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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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könnte.«
    Den Rest des Weges fuhren sie schweigend, und als sie durch das große Eisentor in die gewundene Einfahrt einbogen, beschloss Kate, dass sie Zanana nie aufgeben würde, was auch immer passierte.

Kapitel neunzehn
    Sydney 1971
    N ach fünf Jahren in London packte Odette ihre Habe zusammen und kehrte nach einem langen Flug durch die Dunkelheit in eine Welt zurück, die ihr vertraut war und die doch anders geworden war. Die Jahre im Ausland hatten Odettes Wahrnehmung verändert. Dinge, die sie früher geärgert hatten, fand sie jetzt liebenswert. Sydney hatte in vieler Hinsicht den Rest der Welt eingeholt, und sie war froh, dass einige Besonderheiten erhalten geblieben waren.
    Sie hielt ihren Einzug bei der
Gazette
als siegreiche Heldin – bekam ihr eigenes Büro, konnte die Artikel schreiben, die sie wollte, und man gewährte ihr Freiheit und Vertrauen in Anerkennung ihrer Verdienste. Odette mochte diese Unabhängigkeit, doch in vieler Hinsicht war es, als sei sie nie fort gewesen. Die Zeit mit Zac im Friedenstal vor fünf Jahren schien unendlich lang her zu sein. Die Wunde in ihrem Herzen war geheilt, wenn ihr auch die heitere Ruhe des Tals in besonders hektischen Augenblicken oft in den Sinn gekommen war – am Trafalgar Square, einmal an der Fontana di Trevi in Rom, im Stau auf dem Santa Monica Freeway. Warum waren alle immer in Eile und nahmen sich nicht die Zeit, stehen zu bleiben, mit anderen Menschen zu reden, tief durchzuatmen und zum Himmel hinaufzublicken?
    Sie beschloss, sich als Erstes um das Schicksal Zananas zu kümmern. Als sie nach dem Hörer griff, um Mrs. Bramble anzurufen, spürte sie die vertraute Erregung, die sie stets überkam, wenn sie eine herausfordernde Geschichte witterte.
    Mrs. Bramble reagierte zurückhaltend auf Odettes Vorschlag, sie zu besuchen. »Ich möchte meinen Sohn nicht in Schwierigkeiten bringen. Er arbeitet in der Stadtverwaltung und war derjenige, der herausgefunden hat, was da vorgeht«, erklärte sie Odette.
    »Dann kommen Sie doch in die Stadt zu mir in die Redaktion, und wir reden hier oder gehen einen Kaffee trinken – was halten Sie davon?«
    Mrs. Bramble wartete nervös auf Odette am Empfang im fünften Stock der Australischen Zeitungsgesellschaft. Als sie Odette mit wippenden Locken und einem breiten Lächeln den Flur entlangeilen sah, entspannte sich Mrs. Bramble. »Du hast dich nicht verändert, seit du ein kleines Mädchen warst, Odette. Ich habe dich oft beobachtet, wie du mit deinen fliegenden Locken die Straße hinaufgerannt bist. Ach, wie stolz deine Mum und dein Dad jetzt auf dich wären.«
    Sie gingen in ein kleines italienisches Café in der Rowe Street, und Mrs. Bramble war fasziniert von der zischenden Espressomaschine und dem exotischen Kuchenangebot. Vom Einfluss der vielen neuen Einwanderer war in Kincaid nicht viel zu spüren.
    Nachdem sie ihren schaumigen Cappuccino und die honigsüßen Halvastückchen vor sich hatten, erzählte Mrs. Bramble, was sie wusste.
    »Mein Sohn arbeitet in der Planungskommission der Stadtverwaltung, und da er aus Kincaid stammt, spitzte er die Ohren, als Zanana erwähnt wurde. Es liegt ein Antrag einer großen Baufirma vor, Zanana als Bauland freizugeben und Häuserblöcke darauf zu errichten bis hinab zum Flussufer. Kein Uferstreifen für die Vögel, nicht mal ein kleiner Park für uns Anwohner. Viele von uns sind besorgt, dass sie alles einebnen werden, einschließlich der alten Bäume und der Gärten. Es sah immer so hübsch aus vom Wasser, ich kann mir vorstellen, wie schön das Grundstück sein muss, und es wäre furchtbar schade, das alles zu verlieren, Odette. Es ist ein Teil unseres Lebens, und es liegt uns sehr am Herzen.«
    »Mir auch«, murmelte Odette.
    »Ich denke, wir Anwohner haben es immer als eine Selbstverständlichkeit betrachtet, wie so vieles andere. Zanana gehört zu unserer Lokalgeschichte, und obwohl die meisten von uns das Grundstück nie betreten haben, hängen wir doch daran. Der Gedanke, dass alles abgerissen wird und dafür hässliche, billige Wohnblocks errichtet werden, hat uns ganz schön zornig gemacht, das kann ich dir sagen.«
    »Das ist sehr interessant, Mrs. Bramble. Heutzutage stellen nur wenige Leute Fragen, wenn alte Häuser abgerissen werden. Das wird als Fortschritt bezeichnet. Haben Sie etwas gegen den Fortschritt?«
    »Na ja, wir brauchen zweifellos mehr Wohnungen bei all diesen Zuwanderern, und viele Menschen bekommen dadurch Arbeit. Aber einige von uns

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