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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Damen trugen.
    Catherine schaute nach rechts und links, während sie den prächtigen Korridor entlanggeführt wurden. Die weiß getünchten Wände waren mit Fresken ineinander verschlungener Blumen und geometrischen Mustern bedeckt. Das kühle Dämmerlicht des Korridors wurde von bogenförmigen Fenstern unterbrochen, die mit einem feinen steinernen Flechtwerk aus Blumen vergittert waren. In das durchbrochene steinerne Blumenmuster waren bunte Glasstückchen eingefügt, die regenbogenfarbenes Licht auf die Schatten warfen.
    Die hohen, mit Schnitzereien aus indischen Fabeln und Mythen bedeckten Türen am Ende des Korridors öffneten sich, und sie wurden von der lächelnden Maharini begrüßt, deren runder, fülliger Körper in blaue, goldbestickte Seide gehüllt war.
    Lady Willingham legte die Hände aneinander und hob sie zum traditionellen Gruß vor das Gesicht. Catherine machte es ihr nach und wurde vorgestellt.
    »Willkommen in unserem Zanana. Bitte machen Sie es sich bequem.«
    Die alte Maharani führte sie in die Mitte des unmöblierten Raumes, wo große Kissen aus Seide und Samt auf wertvollen Teppichen lagen, die den Marmorboden bedeckten. Unbekümmert ließ sich Lady Willingham auf dem Boden nieder, setzte sich anmutig auf eines der Kissen und ordnete ihren Crêperock um ihre Beine.
    Mehr als ein Dutzend Frauen befanden sich in dem großen Raum – die zweite und dritte Frau des Maharadschas, ihre beiden Mütter und die Tochter der alten Maharari. Die anderen Frauen waren Schwestern des Maharadschas, Verwandte der anderen beiden Frauen und ihre Dienerinnen.
    Catherine versuchte, die drei Ehefrauen nicht zu auffällig zu betrachten, aber es schien keine Rivalität zwischen ihnen zu geben. Sie kicherten und plapperten wie niedliche kleine Vögel, doch es war nicht zu übersehen, dass die alte Maharani im Zanana das Sagen hatte.
    Sie trugen alle farbenprächtige Saris, doch Catherine fiel auf, dass die Ehefrauen in kostbare Seide gekleidet waren, während die anderen Damen Saris aus feinstem Musselin trugen. Alle waren reichlich mit Schmuck behängt, wenn auch die Goldarmreifen der Maharanis mit Edelsteinen besetzt waren. Ihre Halsketten, Ringe und Ohrringe waren reich verziert, und es dauerte nicht lange, bis sich das Gespräch dem letzten Besuch des
bangriwalla
zuwandte – des Schmuckverkäufers.
    Die alte Maharani klatschte in die Hände und ließ sich das Kästchen mit ihren Einkäufen bringen, und bald waren die Damen damit beschäftigt, die Armbänder und Armreifen aus kostbarem Metall, geschliffenem Glas und winzigen Staubperlen zu bewundern und anzuprobieren.
    Während diese Frauen in
purdah
selten den Palast verließen, hatten Besucher und Händler Zugang zum Zanana. Wenn es ein Mann war, bedeckten die Frauen ihre Gesichter mit Gazeschleiern oder saßen hinter einem
purdah
-Schirm. Sie suchten sich Färbemittel für ihre Saris aus Seide oder weichem Musselin beim
sariwalla
aus. Der
attarwalla
, der ihnen Parfüms verkaufte, mischte ihnen besondere Düfte für wichtige Anlässe.
    Während die Frauen plauderten und lachten, zog eine Dienerin sanft an einer langen Kordel, die den
punkah
über ihnen bewegte. Das schwere Tuch aus Brokat hing zwischen zwei Bambuspfählen, bewegte sich vor und zurück, fächelte und kühlte die Damen.
    Bald wurden
thalis
– Tabletts aus gehämmertem Silber – hereingetragen und in der Mitte der Gruppe abgestellt. Jedes Schüsselchen, bedeckt von einem Tuch, enthielt kleine Süßigkeiten, Kuchen und Delikatessen, alle mit dünner Gold- und Silberfolie dekoriert, so dass es wie ein Mahl aus Juwelen aussah.
Chai
, gesüßter milchiger Tee, wurde in Kelchen serviert, zusammen mit
lassi
, einem erfrischenden Joghurtgetränk.
    Nach dem Essen begaben sie sich alle an die von Bambusvorhängen verhangenen Fenster und machten es sich auf Kissen und Teppichen bequem, um die für sie arrangierte Unterhaltung unten im Hof zu beobachten. Unter einem Baldachin auf vier Pfosten traten Musikanten, Sänger und Tänzer auf. Ihnen folgten Zauberer mit dressierten Tieren, deren Künste das Publikum begeisterten.
    Am Ende dieser Vorstellung erhob sich Lady Willingham und verabschiedete sich von der alten Maharani und den Damen des Zananas.
    Catherine bedankte sich ebenfalls mit glänzenden Augen bei der Maharani. »Es war der interessanteste Tag meines Lebens. Ich danke Ihnen vielmals, dass ich herkommen durfte.« Sie wusste nicht, wie sie jemals Lady Willingham dafür danken sollte, ihr

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