Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Arbeit voll und ganz den Menschen unterstellt sein und strikt den im Lager geltenden Regeln Folge leisten. Darüber hinaus würden die AAnn nie für sich allein arbeiten, ohne dass ihnen ein Mensch dies zuvor gestattete. Außerdem seien sie doch nur zu viert. Brennend daran interessiert, so große Fortschritte wie nur möglich in so kurzer Zeit wie nur möglich zu machen, verblassten die anfänglichen Vorbehalte der Menschen hinsichtlich der AAnn, als sie diese bei der Arbeit beobachteten.
Pilwondepats lautstarke Proteste gegen die Anwesenheit von noch mehr AAnn auf dem Grabungsgelände wurden als unbegründet abgetan. »Ich wäre sogar noch glücklicher, wenn man mir statt vier sogar vierzig ausgebildete AAnn zur Unterstützung zur Verfügung stellen würde, wenn diese bereit sind, den Richtlinien unserer Arbeitsweise zu folgen«, hatte Cullen dem Thranx-Kollegen geantwortet. Unnötig zu sagen, dass der thranxische Exoarchäologe alles andere als erfreut über diese Antwort war; aber es gab nichts, was er noch hätte tun können.
Mit Hilfe der wissenschaftlich versierten AAnn gingen die Untersuchungen rasch voran. Die Ergebnisse wurden in regelmäßigen Abständen an den Hauptsitz der planetaren Verwaltung weitergeleitet. Dort wurden diese gesammelt und an die zuständigen terrestrischen Stellen übermittelt, die die Grabungskampagne unterstützten. Alles verlief so reibungslos, bis Cullens Leute einer nach dem anderen erkrankten. Sie begannen unter Husten zu leiden und bekamen rote Flecken im Gesicht und auf dem ganzen Oberkörper. Doch besonders Cullen Karasi litt Höllenqualen, denn je mehr die Tätigkeit seiner Mitarbeiter ins Stocken geriet, desto langsamer kam er mit seiner eigenen Arbeit voran.
Bhasiram, die Ärztin der Grabungskampagne, diagnostizierte eine sich rasch ausbreitende Infektion der oberen Atemwege, verursacht durch außerordentlich winzige Sporen, die aus der Ausgrabungsstätte aufstiegen. Staubschutzmasken halfen hier nicht. Auch aus dem Arsenal von Antibiotika, das die Ärztin einsetzte, zeigte keines irgendeine Wirkung auf die Symptome, die die Infizierten befallen hatten und die ein Witzbold aus dem Lager bereits ›Sauunusitis‹ getauft hatte. Auch wenn die Krankheit nicht tödlich verlief, hatte die frustrierte Bhasiram keine Möglichkeit, sie zu heilen. Die Einweisung in ein Krankenhaus war erforderlich, damit sich die Infizierten erholten. Pilwondepat und die AAnn blieben von der Krankheit verschont.
Es stand völlig außer Frage, dass die Grabung nicht fortgesetzt werden konnte, bis ein Heilmittel oder zumindest ein geeignetes Prophylaktikum gegen die Sporen gefunden war. Es wäre natürlich möglich gewesen, mit Atemschutzmasken zu arbeiten oder die Atemluft aufzubereiten, doch die dafür notwendige Ausrüstung war auf Comagrave nicht aufzutreiben und musste erst von anderen Welten hergeschafft werden. Keine der beiden Lösungen wäre zudem befriedigend gewesen. Deshalb wurde beschlossen, dass die AAnn, die mit der Grabungsstätte vertraut waren, dort verblieben, um die Arbeiten fortzusetzen, ohne diese allerdings auf neue Felder voranzutreiben, bis die Menschen, unter deren Leitung sie bisher gearbeitet hatten, ihre Tätigkeit wieder aufnehmen konnten. Selbstverständlich äußerten die AAnn ihr Bedauern darüber, dass die Menschen gezwungen waren, für eine gewisse Zeit nicht an den Grabungsarbeiten teilnehmen zu können, und selbstverständlich waren sie bereit, die Ausgrabung während deren vorübergehender Abwesenheit weiter zu betreuen. Riimadu CRRYNN sollte solange im Hauptlager bleiben, um die Arbeiten zu koordinieren. Da kein Fahrzeug der Menschen in absehbarer Zeit verfügbar war, boten die umsichtigen AAnn außerdem an, einige ihrer größten Frachttransporter bereitzustellen, um die Infizierten und ihre bisher noch nicht erkrankten Kollegen auf die lange Reise nach Comabraeth zu bringen.
Sobald Pilwondepat von der Entscheidung erfuhr, stürzte er auch schon in Cullens Quartier. Es verlangte dem Thranx große Mühe ab, beim Eintreten nicht laut zu zirpen und zu schrillen. Doch auch so schon, mit wild wippenden Antennen und aufgeregte Klicklaute erzeugenden Mandibeln, zeigte er, wie außer sich er war. Einen Insektophoben hätte dieser Auftritt gewiss eingeschüchtert und verängstigt. Der Leiter der Grabungskampagne hatte allerdings keine Angst vor Insekten.
»Gibt es etwas, was ich für Sie tun kann, Pilwondepat?«, fragte Cullen freundlich. Noch war er nicht Opfer
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