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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Aber das sanft geschwungene Dach und die runde Form glichen keinem Gebäude, das sie je gesehen hatten. Der Fahrer stieg aus und trat zu Max und Odette.
    »Das hier ist das Zentrum – das Versammlungshaus –, aber da niemand weiß, dass Sie kommen, schlage ich vor, dass wir zu einem der Häuser gehen und Sie vorstellen. Das der Rawlings ist nur ein Stück den Hügel hinauf.«
    Sie stiegen aus, und Max schloss das Auto ab.
    »Das ist hier nicht nötig«, grinste der Taxifahrer.
    »Ach, ist halt so eine Angewohnheit. Wenn was von der Ausrüstung abhanden kommt, muss ich es aus eigener Tasche bezahlen.«
    Sie gingen unter Bangalow-Palmen hindurch, vorbei an Bananenstauden und Büscheln süß duftender Ingwerpflanzen und standen plötzlich und überraschend vor einer Treppe aus roh behauenen Holzbalken, die zu einem im Laubwerk gut verborgenen Haus hinaufführte. Eigentlich nicht verborgen, dachte Odette, sondern mit dem Hügel verschmolzen. Es schien wie ein Teil der natürlichen Vegetation aus ihm herauszuwachsen. Max und Odette blieben stehen und betrachteten das Haus voller Bewunderung.
    Es war aus altem Holz und handgefertigten Lehmziegeln gebaut, wirkte offen und luftig und war von einer Veranda umgeben, doch es schien auch gemütlich und einladend zu sein. Große, runde Fenster mit eingarbeiteten Vögeln und Blumen aus farbigem Glas waren in die Wände eingesetzt. Pflanzen und Blumen hingen von der Veranda herab, auf der Hängematten schaukelten und ein Windspiel in der leichten Brise klimperte. Ein Huhn beäugte sie kurz aus dem Garten und kratzte dann wieder zwischen den Blumen und Kräutern.
    Der Fahrer ging die Stufen hinauf und rief: »Jemand zu Hause?«
    »Ja. Komm rauf.«
    Peter Rawlings kam über die Veranda, um sie zu begrüßen. Er war groß, kräftig und gebräunt, hatte schulterlanges, mit Grau durchsetztes Haar, war sauber rasiert und trug ein bequemes Batik-T-Shirt, einen gebatikten Sarong um die Hüften und schlammbedeckte Gummistiefel. Er grinste breit und schüttelte dem Fahrer herzlich die Hand.
    »Hallo, Nev. Schön, dich zu sehen. Du hast Freunde mitgebracht.«
    »Na ja.« Dem Fahrer ging plötzlich auf, dass er ihre Namen nicht kannte.
    Odette trat vor. »Hallo. Ich bin Odette Barber, und das ist Max Jenkins. Nev war so gut, uns herzubringen. Wir haben ihn als eine Art Führer angeheuert. Und ich will Ihnen gleich sagen, dass ich Journalistin bin, Max ist Fotograf, und ich möchte mit Ihnen über die Möglichkeit sprechen, einen Artikel über Ihre Gemeinschaft hier zu schreiben.«
    »Ah ja.« Rawlings betrachtete Odette mit einem offenen und freundlichen Blick. »Kommen Sie rein, dann reden wir bei einer Tasse Tee darüber. Ich kann das nicht allein entscheiden, wissen Sie«, erklärte er und zog die Gummistiefel aus.
    Der Fahrer schlüpfte aus seinen Schuhen, Odette folgte seinem Beispiel und bedeutete Max, seine Stiefel auszuziehen.
    Sie betraten das Wohnzimmer des Hauses, und Odette blieb überrascht stehen. »Ach, was für ein wunderschöner Raum!«
    Es gab einen Kamin mit einem großen, bequemen Sofa davor, über das farbenfrohe Decken drapiert waren. Mehrere Schaffelle lagen auf dem Boden, dazu wertvoll aussehende Perserbrücken. In einer Ecke stand ein eiserner Kanonenofen, dessen Schornstein durch das Dach verschwand. Ein Oberlicht war in der Mitte des spitzen Daches angebracht, durch das Sonnenlicht in den Raum gelangte. Die restlichen Möbel waren rustikal, aus klobigem, natürlich gewachsenem Holz gefertigt. Der Raum war von Licht und Farben erfüllt, und einige interessante Dinge standen herum – ein Spinnrad, eine Staffelei, große Keramikvasen mit Ingwerzweigen und Wildblumen, Bücherregale an den Wänden und mehrere Holzschnitzereien.
    Peter Rawlings nahm den Kessel mit heißem Wasser vom Rand des Kanonenofens und stellte ihn direkt über das Feuer. Er füllte ein Tablett mit Keramikbechern, einem Krug, einer Teekanne und einer Schüssel mit Honig.
    »Das sind Töpferarbeiten meiner Frau. Mögen Sie Limonengrastee?« Er goss heißes Wasser über zerdrückte grüne Blätter in der Teekanne und stellte sie dann auf den Couchtisch, der aus einer runden, glatt polierten Baumscheibe bestand.
    »Es tut mir leid, dass wir hier einfach so eindringen, aber es schien keine andere Möglichkeit zu geben, mit Ihnen in Kontakt zu treten, als hier aufzukreuzen. Der Zahnarzt meiner Ressortleiterin ist hierher gezogen, dadurch haben wir von Ihnen erfahren«, sagte Odette, um den Fragen

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