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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Hectors Aufmerksamkeit errungen hatte. Sie hatte gute Manieren, war höflich und schien nie in ein Fettnäpfchen zu treten. Und doch hatte sie etwas Berechnendes, das Kate beunruhigte, während sie die streng, aber teuer gekleidete Frau zwischen den Gästen herumgehen sah.
    Als hätte sie die Beobachtung bemerkt, kam sie zu Kate herüber, die im Schatten saß, und fragte sie, ob ihr der Nachmittag gefiele.
    »Sehr gut. Ich habe noch nie Krocket gespielt. Es macht Spaß.«
    »Sie spielen ausgezeichnet für eine Anfängerin. Einige der Mutigeren unter uns wollen nachher schwimmen gehen. Wir stellen Mannschaften für ein paar Spiele zusammen, wollen Sie mitmachen?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich ziehe es vor zuzusehen.«
    »Wie Sie wollen, Miss MacIntyre, vielleicht werden wir Sie bitten, als Schiedsrichterin zu fungieren.«
    Sie entschuldigte sich und ging weg, aber Kate spürte die Abneigung, die von ihr ausging, und eine merkbare Andeutung ihrer Überlegenheit.
    Zu ihrer Freude bekam Kate bald kurze, herzliche Briefe von Ben, in denen er ihr von seinen Studien erzählte und der Arbeit mit Gartenbauexperten, die momentan einen Teil des Botanischen Gartens von Melbourne erweiterten. Die Briefe waren so freundlich und ungekünstelt, wie Ben immer war.
    Sie munterten Kate auf, und sie teilte Hock Lee mit, dass sie bereit sei, nach Zanana zurückzukehren. Es kam ihr nun nicht mehr so einsam vor wie zu dem Zeitpunkt, als sie erfuhr, dass Ben fort war.
    Hock Lee hob fragend die Augenbrauen. »Du bist also bereit, zurückzukehren und wieder dieselbe zu sein wie vor drei Monaten?«
    »Nicht ganz. Jetzt bin ich viel zufriedener. Ich habe die andere Seite des Flusses gesehen und ziehe das Leben in Zanana vor. Und ich möchte, dass du aufhörst, mich zu einer Heirat zu drängen.«
    Er grinste. »Du hast doch wohl nicht vor, eine alte Jungfer zu werden?«
    »Natürlich nicht! Ich bin noch nicht mal einundzwanzig, Hock Lee! Vielleicht ergreife ich einen Beruf. Viele Frauen tun das jetzt, weißt du.«
    »Du hast einen Beruf. Die Leitung von Zanana.«
    »Das stimmt.« Kate wurde ernst. »Ich habe ein paar Ideen für die Zukunft. Zanana kann nicht für immer ein Genesungsheim bleiben. Die Männer gehen fort.«
    »Manche scheinen es als ihr ständiges Zuhause zu betrachten.«
    »Ja.« Kate seufzte. »Aber sie haben nichts anderes. Keine Familie, keine Arbeit. Doch sie leisten auf andere Weise ihren Beitrag, Hock Lee.«
    »Ja, natürlich. Und was sind das für Pläne?«
    »Oh, bisher sind sie noch recht vage. Ich habe das Gefühl, dass Zanana weiterhin für Gemeinschafts- oder Wohltätigkeitszwecke zur Verfügung stehen sollte …«
    »Und wenn du heiratest? Willst du dann nicht dort leben wie deine Eltern? Du wirst über dein Erbe verfügen können, wenn du einundzwanzig bist, und kannst es dir leisten, stilvoll zu leben.«
    »Ich dachte, das Geld sei für den Unterhalt und die Instandhaltung gedacht, und außerdem will ich nicht auf großem Fuß leben. Mir ist klarer denn je, dass das nicht mein Stil ist. Ich bin ein einfaches Mädchen vom Land.«
    Hock Lee lächelte die hübsche junge Frau an, die da vor ihm saß.
    Dem Herzen nach war sie vielleicht ein einfaches Mädchen, aber die letzten Monate hatten viel dazu beigetragen, sie erwachsen werden zu lassen und ihr eine größere Charaktertiefe zu geben. »Gut, dann also zurück nach Zanana.«
     
    Hock Lee verlangsamte den Wagen, als sie durch das Tor von Zanana bogen und die lange Auffahrt zwischen dicken Palmen und Buchsbäumen entlangfuhren.
    Kate breitete ihre Arme weit aus. »Zu Hause! Endlich zu Hause!«
    Am Eingang des Hauses war eine regelrechte Parade zu ihrer Begrüßung angetreten. Mehrere Veteranen in ihren Rollstühlen, eine Hilfskrankenschwester, Sid und Nettie Johnson, ein strahlender Wally Simpson und die tränenüberströmte Gladys Butterworth standen zu ihrem Empfang bereit.
    Mrs. Butterworth und Kate umarmten sich, während Wally und Hock Lee die Lederkoffer und den großen Schrankkoffer aus dem Kofferraum des Wagens luden.
    »Du siehst wirklich wie eine weltgewandte Dame aus, Kate«, begeisterte sich Mrs. Butterworth beim Anblick der cremefarbenen Crêpe-de-Chine-Bluse und des flotten roten Hutes, des lila Wollkostüms, dessen Rock nur bis zu den Waden reichte und die gut geformten Beine preisgab, und der schwarzen hochhackigen Schuhe mit den Rheinkieselspangen.
    »Nein, ich bin nach wie vor die alte. Ich weiß nicht, was ich jetzt mit all den

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