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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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kostbare Erinnerung war, bewahrt und gehütet wie ein Säckchen glitzernder Kristalle.
    »Tja, dann mach das Beste aus deinen drei Wochen.«
    Odette hängte sich die Tasche über die Schulter. »Das hab ich vor.« Seit sie Zac und das Friedenstal entdeckt hatte, waren Odettes Gedanken ständig dorthin zurückgekehrt. Ihr Artikel über die »New Age-Leute«, wie man sie nannte, und die Fotos des atemberaubend schönen Friedenstals hatten Aufsehen erregt, und die
Gazette
wurde mit Anfragen überhäuft, wo dieses Tal lag. Niemand wusste es, und Odette gab nichts preis.
    Aber wie so viele, die ihren Artikel lasen, begann auch Odette, ihr Leben in Frage zu stellen. Wohin bewegte sie sich? Was wollte sie? Sie konnte diese Fragen nicht beantworten, fühlte sich aber zum Friedenstal hingezogen, auch wenn Zac nicht dort gewesen wäre. Irgendwie schienen sie unlösbar miteinander verbunden zu sein. Es erschien ihr so folgerichtig, dass sich Zac, zumindest für den Augenblick, an diesem magischen Ort niedergelassen hatte.
    Sie hatte um Urlaub gebeten, und als sie entdeckte, wie viel Urlaub ihr noch zustand, wurde ihr klar, dass sie seit ihrer Ankunft in Sydney kaum welchen genommen hatte. Ab und zu war sie nach Amberville gefahren, um Tante Harriet zu beruhigen, und wenn sie im Ausland gewesen war, hatte sie am Ende des Auftrags manchmal noch ein paar Tage angehängt. Aber richtiger Urlaub ohne Pläne und ohne den Druck, sich etwas ansehen oder etwas unternehmen zu müssen … das war etwas Neues. Odette erkannte ebenfalls, dass sie ausgebrannt war. Geistig und körperlich. Ja, sie konnte tausend gute Gründe finden, ins Friedenstal zu fahren. Aber der einzige, der wirklich zählte, war Zac.
    Odette verließ Sydney per Zug an einem völlig verregneten Tag. Es goss in Strömen auf dem windgepeitschten Bahnsteig des Hauptbahnhofs. Die Vororte und Industriegebiete von Redfern und Newtown sahen durch den Wasservorhang vor ihrem Abteilfenster kalt, hässlich und traurig aus. Aber im Abteil war es gemütlich, und Odette machte es sich mit der Taschenbuchausgabe von Edgar Allan Poes Erzählung »Das verräterische Herz« auf ihrem Sitz bequem.
    Später schlief sie, danach ging sie in den Speisewagen und beschloss, sich noch einmal an all den ungesunden Köstlichkeiten gütlich zu tun, die sie jetzt bestimmt wochenlang nicht mehr bekommen würde. Die aufgewärmte Fleischpastete, der Kartoffelbrei, das Erbspüree mit Bratensaft, übergossen mit Tomatensoße, schmeckten wunderbar. Sie spülte alles mit heißem Tee hinunter und hatte nicht das geringste schlechte Gewissen. Sie wusste, dass das Essen im Friedenstal gesund, nahrhaft, bekömmlich und gelegentlich exotisch war, aber jetzt, an einem regnerischen Tag auf der Fahrt nach Norden, eingehüllt in den gemütlichen Kokon des Daylight-Express, war Fleischpastete genau das Richtige. Um das Erlebnis zu vervollständigen, kaufte sich Odette einen Schokoriegel, ging zurück in ihr Abteil und kaute zufrieden, während sie die Seiten ihres Buches umblätterte.
    Als sie die Stadt und die Küstenorte hinter sich gelassen hatten, hörte der Regen auf. Bald kam die Sonne heraus und beschien grau-grüne Koppeln, gesprenkelt mit umgefallenen, ausgedorrten Gummibäumen, Flüsse und Hügel. Odette klappte das Buch zu und gab sich ganz der beschaulichen Betrachtung der Landschaft hin, während sie stetig nach Norden rollten.
    Es war bereits dämmrig, als sie aus dem Zug stieg und die hoch gewachsene, schlanke Gestalt von Zac auf sich zukommen sah. Sein lockiges Haar wehte um seine Schultern, und seine Zähne blitzten weiß in dem lachenden Gesicht. Er trug einen kleinen Strauß weißer Blumen, mit dem er ihr zuwinkte.
    Ihr Herz machte einen Freudensatz. Sie lief auf ihn zu, und er wirbelte sie in einer fröhlichen Umarmung herum.
    Er reichte ihr die Blumen, griff nach ihrer Tasche, nahm ihre Hand, und sie verließen den kleinen malerischen Landbahnhof, dessen weiße Holzgebäude mit Vogelnestfarn und Töpfen mit gelben Ringelblumen und wuchernder Kapuzinerkresse behangen waren.
    »Frieden«, seufzte Odette, als Zacs Fahrzeug den Berg hinunterfuhr. »Sie haben wirklich den richtigen Namen für dieses Tal gewählt.«
    Der Tag neigte sich dem Ende zu, die Sonne versank hinter den gezackten Berggipfeln, und die warmen Lichter aus den Häusern im Tal glimmten durch die Bäume wie Glühwürmchen. Der Geruch von Holzrauch hing in der Luft, vermischt mit dem Duft nachts blühender Blumen, die Blätter der

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