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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Beinen auf eine Matte und stellte den Teller vor sich hin. Mit einer Geste forderte er Catherine auf, ihm gegenüber Platz zu nehmen. »Nehmen Sie den
patla,
Sir.« Er deutete auf einen niedrigen Holzstuhl, aber Robert ließ sich unbeholfen neben Catherine auf dem Boden nieder.
    Der Guru riss ein Stück
chapati
ab, schaufelte ein wenig Reis hinein, aß langsam und bedeutete Robert und Catherine, es ebenso zu machen. Sie aßen so wenig wie möglich, um den Guru nicht seines kärglichen Mahls zu berauben, denn abzulehnen wäre unhöflich gewesen. Kurze Zeit kauten sie alle schweigend.
    »So, wen von Ihnen beiden soll ich unterweisen, und wer hat Sie auf den Pfad zu mir gebracht?«, fragte der Guru schließlich.
    Robert sah Catherine an, die sich plötzlich unsicher fühlte, ihre Hände im Schoß verschränkte und mit leiser Stimme sprach. »Maharini Fatima schlug mir vor, Sie zu besuchen.«
    Wieder schaute er von Robert zu Catherine. »Wir werden essen und Tee trinken, und dann werde ich mit Ihnen reden.« Er wandte sich an Robert. »Sind Sie ein in Indien stationierter Engländer?«
    »Nein, wir sind zu Besuch hier. Wir kehren nach Australien zurück, wo ich mich niedergelassen habe.«
    Der Guru nickte. »Ah ja. Erzählen Sie mir von Ihrem Leben dort.«
    Während Guru Tanesh sein Mahl beendete, erzählte ihm Robert, wie er von Schottland nach Sydney gereist war, sich mit Hock Lee angefreundet hatte und welches Glück sie gehabt hatten, auf Gold zu stoßen. Wie sie gemeinsam ein blühendes Geschäft aufgebaut hatten und er nach Schottland zurückgekehrt war, wo er Catherine geheiratet hatte, die er nun in ihr neues Heim bringen würde. »Obwohl ich unser Heim erst bauen muss. Ich habe vor, ihr das prächtigste Haus von Sydney zu bauen«, schloss er und lächelte Catherine an.
    »Wo man wohnt, ist nicht so wichtig wie das, was man in sich hat. Ich bin hier genauso glücklich wie in einem Palast.«
    Robert warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich möchte meine Frau glücklich machen. Ich kann es mir leisten, ihr Bequemlichkeit und Wohlstand zu geben. Darin kann ich nichts Falsches sehen.«
    »Nein, aber man darf dabei das Geben von Liebe und Frieden nicht vernachlässigen. Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden, ich möchte mit Ihrer Frau sprechen. Draußen beim Feuer finden Sie frisches Wasser und Tee.«
    »Catherine, ich will nicht …«
    Sie lächelte und legte ihm die Hand auf den Arm. »Mach dir keine Sorgen, Liebster. Mir wird nichts geschehen.« Plötzlich wollte sie Robert nicht in ihrer Nähe haben. Was immer der weise Mann ihr mitzuteilen hatte, sie würde Robert später darüber berichten.
    Robert verließ die Lehmhütte und starrte nachdenklich in das glimmende Feuer, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Auf was um Himmels willen ließ Catherine sich da ein? Was taten sie hier in diesen abgelegenen Bergen Indiens? Er schaute sich um und sah den Jungen mit untergeschlagenen Beinen neben der Tonga sitzen. Im Schatten der dunklen, hoch aufragenden Bäume sah er eine Gestalt vorübergehen, die ein großes Bündel Äste und Zweige wie einen riesigen Turban auf dem Kopf trug. Robert konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. In seiner momentanen Verfassung kam ihm die Gestalt wie ein sonderbarer Vogel vor.
    Ein Schauder überlief ihn. Er verspürte plötzlich den überwältigenden Wunsch nach einer vertrauten Umgebung, nicht nach der nebeligen Landschaft Schottlands, sondern der sonnigen Weite mit Gummibäumen, leuchtend blauem Himmel und dem Stück Land am Paramatta, wo er den geplanten Palast für Catherine bauen wollte. Ihm kam ein Gedanke, als er sich an ihre begeisterte Schilderung des Besuchs im Zanana erinnerte. So würde er ihr gemeinsames Heim nennen … ein Zufluchtsort, hatte sie gesagt. Er lächelte vor sich hin. Seine sanfte kleine Braut zeigte in der Tat eine gewisse Unabhängigkeit. Sollte sie doch ihre Launen genießen – dazu waren Flitterwochen schließlich da. Schon bald hieß es zurückkehren in die Wirklichkeit und sich anpassen an das Eheleben.
    Auch Catherine fühlte sich überwältigt. Der Guru sprach zu ihr in einfachen und doch gewichtigen Worten. Während er ihren Geist für neue Einsichten öffnete, erkannte sie, dass der Pfad, der zu Harmonie und Freude führte, nur in ihr selbst zu finden war. Sie hatte das Gefühl, von Guru Tanesh auf etwas vorbereitet zu werden.
    »Es kann ein einsamer Weg sein, selbst mit einem liebenden Gefährten an Ihrer Seite. Sie

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