir nicht ein Jahr lang das Hirn ausgequetscht und den Arsch aufgerissen, nur um hier einen Abflug zu machen!« Er presste die drei Platinen aus den unterschiedlichen Sprengstoffkomponenten zu einem einzigen Päckchen zusammen, klatschte diesen Packen gegen einen in der Nähe befindlichen Pfeiler und übergoss ihn dann mit der Katalysatorflüssigkeit. Sofort begann von dem etwa drei Zentimeter kleinen Stück Sprengstoff Rauch aufzusteigen. Wieder wanderten Lawlors Hände unter die Jacke; diesmal griff er mit der einen Hand nach seiner Pistole und zog sie, während er mit der anderen hektisch nach weiteren Sprengstoffplatinen fischte. Was er gesagt hatte, hatte bereits nach Raserei geklungen, und auch sein Gesichtsausdruck spiegelte seinen fanatischen Eifer wider. Passanten in der Nähe sahen die Waffe in seiner Hand, kreischten auf, warfen sich zu Boden oder suchten irgendwo Deckung.
Fluchend erkante Rabukanu, dass einige der Beamten in Zivil, die Botha und Marion kassiert hatten, nun in seine Richtung blickten, zu ihm hinüberzeigten und aufgeregt irgendetwas Unverständliches riefen. Wahrscheinlich haben sie jetzt mein ID-Bild!, dachte er verzweifelt. Ob zu seinem Vorteil oder Nachteil, die Entscheidung, ob gehandelt werden müsse, war bereits gefallen. Er hoffte inständig, Skettle würde sich über die plötzliche Änderung seines Plans nicht zu sehr aufregen. Vielleicht stellte sich ja doch noch heraus, dass es okay so war. Die Zeit lief ihnen definitiv davon!
Als Lawlor mit wildem Blick von ihm wegstolperte, begann Rabukanu nach seinen eigenen, sorgsam verstauten Sprengstoffplatinen zu angeln. Wenn es Lawlor und ihm gelänge, eine oder mehrere Detonationen hervorzurufen, konnten sie beide sich vielleicht in dem entstehenden Tumult davonmachen. Schon jetzt setzte Panik unter den Touristen ein, die nah genug waren, um mitzubekommen, was geschah.
Der Katalysator würde einige Minuten brauchen, um die drei verschiedenen Komponenten zur Gänze zu dem hochexplosiven Gemisch zu verbinden. Die zeitliche Verzögerung sollte denen, die die Sprengstoffpäckchen platzierten, die Chance geben, aus dem Detonationsbereich zu entkommen; für die aber, die möglicherweise nach den scharf gemachten Päckchen suchten, würde die Zeit nicht
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